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Der vorrangige Charme von MF liegt aber auch nicht in der Pixelzahl (weder in Px/mm noch der absoluten Pixelzahl), sondern in der für Nachbearbeitung relevanten, feinen Tonwertabstufung und auf optischer Seite auf der Möglichkeit, Freistellungseffekte bei größerem Bildwinkel und ohne die optischen Ausrutscher eines offenblendigen f/1.4-, f/1.2 oder gar f/0.95-Objektivs zu ernten. Das Spiel, einen Hintergrund halbkonkret in die Bildkomposition einzubinden, ist für mich neben den technisch perfekten Studioshots die eigentliche Stärke des Mittelformats. Wer massive Vignettierung, "swirling Bokeh" (= OOF-Vignettierung), "seidige Unschärfe" (= sphärische Abbildungsfehler bei Offenblende) und sonstiges als "charaktervolles Objektiv" versteht, der hat meinethalben gelernt, das Elend zu umarmen. Ich würde eher den unaufdringlichen Auftritt eines moderater geöffneten MF-Objektivs bevorzugen. An einem "Noctilux-Effekt" habe ich mich mittlerweile nach einigen Bildern ebenso totgesehen, wie an Fisheye- oder sinnfrei getilteten Spielzeug-Stadtansichten. Da fühle ich mich tatsächlich auch im KB-Format noch recht behindert; Bilder mit meinem 50/1.4 gefallen mir bei Offenblende nur selten. Das liegt dann meist nicht an der Komposition, sondern daran, dass solche Bilder mich oft "anbrüllen": "Sieh´ her, ich bin mit Offenblende aufgenommen worden!!!"
Das lenkt irgendwann zu sehr vom Bildinhalt ab. Zum Glück ist die Optik bei f/2 beginnend neutral, besser noch wäre es, die Abbildungsleistung von f/2.8-f/4 wäre schon bei f/2 anliegend.
Klar kann ich jetzt ein Sigma Art oder ein Otus kaufen, ein weniger aufdringlich großes und schweres f/2.0 wäre mir jedoch lieber.