Kunst liegt im Auge des Betrachters.
So einfach ist es sicher nicht. Natürlich ist es ein uralter Streit, ob es so etwas wie objektive ästhetische Kriterien für Kunst gibt, oder ob bei Kunst der absolute Relativismus herrscht, in dem Sinne, dass nur das Verständnis des Betrachters Kunst macht, oder eben nicht.
Persönlich denke ich, dass dies vor allem von gesellschaftlicher Prägung und natürlich auch der jeweiligen Zeit abhängt, dass jedoch dann in dieser spezifischen Epoche durchaus "objektive ästhetische Werte" gelten. Zum Beispiel würde (nehme ich hoffnungsvoll an) heutzutage keiner mehr den "David" mehr so aus dem Stein schälen, wie es Michelangelo gemacht hat, weil diese Art der Ästhetik heute völlig unzeitgemäß wäre. Damals jedoch war es der Kulminationspunkt der Renaissance als Kultur, und deshalb Kunst im höchsten Sinne - eben weil diese Statue all das versammelte, was der damaligen Gesellschaft wichtig war.
Aus diesem Grunde finde ich durchaus, dass es genuine Fotokunst gibt - allerdings kann sie natürlich weit entfernt von technischer Perfektion sein. Auch ist viel, was die Galerien verkaufen, sicher keine Kunst im eigentlichen Sinne, sondern eher ansprechende "Alltagskunst" (z.B. finde ich viele Sachen aus den angehängten Links recht banal - könnte auch in Arztpraxen hängen...). Auch die Sachen, die ich fotografiert habe (oder hoffentlich bald noch fotografieren werde), sehe ich in keiner Weise als "Kunst" an - die hänge ich an die Wand, weil sie eine Zeit meines Lebens dokumentieren, oder etwas festhalten, was mir wichtig ist.
Technisch perfekte Bilder, und davon gibt es ja, wie es dieses Forum zeigt, sehr viele, sind zwar immer schön zum Anschauen, aber geben sie einem etwas mit?, bringen sie einen zum Nachdenken?, verschieben sie den eigenen Standpunkt?, sind sie vielleicht sogar politisch? - Kunst beginnt für mich da, wo man diese Fragen mit "ja" beantworten kann, wo das "Kunstwerk" einen Dialog einfordert, und nicht nur anbietet.