AW: Re: Makroumbau
Einfaches Umdrehen ohne zusätzliche Auszugsverlängerung ergibt nämlich immer dann einen größeren Abbildungsmaßstab als die Normalstellung, wenn das Objektiv so asymmetrisch aufgebaut ist, daß [...]
Ja, schon klar. So ist das Gerücht, man müsse Objektive zu Macro-Zwecken umdrehen, ja erst entstanden. Aber ich sehe nicht, wo ein Vorteil gegenüber einem Zwischenring liegen soll (der zudem billiger und technisch weniger aufwendig ist als ein Umkehr-Adapter mit Kabel).
Billig ist das Umkehren nur, solange man ein manuelles Objektiv bzw. ein EF-Objektiv mit dem Arbeitsblenden-Trick bei Canon benutzt. Dann besteht der Umkehrring nur aus einem Stück Metall mit Bajonett auf der einen und Filtergewinde auf der anderen Seite. Das will der TO aber nicht. Er will volle Steuerung inkl. Autofokus - und ging irrtümlich davon aus, ein Umkehrrring sei hierfür eine geeignete Option.
Die verkabelten Umkehr-Adapter, die der TO anspricht, werden erst dann interessant, wenn man weit über 1:1 hinaus will, z. B. hinter einem Balgen.
Einfach – schon, aber Nahlinsen sind noch einfacher. Und in der Regel besser.
Okay, mit Macros von Käfern und Spinnen habe ich kaum Erfahrung. Aber vor ein paar Jahren habe ich mich stark mit dem Dia-Digitalisieren beschäftigt und in dem Zusammenhang viele Kombinationen durchprobiert. Dabei ging es in etwa um den Maßstab 1:1,5 (KB-Dias auf APS-C-Kamera).
Zum Beispiel besitze ich das Cosina-Macro, das von sich aus bis zum Maßstab 1:2 geht und mit einem Achromaten geliefert wird, der dann auch 1:1 erlaubt. Das habe ich umfangreich ausprobiert, sowohl mit dem Achromaten als auch alternativ mit Zwischenringen.
Bei "meinem Maßstab" 1:1,5 waren im abgeblendeten Zustand (Blende 11) die Bilder kaum unterscheidbar, aber mit minimalem Vorteil für die Zwischenring-Variante. Aufgeblendet war das Ergebnis mit Zwischenringen besonders an den Rändern/Ecken etwas schärfer als mit dem Achromaten.
ein Normalobjektiv in Normalstellung am Zwischenring ist so ungefähr die dümmste Methode – erst recht, wenn man flache Vorlagen abfotografieren will.
Bevor ich das Cosina Macro hatte, habe ich für meine ersten abfotografierten Dias das Nikon AF 1,8/50 mit Zwischenringen benutzt. Das lieferte im abgeblendeten Zustand auch sehr gute Ergebnisse; höchstens bei sehr kritischer Betrachtung war die Schärfe in den Ecken minimal schlechter. Es trat übrigens auch keine sichtbare Verzeichnung auf - was beim Abfotografieren von Dias nicht unwichtig ist.
Der einzige Fehler, den ich beobachtet habe: Bei starkem Abblenden (etwa ab Blende 16) tritt in Bildmitte ein hellerer Fleck auf. Warum auch immer.
Ein Normalobjektiv in Normalstellung mit Nahlinse oder Vorsatzachromat ergibt eine weit bessere Abbildungsleistung, und bequemer in der Handhabung ist's obendrein.
Mit Achromat mag das im Einzelfall stimmen; müsste man im konkreten Fall gegen die Zwischenring-Variante testen. Aber mit einfachen Nahlinsen? Ganz bestimmt nicht.
Testen kann ich das nicht, weil ich keinen Achromaten für mein Normalobjektiv habe - nur eine (sehr miese) einfache Nahlinse.
Ich besitze aber einen 62 mm Marumi +5 Achromaten - hauptsächlich für die Verwendung mit meinem Camcorder, an dem ich ja das Objektiv nicht wechseln kann. Aber natürlich habe ich damit auch schon fotografiert, z. B. auf dem Nikon AF 1,8/85 (alte Version ohne D). Das Ergebnis ist ziemlich gut und mit etwas Abblendung auch randscharf, allerdings tritt eine gewisse optische Verzeichnung auf (oder wird die Verzeichnung des Objektivs verstärkt). Setze ich das gleiche Objektiv mit Zwischenringen ein, habe ich kaum Verzeichnung. (Die Schärfe habe ich noch nicht intensiv auf Pixelebene verglichen; sie war jedenfalls in beiden Varianten brauchbar.)
Als weiteren Vorteil der Zwischenring-Variante habe ich empfunden, dass man bei gleichem Abbildungsmaßstab etwas mehr Distanz zum Motiv bekommt. Etwa das Abfotografieren von Dias aus dem Diaprojektor mit dem Cosina-Macro geht besser, wenn man Zwischenringe einsetzt; mit Achromat ist man schon so nah am Diaprojektor dran, dass das herausfahrende Magazin gegen die Kamera stoßen kann.
Das sind jetzt "nur" praktische Erfahrungen ohne wissenschaftliche Basis. Zudem habe ich Macro fast immer mit Festbrennweiten gemacht, nur selten mit Zooms. Aber aufgrund dieser Erfahrungen neige ich im Zweifelsfall eher zu Zwischenringen als zu Achromaten - und auf gar keinen Fall zu einfachen Nahlinsen.
Einfache Nahlinsen sind nur grausam. Da habe ich auch noch nie eine Ausnahme erlebt (hatte welche von Hama und B+W).