Das hier könnte ja - nein er ist es eigentlich schon - ein richtig cooler Thread (werden), genau das Richtige für einen in der Kunststoffbranche tätigen Maschinenbauer

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In allen obigen Posts sind Aspekte enthalten, denen ich zu 100 % zustimme. Ich besitze selbst maßgeblich deshalb Nikon-Material, weil das Magnesiumgehäuse bei Nikon bereits unterhalb der 2K €- Grenze erhältlich war und zwar in Form einer D200. Bei C wäre der Spaß jenseits der 4K €- Grenze in Form einer EOS 1D Haumichblau losgegangen.
Ich weiß also die Vorzüge der MgAl-Legierungen zu schätzen und ich habe mich ja - wie dargelegt - auch ganz bewusst für eben solche Gehäuse entschieden. Btw. vorher besaß ich eine Minolta Dimage 7Hi, ebenfalls MgAl- Gehäuse.
Bei der Bewertung, was denn nun besser ist, spielen m. E. in wirklich erheblichen Maße 2 Dinge eine große Rolle:
- Die Art des verwendeten Kunststoffs
- Die Kriterien, anhand derer die Vorzüge des einen oder anderen Werkstoffs beurteilt werden.
Zu 1:
Es gibt - wie bereits erwähnt - Kunststoffe mit Glasfaseranteil. Genannt seien hier z. B. Polyamid mit Glasfaseranteilen von 30 bis 50 % (PA6 GF 30, PA6 GF50) oder PTB GF30 (bis GF50), da geht festigkeitsmäßig schon richtig viel. Die hohen Faseranteile bewirken zwar, dass sich die damit produzierten Teile anfühlen und anhören wie Glas, auch dürfte das Materialverhalten ggf. etwas spröde sein, um etwa in einem Kameragehäuse Verwendung zu finden. Aber die Materialien mit niedrigeren Faseranteilen sind m. E. prädestiniert für die Bodyherstellung, sie weisen eine (ausreichend) hohe Schlagzähigkeit bei gleichzeitig hoher Festigkeit auf. Fraglich erscheinen ggf. Lackier- und Klebefähigkeit (z. B. Belederung).
Die Einbeziehung von E-Modulen in diese Diskussion finde ich richtig klasse. Ich möchte aber an dieser Stelle nur insoweit darauf eingehen, dass GF-Kunststoffe unter Berücksichtigung praxisrelevanter Aspekte m. E. nicht unbedingt schlechter abschneiden. Es kommt hier halt ein wenig auf die Bewertungskriterien an, welche da wären:
Zu 2:
- Temperaturempfinden: Metallgehäuse sind kalt. Insbesondere im Winter können sie so kalt werden, dass man den Auslöser drückt und nicht passiert. Man schaut dann verwundert, warum nichts passiert und stellt fest, das jegliches Gefühl aus dem Finger verschwunden ist und man NEBEN den Auslöserknopf drückt
. Ein Gehäuse aus Kunststoff KÖNNTE hier gewisse Vorteile aufweisen.
- Ein weiterer Aspekt ist das Verhalten des Werkstoffes auf Stoß: während ein MgAL-Gehäuse im Falle einer harten Landung möglicherweise eine Delle bekommt und auf ein elektronisches Bauteil im innern drückt, könnte ein Kunststoffgehäuse reißen. Dafür wird es sich nicht permanent deformieren. Unkontrollierte Einwirkungen der "Newtonschen Erfindung" namens Schwerkraft wirken leider nie positiv auf unser geliebtes Foto-Equipment (glücklicherweise wurde ich bisher auch davor verschont), aber wenn wir schon Vor- und Nachteile des einen oder anderen Werkstoffs suchen, dann sollte m. E. das hier Erwähnte ebenfalls Berücksichtigung finden.
Alles in allem wird auch mein nächstes Gehäuse wieder aus MgAl bestehen, da bin ich mir sicher. Ein wesentlicher Grund dafür ist sicherlich die Haptik, aber auch die Art und Weise, wie z. B. die Kameragurtösen befestigt sind, spricht einfach für Metall. Bei Kunststoffgehäusen werden hier immer hässliche Metall-Laschen umspritzt, während man an Metallgehäusen schöne angeschraubte Varianten vorfindet. Insgesamt dürften Verschraubungen ohnehin an Metallgehäusen langlebiger ausfallen (ich sage nur Haarrisse). Aber dies ist mit Vorsicht zu genießen, da bei Magnesiumbodies ja wirklich nicht alles metallisch ist. D. h. man findet auch hier gelegentlich Bohrungen für Schraubenköpfe, die ein hübscher Haariss ziert (eigenes Beispiel: Kunststoffdeckel an AF-S 70-200

).
Ich bin gespannt, ob der Thread so unterhaltsam weitergeht und möchte einfach nur dazu beitragen, dass die Einger von Kunststoffbodies nicht ganz so ... dastehen. Das setzt natürlich voraus, dass das Gehäuse aus "Kunststoff" und nicht aus "Plastik" ist. Von "Kunststoff" spricht man in der Kunststoff-Branche, sofern es hochwertig (und teuer) ist. Wenn es billig ist, sprechen wir von "Plastik"
