Es war einmal, vor langer Zeit in einer fernen, analogen Galaxis...
Mir wurde 1987 als Schüler meine Kameratasche mit Pentax MX im Nachtzug München-Dortmund geklaut, seitdem habe ich ein kleines Trauma was das angeht. Ich lasse seitdem meine Sachen nie aus den Augen, einzig in Alpendörfern hatte ich immer kein schlechtes Gefühl, den Fotorucksack in der Unterkunft zu lassen. Aber träume ab und an von Fotorucksäcken, die mal wieder weg sind...
Das Kuriose an dem Diebstahl: Ich erhielt Wochen später die Nachricht vom Bundesbahn-Fundbüro, dass meine Kameratasche gefunden wurde. Damals am Bahnhof in Empfang genommen, vorher aber erstmal Bearbeitungsgebühr zahlen. Was ich dann sah, war aber nicht meine Tasche, aber eine Rücknahme wollte man nicht machen.
Der Inhalt war sehr wertvoll: Nikon F401 oder F501 (damals neu rausgekommen), einer Mittelformatkamera, mehrere Objektive, Zubehör, belichtete Filme, Brille. Und eine Adresse - in Japan! Warum man die nicht bei der Bearbeitung fand und tätig wurde, keine Ahnung (war am gleichen Tag passiert). Mein Gewissen verbat mir, den Inhalt zu behalten. Also auf Schreibmaschine in Schul-Englisch einen Brief geschrieben und per Luftpost losgeschickt.
Wenige Tage später meldete sich die Japan Airlines Niederlassung Hamburg. Man wäre vom Besitzer beauftragt, sich der Sache anzunehmen. Auslagen, Finderlohn, kein Problem. Wann können sie kommen? Ich also mit der Bahn nach Hamburg zur Niederlassung, die es damals noch in der Nähe des Ballindammes gab (JAL hatte damals Direktflüge u.a. aus Hamburg nach Japan mit Tankstopp in Anchorage). Dort angekommen wollte ich der Sekretärin an sich nur gegen Quittung die Tasche aushändigen, aber es hieß: "Nee, sie sollen mal zum Chef". Es folgten höfliche Verbeugungen und Dankesbekundungen. Als ich dann doch mal fragte, wer dieser ominöse Herr denn sei, wurde mir erklärt, dass es sich um einen (oder den) größten Kunden für Golfreisen aus Japan nach Europa handelte. Die Tasche ging am gleichen Tag wie ein hochwichtiges Ersatzteil auf die Reise, da setzte man alle Hebel in Bewegung.
Zu Weihnachten erhielt ich dann noch einen netten Brief samt Foto, wie der glückliche - schon in die Jahre gekommene - Besitzer vor seiner Ausrüstung sitzt. Ich werde den Namen und das Foto nie vergessen.