Deine M9 konnte wahrscheinlich in der Schweiz umgebaut werden. Alles, was bei uns in der Schweiz gemacht werden kann, z. B. auch Messsucherabstimmung bei M9 und MM, geschieht innerhalb kürzester Zeit und wird supergut erledigt. Leider konnte meine M240 nicht in Nidau gewartet werden und musste dreimal nacheinander nach Solms bzw. Wetzlar mit demselben Problem (dejustierter Messsucher). Ich hatte die Kamera im ersten Jahr während insgesamt fünf Monaten nicht wegen eines normalen Problems, das dann prompt auch beim dritten mal nicht behoben wurde.
Das dürfte es sein. In der Hinsicht machen mir die 3 Monate mehr Angst, es scheint so, dass weltweit die Reparaturen ausschließlich von Leica Deutschland erledigt werden können. Potentiell betroffen sind über 40.000 Kameras.
Die werden nicht alle auf einen Rutsch in Solms/Wetzlar landen, nur schon, weil viele Betroffene das Problem am Anfang gar nicht sehen werden. Viele Leica-Nutzer verwenden die Kameras und die lichtstarken Objektive für Fotos bei möglichst offener Blende, aber bei 50mm sehe ich erst ab f/5.6 oder so nur schon
Staub. Um den vom Korrosions- / Ablöseproblem unterscheiden zu können muss man reinzoomen und mit älteren Bildern vergleichen, oder gleich das Mikroskop rauskramen. Wer außer ein paar, sorry, Nerds macht das schon regelmäßig?
Es wird auf ein juristisches Problem hinauslaufen, und ein PR-Problem. Weniger ein praktisches Problem für den größten Teil der Nutzer.
Juristerei: Leuten mit dem »Kaffee-Fleck-Problem« an ihren M8 wurde ein kostenpflichtiges Upgrade auf eine M9 angeboten. Und die hat jetzt – so weit heute bekannt – offenbar auch ein Serienproblem. Wir haben hier keine Class-Action-Suits (bin mal gespannt, ob da was aus den USA kommen wird), aber Gewährleistungen. Die Nachbesserung eines Serienfehlers durch den Ersatz des betroffenen Bauteils mit einem Bauteil, das denselben Serienfehler hat, ist zumindest in der Schweiz keine Einhaltung der Gewährleistung. Dann für diese »Kulanz« je nachdem, wann man die Kamera gekauft hat auch noch Geld zu verlangen ist … extrem dünnes Eis. Besonders, wenn dieselben Bauteile noch immer in die Monochrom und M-E verbaut und neu verkauft werden.
PR: Ich erinnere an das Marketingmaterial. »Leicas werden vererbt« unzo. »Investment for a lifetime« etc. Natürlich ist das Werbegeschwurbel und hat niemand wörtlich genommen, aber insbesondere für einen Hersteller mit solchen Verkaufspreisen und (zumindest beworbenen) Qualitätsansprüchen ist das ein ernsthaftes Glaubwürdigkeitsproblem. Im LUF sind zumindest bei einem bereits wenige Monate nach Sensor-Ersatz einer M9 und einer MM die Ersatz-Sensoren wieder korrodiert. Vier von vier Sensoren tot. Und damit die Digitalkameras.
Ich wollte eigentlich 2015 meine Zweitkamera mit einer M-E ersetzen. Serienfehler wäre da so oder so ärgerlich, aber für mich als jemand, der mit seinen Kameras Geld verdient ist es absolut tödlich, wenn ich gegebenenfalls wegen desselben Problems mehrere Monate auf die Reparatur BEIDER Kameras warten müsste. Ja, es ist unwahrscheinlich, dass beide Kameras in kurzer Zeit in die Reparatur müssten. Aber falls es ein Serien-Problem des Sensors ist muss ich damit rechnen. DANN zu hören, dass die Reparatur durchaus ein Vierteljahr dauern kann? Vergiss es.
»Dann nimm halt die Typ 240 als neue Hauptkamera, die M9 als neue Zweitkamera«. Yay, sind ja auch nur 5000 Euro. SO viel verdienen wir Reportage-Photogs in der Schweiz auch nicht, dass das mal so locker-flockig ginge oder beim Steueramt zu verargumentieren wäre. Aber René Burri hat dafür eine von Leica gesponsorte Einzelausstellung erhalten. Yay.
Ich bin gespannt, was Leica da noch bringen wird. Nach dem DRM-Debakel erwarte ich nicht viel, aber das war in einer Zeit vor Social Media und den Verschärfungen bei den Konsumenten-Rechten, und in einer Zeit vor Kaufmann. 2007 ist nicht 2014, und Kaufmann ist kein Depp. Vielleicht überrascht uns Leica mit einem fairen Deal. Ich rechne nicht damit, aber ich denke, es wird nicht bei den zwei semioffiziellen Beiträgen im LUF bleiben.
Cheers,
-Sascha