Hallo,
Ich habe in meinem letzten Urlaub die X half und meine Sony Vollformat Kamera mitgenommen.
Ich fotografiere nebenbei analog, zuletzt mit der Pentax 17, überwiegend aber mit Nikon Kleinbildkameras.
Außerdem benutze ich häufig meine Fujifilm X100.
In den letzten Jahren hatte ich zwischendurch immer mal wieder verschiedene Kameras mit 1 Zoll großem Sensor (verschiedene Sony Rx100, Panasonic FZ1000) besessen.
Ich denke ich kann somit einen guten und authentischen, vergleichbaren Gesamteindruck vermitteln.
Die X half macht für sich betrachtet mehr als passable Bilder. Je nach verfügbarem Licht und Motiv, sind die Bilder im sehr guten bis noch akzeptablen Bereich. Man muss natürlich die Grenzen des kleineren Sensors kennen (Dynamikumfang, Rauschverhalten).
Der Autofokus ist gut, die allgemeine Geschwindigkeit der Kamera ebenfalls, die Verarbeitung und Haptik akzeptabel. Sie fühlt sich im Vergleich mit der X100 wenig wertig an, ich bin enttäuscht gewesen beim ersten Anfassen.
Trotzdessen ist sie robust und vermittelt nicht das Gefühl, gleich auseinanderzufallen - sie ist in Ordnung.
Der Sucher ist eher ein Guckloch und Notlösung, bei starkem Licht wird man beim Durchschauen geblendet - er funktioniert in dieser Situation aber besser, als das Display alleine.
Freistellung kennt die Kamera nicht, fehlendes RAW stört mich nicht, der Autofokus und die anderen Automatiken sitzen zum allergrößten Teil (nennenswerter Ausschuss wird nicht produziert).
Der integrierte Blitz bzw. die LED ist nützlicher, als die Reviews darstellen.
Modernes USB-C begrüße ich, die fummelige Abdeckung des Ports weniger.
Die Auflösung des Sensors scheint aus heutiger Sicht gering, im Zusammenspiel mit der intuitiven App und dem schnellen Teilen von Fotos ist dies von großem Vorteil.
Wirklich sehr viel Spaß bereitet mir der Dyptichon Modus, dadurch gehe ich kreativer und mit einer ganz neuen inneren Einstellung an manche Motive heran.
Die Qualität im Vergleich zu analogen Bildern, ist mal besser und mal schlechter als diese (verglichen mit Fujicolor C200 und Superia 400). Die Farben sind kräftiger, der Dynamikumfang je nach Motiv ähnlich, Kontrast, Rauschverhalten und Schärfe befinden sich in einer moderneren Liga. Es ist schwierig einen allgemeinen Vergleich herzustellen, denn je nach Film, Objektiv, Entwicklung (und Scan) gibt es gravierende Unterschiede und Einflüsse.
Man kann die X half in den Einstellungen jedoch auch anpassen, um einen analogeren Look zu kreieren. Ich möchte aus der Kamera jedoch das Beste rausholen, deswegen habe ich wenig dieser möglichen Spielereien genutzt.
Verglichen mit den Erinnerungen an meine ehemaligen 1 Zoll Kameras, ist sie in manchen Bereichen besser (Thema Filmsimulationen und kreative Möglichkeiten) und in anderen schlechter (Verarbeitung und Haptik für den Preis), insgesamt sehe ich jedoch keine für mich signifikanten Unterschiede bezüglich der neutralen Bildqualität - ich denke die möglichen Grenzen sind für diese Sensoren seit Jahren ausgereizt.
Eigentlich darf man die X half nicht mit aktuellen Kameras bzw. Sensoren ab APS-C vergleichen. Meine Fuji X100 und erst Recht die Sony Vollformat, sind in allen Belangen erheblich besser. Was bei der X half ausgebrannt und ohne Struktur aufgenommen wurde, zeigt bei den genannten Kameras genau das Gegenteil. Natürlich ist das zu erwarten, denn sie kosten das Mehrfache der X half und sind dabei deutlich größer und schwerer.
Jede Kamera hat für mich ihren persönlichen Einsatzzweck:
Für echte analoge Photographie habe ich noch keine Alternative gefunden, denn hierbei geht es für mich um mehr, als das reine Ergebnis (das Gefühl und der Weg dorthin, der Wert eines jeden einzelnen Bildes, das "Klick, Klack und Ratsch").
Die Sony bleibt mein (seelenloses) Arbeitstier und wird mitgenommen, wenn ich wert auf kompromisslose Qualität und Schnelligkeit von Fotos und Videos lege.
Die Fuji X100 ist meine Kamera für unkomplizierte Fotos und wenn ich unbedacht und entspannt fotografieren möchte, mir Qualität jedoch ebenfalls wichtig ist. Schnell genug ist sie in jedem Fall, sehr nützlich sind der integrierte ND-Filter und Blitz. Für ihre Größe ist das Output hervorragend, zum ständigen Mitnehmen ist sie einen Hauch zu groß und schwer
Die X half ist meine Immer-dabei-Kamera, die ich jeden Tag in meiner Arbeitstasche mitnehme - für den Fall einer möglichen Gelegenheit. Ihre Abmessungen sind ideal, sie passt in meine Hosentasche, ich liebe die Filmsimulationen, ich kann sie mit der Powerbank meines Smartphones aufladen und insgesamt ist sie eine sehr runde Sache. Sie macht vieles richtig, einiges durchschnittlich und manches könnte besser sein (Metallgehäuse, besserer Sucher, klappbare Abdeckung zum USB Port statt eines fummeligen Deckels).
Als Standolone Kamera für den Alltag ist sie durchaus geeignet, ihr kreatives Potential muss ich erst noch ausschöpfen.
Zusammenfassend kann ich die X half wärmstens weiterempfehlen - aber als Paket betrachtet und nicht alleine der Bildqualität wegen.
Anbei noch ein paar Fotos mit der Filmsimulation "Classic Negative:





