Harter Kontrast. Der mittlere Schatten auf dem Kirchturm wird dadurch dramatisch hervorgehoben. Ebenso die Beleuchtung der Brücke, die zugleich Vordergrund und Weg abgibt. Wo viel Licht ist, ist allerdings auch Schatten. Der Kirchturm ist an einer Stelle sehr stark abgeschattet und dadurch willkürlich beschnitten. Von der Kirche selbst sieht man fast nichts. Im Hintergrund stechen andere Lichter hervor, die eher stören. Von den Laternen erwartet man eher, dass sie an sind, auch wenn das hier wohl eher stören würde.
Geometrie und Gestaltung wirken auf den ersten Blick eher zufällig und nachlässig, zumal noch genug Luft war, auf ein Kippen der Kamera zu verzichten (oder das nachträglich zu ändern) und der sehr niedrige Standpunkt den Eindruck erweckt, dass hier ein Tourist aus der Not heraus das Mini-Stativ verwendet habe. Auf den zweiten Blick ist das aber durchaus plausibel. Die Ameisen-Perspektive legt Stürzende Linien nahe. Das moderne Geländer rechts ist zwar nicht gerade fotogen, führt aber ins Bild; die nicht korrigierte Wölbung durch die Objektivverzeichnung unterstützt das eher. Der längere Bogen der Brücke (linke Seite) gleicht die aufdringliche Diagonale des Kirchendachs ein wenig aus. Es war hier auch wichtig, der Brücke noch ein wenig Unterbau zu gewähren, ganz gleich wie das dann aussieht. Dadurch ruht das Bild auf einem festen Fundament und kann sich oben etwas mehr neutrale Fläche erlauben. Schon wegen des Übergewichts des Geländers hätte ich den Kirchturm allerdings wenigstens begradigt.
Insgesamt bietet der harte Kontrast wenig Gestaltungsspielraum. Wer das vermeiden will, sollte Bilder mit Kunstlicht vorzugsweise zur Blauen Stunde erstellen. Wer die Nachteile ausgleichen möchte, muss in solchen Situationen auf eine Mehrfachbelichtung mit HDR-Entwicklung ausweichen.