Ich habe im Laufe meines (fotografischen) Lebens soo viele Fotografen gesehen, die (ob nun Urlaub oder heimischer Fotostreifzug) mit ner ganzen Batterie an Zooms um den Hals rumrennen und, wenn sich ein Motiv zeigt, immer den gleichen Mechanismus in Gang setzen: Linse ans Auge, aufs Motiv gerichtet, am Zoom den Ausschnitt bestimmt ... und ausgelöst. Hört mir doch bitte auf mit der Mär, dass Ihr Euch mit nem Zoom auch nur einen Meter nach links oder rechts bewegt. Ich behaupte (ganz ketzerisch), dass das die allerwenigsten tun. Komme ich mit diesen Fotografen dann ins plaudern, dann stellt sich - allermeist - raus, dass die richtig stolz sind auf ihre Teile und dass sie die bewundernten Blicke der Passanten geil finden. Redet dagegen; es is aba so meine Erfahrung. Ne frühere Fotofreundin hat sich ganz bewußt die Bridge gekauft, die den größten Brennweitenbereich hat. Aberwitztige 20mm - 1200mm (umgerechnet). Was war sie stolz, als sie nach vier Tagen Madrid mit 5000 Bildern nach Hause kam. Ein Mischmasch an Bildchen, Motive hergezoomt, allermeist ohne Sinn und ohne Verstand. Sie hatte eigentlich Talent und sie schaffte einige ordentliche Bilder. Der große Rest aber ... hm, Schwamm drüber. Allgemeines Amateurgeballere halt. (Bitte nicht falsch verstehen ... das ist grundsätzlich völlig iO so; jede lebe nach seiner Facon, jeder tut das, was ihm Spaß macht. Wie weit das dann, im Sinne unserer Unterhaltung, ernstzunehmen ist, steht auf einem anderen Blatt).
Wie oft ist hier die Rede davon, dass die Leute nach "passenden" Linsen für den Urlaub auf ner exotischen Insel, einer geilen Stadt oder schlicht Hinterpruideifi fragen. Meist hab ich den Eindruck, dass sie für alle ebentuellen (fotografischen) Situationen gewappnet sein wollen (man will jaaa kein Motiv verpassen - typisches Anfängerverhalten): vom Käfer auf der Mauer, megaweite Landschaftensperspektiven (völlig wurscht, ob das dann noch gut ausschaut oder nicht), allerentfernteste Dinge heranzoomen, Bilder bei gleißendem Mittagslicht oder - was für ein Paradoxum - mitten in dunkelster Nacht. Ach ja, Bokeh ... DAS moderne Gestaltungsallheilmittel ... blöderweise (meist) nur mit lichtstarken FBs zu erreichen. Polemik? Ja, vielleicht. Aber dennoch gelebte und erlebte Realität. Und so rennen halt alle mit zwei oder drei Zooms um den Hals durch den Ulraub, den Rest ab die die Tasche der Freundin. (im Übrigen staune ich immer, dass hier zur Argumentation scheints nur der Urlaub zum Fotografieren taugt. Hier gehts dann doch eher um Erinnerungsaufnahmen fürs Publikum daheim. Ich kann mir beim besten nicht vorstellen (ja, tut mir leid), dass ich im Urlaub mit einer Partnerin im Schlepptau, oder vielleicht gar ner Reisegruppe, vor allem wenn sie/die fürs bremsende Hobby so gar keinen rechten Geist hat, bewusst und ernsthaft fotografieren kann. Da wird geknipst. Linse ans Auge, Ausschnitt gezoomt, ausgelöst.
Ein Foto zu gestalten ist halt für mich - für mich! - bisserl mehr. Das fängt bei der Konzentration an und hört bei der Umsetzung auf. Und ja, potzblitz, ich (ich!) habe die Erfahrung gemacht, dass es hier erheblich einfacher (besser, zielgerichteter, leichter, sinnvoller - nichtszutreffendes bitte streichen) ist, das mit nur einem Objektiv, möglichst mit einer Brennweite, zu tun. Allen Leuten aus meinem Umfeld, die ich überzeugen konnte, sind fotografisch gewachsen (gerade was die Gestaltung angeht - das hier gern kolportierte Wort Kreativität" triffts halt nicht (auch wenn ich es sicher hier selber schon mal verwendet hatte). Alle. Und dem Großteil der scheints recht selbstgefälligen Gegenredern hier (entschuldigt bitte) nehm ich nicht ab, dass sie überhaupt verstehen, was ich rüberbringen möchte (entschuldigt bitte). So wird dann halt das ganze in die Esoterik-Ecke geschoben. Wer n paar k Euro in seine Ausrüstung steckt, der will das natürlich nutzen. Völig verständlich und auch völlig ok. Ich war früher auch so
Aber dann hört mit Eurer schwachen und wesensfremden Gegen-Argumentation auf.
Und mein Lieblings-Hero, der scheints immer noch schlecht schläft, weil es ihn wurmt, dass er sich so gar kein Bild von meiner Fotografie machen kann. Mei ... wie oft soll ich es Dir noch schreiben ... es geht nicht im meine Bilder ... es geht um das, was ich schreibe.