Für alles, wo eine Bewegung möglichst weich werden soll oder möglichst stark verwischt werden soll, ist der 1000x-Filter von Vorteil. In seltenen Fällen reicht er gar nicht aus und muss z. B. durch einen weiteren 8x- oder 64x-Filter ergänzt werden (z. B. wenn man in der Sonne ohne Filter schon auf 1/500 Sekunde kommt, liegt man mit Filter gerade mal bei 2 Sekunden, was für wirklich fließende Wasserbewegung noch zu kurz ist, und für menschenleere Plätze sowieso).
Nur unter schwachem Licht kann ein 1000er dann insofern "zu stark" werden, als die Belichtungszeiten unhandlich werden. Etwa wenn man ohne Filter bei der gewünschten Blende schon 1/8 Sekunde belichten müsste, bringt das der 1000x-Filter auf über 2 Minuten. Das geht zwar mittels Bulb-Einstellung und Kabelfernbedienung an den meisten Kameras auch, aber manche Sensoren zeigen dann bereits deutliche Bildfehler und/oder müssen ihre zusätzlich zeitraubende Dunkelbild-Rauschunterdrückung zuschalten.
Ein zweites Argument gegen den 1000er ist seine etwas kompliziertere Handhabung, weil man mit aufgesetztem Filter so gut wie nichts mehr im Sucher bzw. auf dem Display sieht. Man muss also immer schon den Ausschnitt festlegen und scharfstellen, bevor man den Filter draufmacht. Zumindest unter Tageslicht verhält sich der 64x noch etwas benutzerfreundlicher; wenn es hell genug ist, kann sogar der AF bei aufgesetztem 64er noch funktionieren.
(Wobei ich der Meinung bin, dass man als Fotograf mit den Einschränkungen des 1000ers umgehen lernen sollte. Wer bei so speziellen Anwendungen immer noch auf Automatik angewiesen ist, wird eh kein gescheites Bild hinkriegen.)
Ferner gibt es Motive, die man nicht beliebig lang belichten will, sondern nur "etwas länger", um einen ganz bestimmten Verwisch-Effekt zu erhalten (z. B. Windräder oder "Mitzieher"). Aber da die Helligkeitsverhältnisse vorab nie bekannt sind, kann man sowas schlecht planen. Das wäre dann ein Fall für ein komplettes Graufilter-Set, damit man flexibel bleibt.
Wenn nur ein einzelner Filter gekauft werden soll und das weich fließende Wasser oder gar die menschenleeren Plätze die geplanten Hauptanwendungen sind, halte ich den 1000er für den besten Kompromiss. Der 64er ist da, zumindest im hellen Tageslicht, eher ein Notbehelf.
Noch ein Hinweis: Da die tatsächliche Helligkeit abhängig von geografischer Position, Wetter, Jahreszeit und Tageszeit extrem unterschiedlich ist, sind diese pauschalen Aussagen immer ein wenig problematisch. Unser Auge gleicht Helligkeitsunterschiede am Tag in weitem Umfang aus. Daher haben unerfahrene Fotografen oft gar keine Vorstellung, wie unterschiedlich hell es sein kann. Zwischen einem bewölkten Tag am Nachmittag und einem Sonnentag zur Mittagszeit kann durchaus der Faktor 1000 liegen, aber wir empfinden beides annährnd gleich hell.