Ich gebe meine Dias nicht weg. Nicht dass ich einem Dienstleister nicht traue - es lohnt sich nicht, weil ich dabei sowieso viel nebenbei zu tun habe. Es muss eine Ordnung entwickelt werden, die mit der der modernen Digitalaufnahmen irgendwie kompatibel ist. Die Dateien müssen beurteilt und evtl. gelöscht werden (nicht alles, was man vor 10 Jahren toll fand, ist es auch heute noch), es sind Kommentardateien (EXIF gab’s damals noch nicht) anzulegen, damit auch andere in einigen Jahren noch wissen, was das ist, was und wie ich dort fotografiert habe... Und zwischendurch immer wieder der Rückgriff auf Google Earth: Ist das wirklich Marina di Compo? Kann das Calvi sein u.s.w.
Mir sind zusätzlich einige Tausend Dias aus den Jahren etwa zwischen 1960 und 1990 aus dem Nachlass meines Vaters zugewachsen. Nicht ein Einziges ist noch zu verwenden! Auf allen Bildern ist so etwas wie Schneefall zu sehen, lauter kleine, helle, runde, rätselhafte Flecken.
Ich vermutete zuerst die Ursache in der Verglasung. Zur Zeit bin ich aber nun schon seit Monaten dabei, meine Farbnegative einzuscannen. Das Ergebnis ist ebenfalls ernüchternd: Immer wieder Filme mit Schnee dazwischen, aber diesmal ohne Glas. Außer Schneefall gibt es zusätzlich so komische Bildstörungen wie Seifenblasen, durch die man hindurchschaut, örtliche Verfärbungen und geheimnisvolle Löcher in der Emulsion.
Und es gibt einen sehr unerfreulichen Kampf mit den DIN A 4 - Archivblättern von Hama. Irgendwie ist hier beim Kleben der Filmtaschen gesaut worden – immer wieder sind Filmstreifen am Papier festgeklebt und müssen mit einem langen Brotmesser unter Verlusten gelöst werden. Und dann kleben die Filmstreifen mit den Kleberresten mitunter sogar im Filmhalter wieder fest.
Hinzu kommt zum Schluss, dass ich mich früher mit wesentlich billigeren Objektiven zufrieden geben musste und sich heute alle denkbaren optischen Fehler in den Vordergrund drängen. Und nicht zu vergessen: Das Korn der Emulsion war damals gigantisch, wurde erst während der APS-Episode erträglich. Entsprechend maßlos groß werden die jpeg-Dateien. Also man sollte sich sein Archiv erst mal genau ansehen, bevor man Hunderte oder Tausende von Bildern zum Scannen weggibt.
Alles in Allem ist die Sichtung alter Bilder auch eine Lektion über den Fortschritt, den die Fotografie seither, vor allem mit der digitalen Technik gemacht hat.