Die Bildkomposition gefällt mir, aber mir fällt auf, was oft bei meinen Bildern dann (durchaus vernichtend) kritisiert wurde: Die Augen versinken zu sehr in der Dunkelheit.
Seitdem verwirren mich so Bilder, weil ich nimmer weiß, ob das Abseits von einer 'richtig/falsch'-Diskussion tatsächlich ein Problem für das Bild ist?
Als erstes solltest Du Dich fragen, ob Dir die Kritik derer, die Dich kritisieren wichtig ist. Es ist immer einfacher an einem fertigen Bild Fehler zu finden, als am Ende des Tages, das gleiche Bild besser zu machen, ohne von der Vorlage gewusst zu haben. Mir fallen bei vielen Bildern auch Kleinigkeiten auf, die mir nicht gefallen. Nur, wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, würden mir diese Dinge beim Fotografieren wahrscheinlich auch nicht auffallen bzw. ich hätte daran wahrscheinlich auch nicht gedacht. Wir Deutschen wurden leider über Generationen darauf geeicht den Fehler zu finden. Fängt schon beim Diktat in der Schule an. Da hat man auch fünf Fehler statt 95 Worte richtig.
Das zweite was du Dich bei aller (berechtigten) Kritik fragen solltest, ist, ob sie in die richtige Richtung geht. Wenn jemand einen komplett anderen Stil hat, als Du, und dieser Dir nicht gefällt, sollte Dich dessen Kritik weit weniger interessieren, als die, dessen Stil Du gut findest. Du wirst es eh nie allen Recht machen. Zumal ein Bild schon recht gut sein muss, wenn man sich z. B. über die Haltung der Finger oder wenig brillanter Augen Gedanken machen muss.
Mit den Augen ist das aus meiner Sicht so eine zweischneidige Sache. Zum einen machen dunkle Augenhöhlen ein Bild matt bzw. tot. Wenn Du also ein reines Portrait machen willst, solltest Du Du daher zusehen, dass Du Glanz in die Augen bekommst. Wenn Du aber an einer Location bist, an der Du kein Licht hast, bringst Du auch kein Licht in die Augen. Es sei denn es ist künstlich. Ob das allerdings immer der Weisheit letzter Schluss ist? Manchmal können leuchtende Augen auch weniger authentisch sein. Blödes Beispiel: Du fotografierst nachts ein Pärchen auf der Straße, was im Schein der Laternen von einer Party auf Die zukommt. Eng umschlungen, die Champagnerflasche in der Hand, sich anschmachend. Natürlich strahlen hier die Augen, aber das wirst du kaum aufs Bild bringen und wenn, sieht es - zumindest in meinen Augen - dann künstlich aus. Wenn es dem jeweiligen persönlichen Stil entspricht, O.K! Meiner ist es nicht. Ich habe es dann lieber etwas rotziger und voyeuristischer.
Bei dem vorliegenden Bild hätte ich vielleicht etwas mehr Zeit, einen Blitz oder einen Aufheller gebraucht. An all das habe ich aber gar nicht gedacht. Mir gefiel die Atmosphäre genau so, wie sie war. Auto, Model, Umgebung und Outfit passen zueinander. Das Licht auch. Statt unter einem Hochofen in Duisburg könnte das auch in einem (U-Boot)Bunker spielen.
Zudem ist das Bild in einem ziemlich aus dem Ruder gelaufenen Workshop entstanden. Eigentlich sollte jeder die Zeit haben vier Bilder zu machen und dabei dem Model Anweisungen geben. Klappte aber irgendwie nicht. Stattdessen war Rudelknipsen und Schmarotzen vorbeilaufender Touris angesagt.
Anders ist es, wenn Du mit dem Model alleine unterwegs bist und ein Bild vor Augen bzw. im Kopf hast, das Du bzw. das Model haben möchte(st). Dann kannst Du Dich an dem Motiv abarbeiten, hast ein Laptop dabei, um Dir das Bild in groß anzuschauen und kannst mit dem Model diskutieren. Wenn es dem Model oder dem Auftraggeber gefällt, sollte es Dir ziemlich egal, was ein unbeteiligter Dritter dazu sagt. Wie gesagt, du wirst es eh nie allen recht machen.