Nachdem hier das Gruppenfoto kontrovers diskutiert wurde - und ich freue mich über eine Diskussion - möchte ich sagen, dass ich mich als Künstler sehe und als Künstler brauche ich keine Rücksicht auf stürzende Linien und länger erscheinende Beine zu nehmen. Bei mir steht die Bildaussage im Vordergrund und in der Hochzeitsfotografie besonders die Emotion des Bildes. Da ein Gruppenfoto im Stil vom Fotostudio um die Ecke wenig mit künstlerischer Kreativität zu tun hat, entspricht es nicht meinem Ansatz in der Umsetzung von grandioser Hochzeitsfotografie.
Um vielleicht ein wenig Philosophie hineinzubringen: Ein Gruppenfoto ist ein Foto einer Gruppe! Wenn es einen bestimmten Zweck erfüllen soll, wie z.B. die Personen sollen besonders gut zu erkennen sein, bleibt es natürlich immer noch ein Gruppenfoto, aber ist zusätzlich Zweckgebunden. Im Umkehrschluss wird ein Gruppenfoto nicht deswegen der Gruppe obsolet, wenn diese anders als mit Normalbrennweite aufgenommen auf dem Bild zu erkennen ist, denn die Gruppe ist auf dem Bild existent. Den Zweck des sehr guten Erkennens erfüllt es zwar nicht, dafür aber den des künstlerischen Ansatzes. Das Foto beinhaltet also auch einen Zusatz, nur einen anderen. Gruppenfoto sind beide.
Da ich allerdings Wert darauf lege, mich nicht nur auf den künstlerisch kreativen Aspekt zu begrenzen, sondern als Dienstleister auch immer Fotos zu machen, die den Geschmack der Großeltern berücksichtigen, sei für alle Kritiker dieses Bildes gesagt, dass noch eine Version mit einer 50mm Brennweite existiert, die das Brautpaar auch bekommen hat.
Zu den Verzerrungen sei noch hinzuzufügen, dass eine Person oder ein Gebäude oder was auch immer nur mit einer Brennweite um die 50-85mm fotografiert unverzerrt aussieht. Dies entspricht ungefähr der Realität unseres Auges. Aber bei der Hochzeitsfotografie liebe ich die Umsetzung von Neuem und von Fotografien, die etwas unerwartetes haben.