Erstmal großen dank an alle für die ausführliche und vor allem konstruktive Kritik. War heut viel unterwegs, Geburtstag, Wählen und zu guter letzt noch die Kleine Baden, deshalb schreibe ich erst so spät

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Nun versuche ich mal zu antworten.
Warum hast du 3 Bilder so schief aufgenommen? (da hätte ich wirklich gerne eine Antwort drauf.)
Für meinen Geschmack ist die Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit von schiefen Bilder sehr stark auf einige wenige Ausnahmen begrenzt. In diesem 3 Bildern (1,3,4) bindet das Schiefe bei mir zu viel Aufmerksamkeit und lenkt von den eigentlichen Motiven ab.
Ich habe in der Tat zweierlei Aufnahmen gemacht. Zum einen gerade und zum anderen schief. So wirklich sieht man ja erst am PC, wie es wirkt. Mir hat aber schon auf der Kamera das Bild so schief besser gefallen.
Der Gedanke war hierbei der, etwas verrücktes reinzubringen, wie "Abecker" es schon erahnt hat. Hab so etwas ähnliches schon vorher mal gesehen und dieses schiefe hat mir sehr gut gefallen. Ob es jetzt in allen Bildern sein musste...naja, war halt so n kleiner Tick.
Aber gerade das mit dem Rollstuhl war tatsächlich so gewollt. Ich hab den im Nebenzimmer stehen gesehen und das Bildwar sofort in meinem Kopf. Der Rollstuhl sollte nicht unbedingt das Herz des Bildes darstellen, sondern lediglich zur Stimmung beitragen.
Das zweite Bild hingegen gefällt mir gut. Das Histogramm deutet fast schon auf ein Low-Key Bild hin. Die meisten Tonwerte sind im unteren Viertel. Es gibt keine Abbrüche nach oben oder unten, das passt gut.
Das Bild wirkt jedoch trotz der eher dunklen Töne eher hell als düster. Dies wird gerade durch die sichtbaren Lichtstrahlen noch unterstützt.
Von der Bildkomposition ist es größtenteils gelungen. Das Fenster liegt recht genau auf dem Goldenen Schnitt auf der horizontalen Achse. Dies trägt zur ruhigen Stimmung des Bildes bei. Der Teil der Medizinischen Wochenschrift liegt außerhalb des Goldenen Schnitts und auch nicht auf einer der Drittel Achsen. Das bringt für mein empfinden etwas Unruhe in das Bild rein, die dem Bild nicht unbedingt gut tut.
Die Schwarzweiß Umwandelung finde ich gut gelungen. Und trägt zur Grundstimmung bei.
Alles in allem gefällt mir das Bild ganz gut. Der starke Kontrast und sichtbaren Lichtstrahlen wirken gut mit dem Schwarzweiß-Bild zusammen.
Danke für das Lob. Zum Bildaufbau muss ich sagen, dass der Raum mehr als klein war und die Kamera praktisch schon in der Wand war

. Der Bericht lag tatsächlich so da, also da ist nichts gestellt. Ich fand diese Stimmung dermaßen interessant, dass ich es einfach so gelassen habe und nichts verändern wollte (was ich allgemein nicht mache, bis auf den Rollstuhl

). Zudem fand ich, dass der Artikel einen regelrecht auf den Boden der nackten Wahrheit reißt, wenn man so druch das Bild schweift. Zum einen ist es etwas ruhig und verträumt, so wie man es zur Erholung braucht, zum anderen liegt da ein Artikel über Krebs, was einen wieder an die Ernsthaftigkeit erinnert.
Wenn ich deine Kritik so lese, fallen mir tatächlich Punkte auf, die man EVTL hätte besser machen können. Aber Platzmäßig war da fast nicht mehr rauszuholen.
Nochmals Danke für deine ausfürchliche Meinung

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Oder englische Bildtitel. Gern auch falsch geschrieben...
Wenn auf mich bezogen...ich bin ungefähr so kreativ wie eine Bergschnecke, wenn es um Bildtitel geht. Dazu kommen meine grandiosen Englischkenntisse und den komischen Drang, Google übersetzen zu lassen. Musst mal meine Bildbeschreibungen auf Flickr z.B. lesen. Ich denke, da hast du was zu lachen

