Ich finde es gibt ein paar Dinge die jeweils was anderes sind:
Bild ("gemalt") vs. Foto ("festgehaltene Realität")
Dokumentierter Inhalt vs. Künstlich erstellter Inhalt
Dokumentierte Optik vs. künstlich erstellte Optik.
Bei mir verläuft die Akzeptanzgrenze sehr niedrig, d.h. Optikanpassungen (meint Veränderungen an Farben, Helligkeit etc. wie in einem Raw-Konverter) sind ok.
Jegliche signifikanten (jenseits eine Flare wegretuschiert oder dem Model gesagt "hier kommt das Vögelchen")
inhaltlichen Änderungen machen aus "Fotos" für mich "Bilder". Das gleiche gilt für deutlich "gestelltes".*
Diese können ästhetisch ansprechend sein und als solche "gut" und "wertvoll", aber es sind mMn keine "Fotos" mehr.
Ein Foto, das ich mit der Schere zerschneide oder mit Öl übermale ist auch keins mehr.
Und aus diesem engen Anspruch kommt dann das Laissez-faire bei "Bildern":
Dort ist mir die Erstellung egal. Für mich ist es schnurzpiepe, ob ein völlig artifizielles Studio Fashion-Shooting von einem "Fotografen" gemacht wurde, oder jemand das in Öl / Photoshop malt oder mit Poser am PC ausrechnet - alles das gleiche mit unterschiedlichen Werkzeugen und alles gleichwertig.
In solchen Bereichen wird mE die Fotografie sowieso irgendwann als Dino aussterben, weil rein virtuelle Erzeugnisse besser und flexibler am PC zu erzeugen sind als mit echten Models, nervigen Knipsern und Assistenten, die alle zu teuer sind
etc.
Schaut mal in die Filmindustrie und vergleicht die Statisten von Ben Hur mit denen bei Herr der Ringe.
Um es provokant auszurücken: In meiner Ansicht ist es für einen Kamernutzer, der eh mit Photoshop intensiv an die Bilder geht, völlig Schnuppe welches "Bokeh" die Linse hat und wie weit sie Freistellen kann. Das kann man - zumindest in absehbarer Zukunft - besser und einfacher per Software reinrechnen. Kein Unterschied. Wer trotzdem daran festhält erkennt nur seine Bigotterie nicht.
Trotzdem mach' ich lieber "Fotos". Das hat aber dieselbe Art von Begründung, warum ich lieber selber koche, statt zu McDonalds zu gehen: Es macht auch Spass, den Weg zu gehen, nicht nur anzukommen.
*=wo die Grenze genau liegt kann man nicht theoretisch festlegen. das muss jeder für sich tun. Bildausschnittswahl finde ich noch ein akzeptables gestalterisches Mittel. Es ist ja letztlich vergleichbar einem Textzitat, welches auch immer aus dem Kontext gerissen ist.