Ich verstehe kein Wort. Lese das zum ersten mal, daß das bessere Rauschverhalten der D700 mit einer geringeren Schärfentiefe erkauft wird. Ich dachte immer, es liegt an den relativ großen Pixeln auf dem relativ großen Sensor
Ich habe mir schon gedacht, dass meine Erklärungen nicht unbedingt leicht verständlich waren
Dass man mit Vollformat besser freistellen kann, ist dir ein Begriff, oder?
Das liegt daran, dass man bei gleicher Brennweite einen breiteren Blickwinkel hat und für ein formatfüllendes Bild vom Motiv näher herangehen kann. Dadurch wird der nicht fokussierte Bereich unschärfer, wie man das auch beim Makro kennt.
Oder aber man nutzt eine längere Brennweite, was den gleichen Effekt hat. Das wiederum kennt man vom Tele.
Um bei gleichem Blickwinkel die gleiche Schärfentiefe wie beim Cropsensor zu bekommen, muss man ein wenig mehr als eine Blendenstufe abblenden.
Man stelle sich das beliebte AF-S 35mm F1.8 an DX vor. Das entsprechende 50mm F1.8 an FX bietet in etwa den gleichen Blickwinkel. Damit auch die Schärfentiefe gleich wie bei DX ist, muss man wie gesagt abblenden. Ziemlich gleich ist die Schärfentiefe dann bei F2.8. In Verschlusszeiten ausgedrückt (die Werte sind alle nur geschätzt, nicht gerechnet):
35mm@F1.8 => 1s
50mm@F2.8 => 2.3s
Durch die geringere Blendenöffnung von F2.8 muss man mit dem 50er an FX 2.3x länger belichten, um auf das gleiche Resultat zu kommen. Oder aber:
35mm@F1.8/ISO200 => 1s
50mm@F2.8/ISO500 => 1s
Nun ist der Blickwinkel gleich, die Schärfentiefe identisch
UND das Bildrauschen gleich stark. Die FX-Kamera ist zwar bei gleicher ISO deutlich rauschärmer, aber weil man wegen der geringeren Schärfentiefe stärker abblenden muss für's gleiche Ergebnis, muss man die ISO um den Faktor 2.3 erhöhen, um auf die gleiche Verschlusszeit zu kommen. Und wie man z.B. auf
www.dkamera.de nachschauen kann, ist der ISO-Vorsprung der D700 gegenüber der D90/D300 ziemlich genau 2.3x.
Alle diese Überlegungen gelten aber nur bei Kameras mit gleichwertiger Sensortechnik und gleicher Auflösung. Eine D3s bietet mehr als 2.3x mehr ISO-Reserven, wodurch sie auch im DX-Schärfentiefebereich neue Lowlight-Rekorde setzen würde. Eine D3x hingegen hat etwa die gleichen ISO-Reserven wie eine DX-Kamera und kann das Rauschverhalten nur durch herunterskalieren verbessern.
In der Praxis ist die geringere Schärfentiefe aber meistens kein Problem (sondern ein Vorteil) und Falls doch, kann man mit einer FX-Kamera in fast jedem Fall das genau gleiche machen wie mit einer DX-Kamera (durch abblenden und ISO hochschrauben). Will man bei längeren Brennweiten vom Cropfaktor profitieren, kann man sich aber auch genausogut eine D3x kaufen und croppen.