Schau mal in die Eigenschaften von 'Monitor', da wirst Du sehen, dass die Bezeichnung des angeschlossenen Monitors steht. Und damit lädt Windows ein Profil, das möglichst exakt auf diesen Monitor zugeschnitten ist. Entweder der Hersteller hat ein entsprechendes Profil zur Verfügung gestellt und Windows lädt dieses aus dem Netz - oder (wenn es kein exakt passendes Profil gibt) versucht Windows, herauszufinden, um welchen Typ Monitor es sich handelt und lädt dann ein entsprechendes Standard-Profil.
Also bei mir hat Windows noch nie von sich aus ein Monitorprofil eingesetzt. Allerdings ist es schon zwei oder drei Jahre her, dass ich letztmals Windows installiert habe. Könnte also theoretisch sein, dass die neueren Win10-Versionen was Neues können.
Der Name des Monitors wird manchmal erkannt und dann auch irgendwo angezeigt. Aber das heißt nicht, dass es dazu auch ein passendes Profil gibt.
Bei macOS ist das übrigens anders. Dort wird tatsächlich ein Monitorprofil gebaut, und zwar aus bestimmten Eckdaten (Primärfarben-Werte), die aus dem Monitor ausgelesen werden.
Meiner Meinung nach geht das ja gar nicht anders, weil die Farbdarstellung eben unterschiedlich ist, je nachdem, ob man beispielsweise eine alten Röhrenmonitor anschließt oder einen Monitor mit einem relativ alten LCD-Panel - oder ob man vielleicht einen Monitor mit OLED oder QLED-Panel hat oder gar einen mit Plasma-Panel.
Dass die standardmäßige Verwendung von sRGB in Windows ein Blödsinn ist, da sind wir uns ja einig. Ändert aber nichts daran, dass Microsoft es so macht. (Die machen ja auch noch viel schlimmere Sachen, z. B. Pseudo-Farbmanagement in der Fotos-App.)
Aus kostengründen hat man seinerzeit darauf verzichtet, dass die Profildaten in den Monitor integriert werden.
Mit den Profildaten könnte der Monitor eh nichts anfangen, nur mit Kalibrierungsdaten. Das sind zweierlei Sachen. Ganz wichtig, das zu unterscheiden!
Außerdem definiert das sRGB Profil lediglich den Farbraum, aber nicht die Farbdarstellung am Monitor.
RGB-basierte Profile sind austauschbar. Also man kann das sRGB-Profil, auch wenn es eigentlich als Arbeitsfarbraum gedacht ist, als Monitorprofil verwenden (wie es z. B. Microsoft in seinem Pseudo-Farbmanagement standardmäßig macht, selbst wenn ein anderes Monitorprofil vorhanden ist).
Wenn sRGB sowohl als Monitorprofil als auch als Arbeitsfarbraum verwendet wirde, findet quasi kein Farbmanagement statt.
Es gibt allerdings auch Ausnahmefälle, wo sRGB als Monitorprofil ganz gut passen kann – nämlich wenn der Monitor "werkskalibriert" für sRGB ist. Das nur nebenbei.
Dass das einfache sRGB-Profil keine Kalibrierungsdaten enthält, ist ein anderes Thema. Das gilt auch für viele Monitorprofile, die die Monitorhersteller zur Verfügung stellen. Kalibrierung ist ja nur der vorbereitende Schritt und ggfs. auch entbehrlich; das eigentliche Farbmanagement anhand der Profildaten findet sowieso immer im Anwendungsprogramm statt.
Erst im Zusammenspiel mit dem Farbraum und dem Geräteprofil lässt sich die darzustellende Farbe berechnen.
Klar. Farbmanagement braucht zu jeder Zeit mindestens zwei Profile.
Wenn Du den Kalibriervorgang startest, tauscht Spyder das in Windows eingetragene Monitorprofil gegen ein 'neutrales' Profil aus.
Bitte nicht schon wieder Profil und Kalibrierung durcheinanderwürfeln!
Was die Spyder-Software vorab macht: Sie löscht die Kalibrierungsdaten aus der LUT der Grafikkarte. Ein "neutrales Profil" gibt es nicht und braucht man auch nicht.
Die Profildaten selbst haben keinen Einfluss auf die allgemeine Darstellung, weil Windows für seine Systemfarben, Hintergründe etc. gar kein Farbmanagement macht (anders als macOS).
Das Einzige, was unter Windows direkt sichtbar wird, ist die Wirkung der Kalibrierungsdaten (sofern das Profil welche enthält – was, wie gesagt, nicht zwingend ist).
Denn es ist nicht sicher, ob nicht auch der Grafikkartentreiber ein Profil mitbringt, welches in die Farbdarstellung eingreift.
Die theoretische Möglichkeit, das der Grafikkartentreiber die Farben noch irgendwie verbiegt, hatte ich ja erwähnt. Aber wenn, dann erfolgt das über die Einstellungen im Treiber und unabhängig von den Profilen.