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Ich bin kein großer Freund von HDR, aber ich finde, hier sind Einsatz und Maß gut gelungen.
Die Schieflage finde ich weder störend noch gedankenlos eingesetzt (wie Garek zu glauben scheint). Ganz im Gegenteil: Ich halte sie für einen wesentlichen Teil der Interpretation des Themas.
Simpel gesagt: schief = ver-rückt, auf den Betrachter einstürzende Linien = bedrohlich, bodennahe Perspektive = unterlegen.
Meiner Meinung nach nimmt Chris213 in den Bildern die Perspektive eines imaginären Patienten der Klinik ein. Aus diesem Blickwinkel ist "die Medizin" keine Heilkunst, sondern Instrument der Unterdrückung, die Psychiatrie kein Ort für "Irre", sondern von Irren erdacht.
Dass das durchaus funktioniert, selbst wenn man die Haltung nicht teilt, zeigt der Kommentar von Garek zu Bild 2:
"Der Teil der Medizinischen Wochenschrift liegt außerhalb des Goldenen Schnitts und auch nicht auf einer der Drittel Achsen. Das bringt für mein empfinden etwas Unruhe in das Bild rein, die dem Bild nicht unbedingt gut tut."
Ich glaube, aus der Sicht des Fotografen (bzw. des imaginierten Patienten) ist genau das die Rolle der "Medizin": sie bringt Unruhe rein, die nicht unbedingt gut tut...
Alles in allem sind es für mich spannende, sorgsam inszenierte Bilder, wie eine Einladung zu einem Horrortrip.
Eine sehr interessante Interpretation und vor allem freut es mich, dass es so rüberkommt. Genau DAS wollte ich erreichen. Besonders der fett markierte Text ist 1:1 mein Gedanke dabei gewesen.
Meine Frau ist letztes Jahr nach der Geburt unserer Tochter an einer schweren Psychose erkrankt (geht ihr wieder gut), daher konnte ich mich fast schon in so einen Patiente hinein versetzen. Es ist in der Tat eine "ver-rückte" Ansicht der Realität. Wenn man sowas nicht erlebt hat, kann man sich das nur schwer vorstellen.
Außerdem freut mich, dass der HDR-Effekt im Rahmen bleibt. ich finde, bei solchen Bildern ist er sehr hilfreich, was Atmosphäre (surreal) und Belichtung (viele sehr helle und sehr dunkle Stellen) betrifft.
Moin,
ich habe erst die Kritik an den schiefen Bildern gelesen und sie dann gleich mit Vorurteil im Kopf angeschaut. Aber siehe da: Ich kann die Kritik nicht unterstützen. Mir gefallen die Bilder alle ausgesprochen gut. Sauber komponiert, gut bearbeitet. Ich mag keine Bilder, die sehr nach HDR aussehen: Diese sehen nicht nach HDR aus. Alles in allem:

Ich bin kommenden Samstag auch an so einem Ort. Ich wünsche, ich bekomme nur ansatzweise ähnlich gute Bilder hin.
Die EXIFs sagen alle "100 mm". 100 mm finde ich bei dieser Art der Fotografie interessant bis sportlich. Was war denn für ein Objektiv?
Gruß
Rainer
Auch hier vielen Dank für dein Lob. Es sind tatsächlich nur 10mm mit dem Canon 10-22mm an einer 60D. 100mm wären in der Tat sportlich

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Ich wünsche dir viel Spaß bei deiner Tour und viel Erfolg bei den Bildern

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@Garek: Wir scheinen völlig unterschiedliche Vorstellungen von Interpretation zu haben.
Mir geht es nicht darum, die Intention des Fotografen zu "erraten", auch "beweist" ein schriftliche Erklärung des Fotografen nicht, wer richtig und wer falsch liegt.
Es ist wie immer bei Kunst: Der Betrachter vervollständigt das Werk. Schließlich sind wir nicht in der Schule...
Ich finde es gut, wenn sich Meinungen so stark Teilen. So sieht man, wie unterschiedlich ein Bild auf verschiedene Personen anprechen kann. Der eine sieht die rein fotografischen Aspekte im Vordergrund, der andere interpretiert da was ganz besonderes mit hinein. Beides hilft ungemein, sich zu verbessern. Ich kann nur nochmals vielen Dank dafür sagen!