Re: Kleine Bahn groß wirken lassen
Leider übersiehst du, daß du mit dem APS-C-Format auch einen viermal so großen Abbildungsmaßstab brauchst, was im Nahbereich dazu führt, daß du mit der größeren Kamera noch weiter abblenden mußt ...
Ich habe noch einmal darüber nachgedacht und muß feststellen, daß es
noch komplizierter ist.
Weiter abblenden für gleiche Schärfentiefe müßte man nämlich nur dann, wenn man mit dem viermal so großen Format tatsächlich eine viermal so lange Brennweite einsetzte. Doch dann ergäbe sich der viermal so große Abbildungsmaßstab aus einer größeren Gegenstandsweite, was zu unterschiedlichen Perspektiven führte. Wollte man aber mit der größerformatigen Kamera das gleiche Bild aufnehmen, so müßten die Gegenstandsweiten gleich bleiben. Somit bräuchte man für den äquivalenten, hier also vierfachen Abbildungsmaßstab weniger als die vierfache Brennweite ... z. B. bei 4 mm und Maßstab 1:8 fürs kleine (—> 1:2 fürs große) Format die dreifache, bei 4 mm und Maßstab 1:2 fürs kleine (—> 2:1 fürs große) Format sogar nur die doppelte Brennweite beim vierfach größeren Format. Nach meinen Berechnungen gleicht sich das grad genau aus.
Ich muß mich also korrigieren: das größere Format hat doch keinen Nachteil hinsichtlich der Beugung bei gleicher Gegenstandsweite, äquivalentem Abbildungsmaßstab und gleicher Schärfentiefe.
Trotzdem ist es im Nahbereich gar nicht so einfach – genau genommen sogar unmöglich –, dasselbe Bild mit verschiedenformatigen Kameras aufzunehmen. Denn selbst wenn die Schärfenbereiche gleich groß sind, so werden sie dennoch unterschiedlich positioniert sein (mehr Schärfentiefe nach vorn und weniger nach hinten beim größeren Format). Und ob der Schärfeverlauf außerhalb des Schärfebereiches gleich sein wird, wäre auch erst noch zu überprüfen. Schließlich setzen obige Überlegungen sogenannte "dünne Linsen" voraus – also Objektive, bei denen Eintritts- und Austrittspupillen sowie vordere und hintere Hauptebenen alle zusammenfallen. Das aber ist eine mathematische Idealisierung und trifft für reale Objektive nicht zu. Und allein die Tatsache, daß man für gleiche Perspektiven nicht gleiche Gegenstandsweiten, sondern gleiche Distanz zu den Eintrittspupillen braucht, wirft jeden Versuch, die genauen Äquivalenzen für reale Objektive vorab zu berechnen, aus der Bahn.
Der entscheidende Punkt ist aber, daß für den hier diskutierten Zweck ein größeres Aufnahmeformat hinsichtlich der Bildqualität keinen Vorteil ... und dementsprechend ein kleineres Format keinen Nachteil mit sich bringt. Eher im Gegenteil (siehe den von
Balaleica angegebenen
Verweis). Denn selbst wenn man mit dem größeren Format ein zumindest ähnliches Bild hinbrächte – mit dem kleineren Format geht's einfacher und mit weniger Aufwand. Ein in der Praxis nicht zu unterschätzender Vorteil.