Ich verweise auf meinen Beitrag #13
Und das bringt den Fragesteller jetzt wie weiter?
Um hier konstruktive Hilfestellung zu leisten, die nicht nur dem TO im speziellen Fall weiter hilft, sondern auch allgemein für ähnliche Aufnahmen gelten kann, will ich hier mal etwas ausführlicher antworten. Ziel ist es, eine möglichst einfache Anleitung zu geben, die zunächst kein Umfangreiches zusätzliches Equipment oder übermäßige Klimmzüge in der EBV erfordert. Da es bekanntlich nichts gibt, was man nicht noch verbessern könnte, kann man natürlich anschließend noch Tipps geben, was und wie man mit zusätlichem Aufwand das Bild weiterhin verbessern könnte.
Beginnen wir mit der Fragestellung des TO:
„Was meint Ihr mit welchen Einstellungen kriege ich das hin?“
Der TO zeigt hier eine Aufnahme, die es zunächst zu analysieren gilt:
Das verlinkte Bild zeigt eine Tankstelle in der Dämmerung. Den Hintergrund bilden spektakuläre Wolken. Der Hintergrund harmoniert in der Helligkeit mit der von Kunstlicht und Reklametafeln beleuchteten Tankstelle. Im Vordergrund sind langgezogene Lichtstreifen von Scheinwerfern an- und vorbeifahrender Autos zu sehen. Ein genauer Blick auf den Bereich der Zapfanlagen unter dem Tankstellendach zeigt, daß dieser von den im Dach angebrachten Deckenflutern beleuchtet wird. Deren Licht ist von der Farbtemperatur etwas kühler, als das Licht der Leuchtreklamen. Das Innere des Verkaufsraumes scheint schwach- oder unbeleuchtet. Der Himmel zeigt eine spektakuläre aufgerissene Wolkenformation, die vom Restlicht der kürzlich untergegangenen Sonne beleuchtet wird. Die Leuchtspuren von anfahrenden und vorbeifahrenden Autos deuten auf eine längere Belichtungszeit von mehreren Sekunden hin.
Die Vorgehensweise:
Bei der gezeigten Aufnahme gilt es im Wesentlichen drei Parameter aufeinander abzustimmen. Das sind zum Einen die Helligkeit des Hintergrundes, zum Anderen die Helligkeit der Tankstellenbeleuchtung, und zuletzt eine ausreichende Belichtungszeit für die Scheinwerferspuren zu finden.
Nachdem die Kamera auf dem Stativ auf das Motiv ausgerichtet und der passende Bildausschnitt gewählt ist, gilt es, das passende Gleichgewicht zwischen Himmelslicht und Kunstlicht zu finden. Da sich die Tankstellenbeleuchtung i.d.R. nicht stufenlos dimmen lässt, ist dies zunächst unser bestimmender Faktor. Kurz nach Einschalten der Beleuchtung ist das Umgebungslicht vermutlich noch zu hell, so daß die Tankstellenbeleuchtung auf dem Bild kaum zu erkennen sein wird. Mit zunehmender Dämmerung wird der Himmel nun dunkler, die Tankstellenbeleuchtung sichtbarer.
Irgendwann wird, bei korrekter Belichtung auf die Tankstelle, der Himmel zu dunkel und noch später sogar schwarz. Um zwischen Hintergrund und Tankstelle zu einem ausgewogenen Lichtverhältnis zu kommen, gilt es also, den passenden Moment abzuwarten. Je nach Wetter und Jahreszeit bleibt hierfür nur ein relativ schmales Zeitfenster von vielleicht 5 oder bestenfalls 10 Minuten. Entscheidend ist, die Tankstelle korrekt zu belichten, diese ist fix. Die passende Helligkeit des Hintergrundes ergibt sich im Verlauf der zunehmenden Dämmerung irgendwann von alleine. Man kann also die Belichtungsparameter durchaus fest einstellen, oder per Zeitvorwahl der Automatik überlassen.
Der dritte Parameter – die Länge der Leuchtspuren der an- und vorbeifahrenden Autos ist abhängig von deren Geschwindigkeit und Anzahl. Die nöltige Belichtungszeit kann etwa durch Beobachtung im Vorfeld der Aufnahme und Mitstoppen der Zeiten ermittelt werden, etwa wie lange braucht ein Auto, um Komplett durchs Bild zu fahren, oder wie lange braucht ein Auto, um anzufahren und komplett aus dem Bild zu verschwinden. Das ist von der Location und der Bildidee abhängig, und wird auf Belichtungszeiten irgendwo zwischen vllt. 5 Sekunden bei raschem Verkehr und vllt. 30 Sekunden oder mehr bei eher ruhigem Betrieb hinauslaufen.
Um die für diese langen Zeiten passende Lichtmenge auf den Sensor zu bekommen, wird es nötig sein, die niedrigste ISO Stufe einzustellen und die Blende entsprechend weit zu schließen. Das erledigt entweder die Automatik, oder man wählt die Blende entsprechend der Belichtungshinweise der Belichtungswaage oder eines externen Belichtungsmessers.
Sollte sich die Blende nicht weit genug schließen lassen, um auf die benötigte lange Belichtungszeit zu kommen, wird ein ND Filter benötigt, der nochmals vllt. zwei bis vier Lichtwerte schluckt.
Verbesserungsvorschläge:
Scheinwerfer anfahrender Autos könnten die Belichtungsautomatik irritieren, wenn sie zum Zeitpunkt der Aufnahme unglücklich in die Kamera leuchten. Von Vorteil kann es daher sein, die von der Automatik ermittelten Belichtungsparameter an der Kamera in den M-Modus fix zu übernehmen.
Eventuelle störende Reflexionen in den Schaufensterscheiben lassen sich u.U. durch Einsatz eines Polfilters unterdrücken. Der ersetzt u.U. auch schon den ND Filter.
Bei sehr ungleichmäßiger Beleuchtung der Tankstelle, etwa sehr hellen Reklametafeln und eher schwacher Ausleuchtung an der Zapfanlage oder umgekehrt, kann es von Vorteil sein, das Bild aus zwei oder mehr unterschiedlich belichteten Einzelaufnahmen zu montieren, um zu einem perfekten Ergebnis zu gelangen.
Equipment:
Neben einem Stativ und der Kamera ist eventuell ein ND- oder Polfilter zweckmäßig, um auf längere Belichtungszeiten zu kommen. Ein einfacher Kabelauslöser vermeidet Erschütterungen an der Kamera oder das Gefrickel mit dem eingebauten Timer.
Viel Erfolg!
