Doch kann man; und genau genommen ist es weder dämlich noch arrogant und erst recht nicht weltfremd; jedenfalls nicht auf meiner Seite.
Da bin ich ja mal gespannt - was ist denn diene "Seite"?
Zu einem Termin zu fahren, da ein Bild zu machen und obendrein noch einen Text zu schreiben und das alles für 20,- € kann nicht kostendeckend sein. Das ist ein Verlustgeschäft. Jedenfalls, wenn man nicht so tut als wäre hier Umsatz = Stundenlohn.
Ja, ist ein ******lohn. Richtig. Aber teils Realität, je nach Standort. Und wenn ein Student im Nebenjob am Tag "nur" 4 Termine macht (ich habe teils 7 gemacht, inkl. Bilder und schreiben, allerdings gegen Pauschale - an manchen Tagen wäre ich über solche Einzelabrechnungen froh gewesen), dann hat er seine 80 Eier und geht nach Hause. Das machen andere Studis oder ähnliche Zielgruppen ebenso im Baumarkt, bei McDonalds (gut, da gibt es noch weniger), als alleinverantwortlicher (!) Nighty im Hotel (da gibt's evtl. mehr wegen Nachtarbeit), im Café (für 6,50 + Trinkgeld) oder wasweißichwo. Und jetzt komm bitte nicht mit erheblichen Kamerakosten. Bei so einem Kurs bekommen die Leute mit ner alten D60 oder 'ner Kompaktknipse. In der Regel haben diese Zeitungen auch kleine Kameras da.
Du hast als junger Mensch die Wahl: Lässt du dich bei der Ausbildung ausbeuten oder studierst du und lässt dich währenddessen als Freier/Gelegenheitsjobber ausbeuten.
Das ist schlicht Ausbeutung
Willkommen in Deutschland. Das ist auch hier längst an der Tagesordnung. In Bäckereien zahlen sie für Aushilfen 5 Euro, und wehe, du isst ein Brötchen.
Und da ist es auch wenig überraschend, wie schnell jeder der nicht spurt durch den nächsten Kandidaten ersetzt wird.
Ganz so läuft es dann doch nicht. Wer mehr Geld will, kriegt meist keins. Derjenige zieht dann nach ein paar Erfahrungen im Käseblatt weiter zur nächstgrößeren Nummer oder sucht sich was völlig anderes.
Und ganz nebenbei: Volontäre kommen teils nicht mal auf 20 Euro für 90 Zeilen + Bild. Die verdienen noch weniger, wenn sie richtig knüppeln müssen.
Sicher, die haben danach ihr ach so wichtiges Volo, um damit teils für schmalen Lohn als Freier weiterzuarbeiten. Der Markt ist übrigens ziemlich im A*** in den meisten Bundesländern. Schau dir mal Madsack und die Produkte an. Und dann frag mal nach, was die Freien dort bekommen.
Es sollte auch einleuchten, daß wer Mitarbeiter so ausbeutet und bei Bedarf austauscht andere Ziele hat, als tolle Fotografenkarrieren anzustoßen und Leuten bei einer Weiterentwicklung zu helfen, um sie dann später für mehr Geld zu beschäftigen.
Wir leben ja auch nicht im Taka-Tuka-Land. Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass die Printmedien mit offenen Armen warten, um den schützenswerten Nachwuchsfotografen viel Geld zu zahlen und sie dabei auch noch fürsorglichst auszubilden. Teils fahren Konzerne Rekordgewinne ein, aber nicht mehr mit der Tageszeitung - denn da sinken die Auflagen seit Jahren. Und wo nicht jährlich mehr Geld verdient wird, da wird brutal gespart, völlig egal, ob die weiteren konzerninternen Segmente das locker abfedern könnten. Dass das auf die Qualität geht, ist klar. Darüber hinaus ist der Markt völlig überlaufen.
Es ist, wie es ist: Solche Jobs sind Studentenjobs, und da kommen die dann auch ihre 80-120 Euro am Tag und gut. Dafür wird auch nicht gemeckert, wenn das Foto nicht so dolle ist oder der Text eher blumig als informativ.
Aber Vorteile hat dieser Job dennoch: Du lernst nirgendwo besser, auf Leute zuzugehen und mit ihnen umzugehen. Ich habe in der damaligen Zeit (Tagespauschale 100 Euro brutto, aber immer noch mehr, als ich bei nem Volo verdient hätte - und da hätte ich auch nicht mehr gelernt) als Student jede Art von Leuten getroffen und musste alle möglichen Themen bearbeiten:
* Örtliche Bauern bauen Biogasanlage
* Millionenausgaben der Stadt für ein Projekt, das im Sand versenkt wurde
* Hausexplosion (Die Familie war zum Glück im Urlaub)
* Der örtliche Angelverein wird 30
* Die Schützen marschieren (gefühlt 10.000 mal im Jahr)
* Termine mit Pofalla, Wulff oder der Kanzlergattin
* Seniorenverein bittet zum Tanz
* Mord / üble Verkehrsunfälle
* Karnevalssitzungen bis zum Erbrechen
* Künstler, mal bekannt, mal unbekannt, mal gut, mal Dreck
Ich habe also letztlich während des Studiums ähnlich verdient wie meine Kommilitonen, dabei aber nicht den gazen Tag vor'm Rechner gehockt oder Kaffee gekocht oder Ware übers Band gezogen, sondern sehr, sehr viel gelernt. Ich habe es als "Ausbildung" neben dem Studium gesehen und bereue es bis heute nicht. Man muss nur zusehen, dass man weiterkommt, aber das gilt in jedem Job.