Dann zeigst Du uns aber auch einmal wie Du die ausgezeichnete Methode der Lichtmessung mit einer Kamera durchführst.
Die ist nämlich noch immer unschlagbar und nur dadurch, daß aus Bequemlichkeit die Objektmessung mit den eingebauten Belis die Oberhand hat, nicht auf dem Müllhaufen der (Foto)Geschichte zu entsorgen!
Die Lichtmessung ist eine legitime Methode. Jeder Fotograf kann das Zeug benutzen, was er für richtig hält.
Leider ist die Lichtmessung gänzlich untauglich für künstlerische Fotografie. Noch untauglicher wird die Lichtmessung, wenn man jemandem erklären soll, wie Lichtmessung richtig anzuwenden ist.
Eine Aussage wie: "Mach das mal drei bis vier Jahre so und dann wirst du schon sehen wie es geht." ...ist natürlich nicht keine wissenschaftliche Erklärung der Belichtungsmessung.
Richtig belichten mit der Digitalkamera
1. Materialien
Digitalkamera
Objektiv
Batterie
Speicherkarte
Stativ
Drahtauslöser
Auf die Belichtungsmessung mit einer digitalen Kamera und einer analogen Aufnahme gehe ich nicht ein. Das wäre Off Topic.
2. Kontrastumfang
In der Regel wird der Kontrastumfang durch den Sensor begrenzt. Aber auch das Objektiv setzt eine Obergrenze. Diese wird zum Beispiel erreicht, wenn man Belichtungsreihen zu einem Gesamtfoto zusammen setzt. HDR nennt sich die Methode, die im übrigen nur bei statischen Motiven oder zumindest langsamen Objekten (Wolken am Himmel) zum Ziel führt.
Der Kontrastumfang ist der Helligkeitsunterschied, gemessen in Blendenstufen, zwischen dem hellsten Objekt und dem dunkelsten Objekt, die jeweils noch eine Textur aufweisen können.
Beispiel: Weißer Stoff vom Brautkleid und schwarze Socken vom Bräutigam. Wenn man die Struktur vom weißen Stoff und dem schwarzen Stoff noch erkennen kann, liegen diese innerhalb des Kontrastumfangs des Sensors.
3. Fehlbelichtung
Bei einer Überbelichtung sind helle Objekte komplett weiß und damit ohne Textur. Bei einer Unterbelichtung ist der Übergang etwas fließender. Die dunkelsten Bildbereiche lassen sich z.T. beträchlich aufhellen, da einzelne Sensoren durch das Bildrauschen quasi nachtblind sind und andere Sensoren sich geradezu dämmerungsaktiv verhalten. Der Nachteil des Rauschens ist die geringere Bildqualität. Besonders bei hohen ISO-Werten (Sportfotos), da rauschen die Fotos ohnehin mehr, ist eine Unterbelichtung ein ernstes Problem.
Überbelichtung: schneller Übergang zwischen gut und kompletter Schrott
Unterbelichtung: dunkle Bildbereiche sind zu retten, aber Bildqualität leidet darunter
4. Belichtung kontrollieren
Den Kontastumfang des Sensors kann man, im Gegensatz zur analogen Fotografie, nicht verändern bzw. beeinflussen.
Einige Kameras haben Low-ISO-Einstellungen (z.B. ISO 50) bei gleichzeitig geringerem Kontrastumfang. Diese Art von Einstellung sollte wenn möglich ganz vermeiden. Auch ganz hohe ISO-Werte bringen mitunter weniger Kontrastumfang mit sich. Das ist von Kameramodell zu Kameramodell unterschiedlich ausgeprägt. Das muss man selbst ausprobieren oder sich dazu auf gute Testberichte verlassen (z.B. dpreview.com).
Die ultimative Abhilfe ggü. kleinem Kontrastumfang bietet nur die Verwendung einer Kamera mit möglichst großem Kontrastumfang
oder Belichtungsreihen mit Dreibein-Stativ aufzunehmen.
Die korrekte Helligkeit kann man mit der Überbelichtungswarnung überprüfen. Bildbereiche, die zu hell sind blinken oder sind gestreift (Zebra). Man kann das bei entsprechender Kameraeinstellung nach der Aufnahme sehen.
Überbelichtete Bereiche sind nicht grundsätzlich falsch. Man muss nur beachten, dass diese Bereiche nicht zu großflächig werden. Wenn zum Beispiel eine schmale Chromleiste an einem Oldtimer zu einem drittel überbelichtet ist, dann schadet das dem Bild nicht.
Wenn keine Überbelichtung angezeigt wird, könnte das mit einem geringen Motivkonrast zusammenhängen. Das erkennt man am flauen Bildeindruck, d.h. es ist kein wirklich schwarzer Bildbereich zu sehen. Bei Unterbelichtung sind Teile des Bildes so dunkel, dass nichts zu erkennen bzw. zu unterscheiden ist.
5. Helligkeitseindruck
Die Helligkeit der Mittentöne, die vermitteln hauptsächlich den Helligkeitseindruck, sollte man bei der Suche nach der richtigen Belichtung
komplett ignorieren. Das wird in der Bildbearbeitung eingestellt. Wichtig für die Belichtung sind
nur Lichter und Schatten.
6. Blende, Zeit, ISO
Darauf gehe ich hier nicht ein. Für die korrekte Belichtung spielt es keine Rolle, ob man 1/100s und Blende f/4 einstellt oder 1/50s und Blende f/5.6.
7. Belichtungsautomatik und Belichtungsvariantenautomatik
Die Belichtungsautomatik sollte man verwenden. Die meisten Situationen meistert diese mühelos. Kontrollieren muss man allerdings hinterher immer und ggf. eingreifen. Dazu benutzt man man die Belichtungskorrektur oder auf M-Modus wecheln.
Die Belichtungsautomatik spart meistens Zeit und Nerven. Wenn das Timing nicht wichtig ist, kann man auch pauschal alles mit Belichtungsvarianten und -automatik ablichten. Bei Landschaften gut, aber bei Sport- oder Tieraufnahmen nicht hilfreich, da man die Kamera z.B. von 3Bilder/s auf 1Bild/s (die anderen zwei Bilder sind Schrott) reduziert.
8. Lichtmessung
Lichtmessung ist für "augenrichtige" Helligkeit gut. Das fällt in den Bereich Reproduktion-im Museum-für-das-Archiv-im-Keller. Das hat mit künstlerischer oder hobbymäßiger Fotografie nicht allzuviel zu tun. Man kann auch die Helligkeit von Blitzlampen untereinander vergleichen(!!!). Für viel mehr taugt die Methode Lichtmessung nicht.
Etwas genauer: Die Methode ist unwissenschaftlich für künstlerische/hobbymäßige Fotografie, da es vorraussetzt, dass das Motiv bei "augenrichtiger" Helligkeit automatisch auch korrekt belichtet ist. Beim Einsatz von Filter usw. wird es sogar richtig kompliziert und fehlerträchtiger.
Beispiel: Wenn man einen schwarzen Samtstoff, mit einer schwarzen Holzplastik vor einem Fenster bei Nacht fotografiert, dann bringt die Lichtmessung ein schwarzes Bild mit ein paar schemenhaften Umrissen der Plastik zustande. "Augenrichtige" Helligkeit funktioniert nur machmal, daher ist es keine Methode. Es ist der Versuch, darauf zu hoffen, dass alles gut wird. Mehr nicht.