Echte Makroobjekive bilden bei Landschaftsaufnahmen (Fokussierung auf unendlich) oft oder immer ? etwas unschäfer als vergleichbare normale Objektive.
Das ist noch ein Erfahrungswert aus alten analogen Zeiten. Der Hintergrund ist ganz einfach: ein Objektiv hat prinzipiell optische Mängel die korrigiert werden müssen. Eine Korrektur die ein Problem behebt, erzeugt in der regel mindestens ein weiteres Problem.
Ein Objektiv darauf zu berechnen, daß es bei Unendlichkeitsstellung (bzw. ab dem 100fachen der Brennweite) seine optimale Leistung (Auflösung, Mikrokontrast, Farbrendering) hat, ist relativ einfach. Es ist auch relativ einfach, ein Objektiv so zu berechnen, daß dies alles für den Nahbereich (näher dem 10fachen der Brennweite) zutrifft, aber schwierig wird es dann, wenn das Objektiv in beiden Bereichen gut sein soll UND dann vielleicht auch noch zu den Rändern hin nur einen geringen Leistungsabfall haben soll UND vielleicht noch lichtstark sein soll ....
Da ich sie beide exzessiv verglichen habe: Das Leica Apo-Macro-Elmarit-R 1:2,8/100 erfüllt z.B. alle obigen Ansprüche, gut im Nah&Fernbereich, absolut offenbelendentauglich (das Auflösungsvermögen wird durch Abblenden kaum noch gesteigert), sehr geringer Leistungsabfall zu den Rändern hin. Der technische Aufwand ist dafür beträchtlich, sowohl optisch (8 Linsen in 6 Gruppen), als auch mechanisch (das Objektiv hat den mechanischen Aufbau eines Zooms, da im Nahbereich auch die Brennweite geändert wird)
Dem gegenüber steht das kleine Leica Macro-Elmar-R 1:4/100. Ein konventionelles Makro, auch gut für Zwischenringe/Balgen geeignet. Im Nahbereich kaum schlechter als der große Bruder, für Kenner primär durch das Bokeh in Spitzlichtern zu unterscheiden (8 zu 7 Blendenlamellen), aber nicht Hinsichtlich der restlichen Bildparameter. Im Fernbereich aber deutlich schwächer, aus Pixelpeepersicht im Vergleich zum 100er Apo.
Der Aufwand ist dann auch deutlich geringer: 4 Linsen in 3 Gruppen.
Heute wird bei Makros meist ein größerer Aufwand betrieben, man sehe sich nur mal das EF 100mm 1:2.8L Macro IS USM an mit seinen 15 Linsen in 12 Gruppen oder auch bloß das Canon EF Macro 100mm 1:2,8 USM mit 10 Linsen in 9 Gruppen.
Wobei die Anzahl der Linsen natürlich nur ein grober Hinweis ist, spezielle Glassorten mit exotischen Brechungsverhalten und die Art des Schliffs spielen auch noch mit rein.
Jedenfalls sind moderne Makros nicht nur für den Nahbereich korrigiert sondern im Regelfall noch ausreichend gut genug für den Fernbereich, um jedes Mittelklasse Zoom abzuwatschen (wobei, dafür reichts beim kleine Macro-Elmar auch noch).