Ich bin heute, also eher gestern Nachmittag, auf diesen Thread gestoßen. Ich habe mich seitdem durch 37 Seiten gelesen. Folgendes:
Ich fotografiere seit gut drei Jahren wieder. Habe von 12 Jahren bis 19/20 mit ner Kompakten, Analogen fotografiert und dann aufgehört. War ein eingebautes 35mm Objektiv, eine fest eingestellte Belichtungszeit und nem Blitz. Damals waren meine Bilder nicht so schlecht. Dann wollte mir mein Vater eine seiner Nikons vermachen. Diese wurden geklaut...
Seit damals keine Fotos mehr von mir. Anyway....
Vor gut drei Jahren, also nach gut acht Jahren Pause, hat mir dann ein Bekannter seine ME Super mit 50/1:1,7; 28/1:2,8, nem Zoom und Kleinkram vermacht. Völlig kostenfrei, weil er sie nicht mehr brauchte und sie lieber bei jemanden sah, der sie verwendet.
Seit diesem Zeitpunkt fotografiere ich wieder und ausschließlich analog. Habe mir alles Wissen um Blende, Belichtung, Schattenwirkung, usw. angelesen und angewendet.
Das Interessante daran ist, dass wenn ich mit Freunden unterwegs bin, ich von vornherein eine geeignete Blende oder anderen Ausschnitt wähle, um die Stimmung oder die Wirkung einzufangen und meine Freunde da mit ihren Digis immer wieder auf den Bildschirm schauen, um dann doch häufig am Ende die Blende und Ansicht nehmen, die ich schon vornherein eingestellt habe.
Was mir dabei aufgefallen ist, dass mit einer Analogen man viel bedachter an ein Motiv geht. Es vorher mehr studiert und dann auslöst, wenn man den geeigneten Standpunkt, Blende, BeLi, usw. hat.
Inzwischen ist meine Ausrüstung gewachsen. Auch eine Z-1 befindet sich darunter, womit nun auch Bilder mit Blitz, dank TTL Messung, wesentlich einfacher sind. Ich habe immer die Umstellerei für die unterschiedlichen Bereiche an dem Blitz für die ME Super verflucht. Die Z-1 ist auch super, wegen Spotmessung, Gittermattscheibe und der Anzeige der abgelaufenen Belichtungszeit bei Bulb,.... Zwar hängt unter der ME Super inzwischen en Winder drunter, dass aber eher wegen der besseren Haptik, als alles andere. Jedoch mag ich die ME Super wesentlich lieber; und zwar wegen genau den Sachen, die der Grundstein für Dein Projekt waren. An de ME Super habe ich meistens mein 50mm. Ab und an auch das 135/1:2,8er.
Mein Vater hat sich in diesem Jahr ne D90 mit zwei Optiken, ein WW-Zoom und ein Telezoom und beide mit VR, ne tolle Kamera mit guten Optiken. Was ich aber feststellen musste, als ich damit fotografierte, dass ich viel mehr unbedachter fotografierte. Ich hatte hinterher wesentlich mehr Ausschuss an Aufnahmen, als ich es bei einem Film mit gleicher Anzahl Bilder habe. Die Quali ist nicht wirklich besser deswegen geworden. Mein Ergo: Digital macht sorgloser im Umgang.
Was ich sagen will:
Ich finde dieses Projekt super. Ein Freund hat sich inzwischen auch ne Analoge gekauft und musste feststellen, dass er wesentlich anders fotografiert und die Quali seiner digitalen Bilder dadurch besser geworden sind.
Ich selbst werde wahrscheinlich nie wirklich von Analog wegkommen. Zu vertraut ist mir inzwischen das Auslösegeräusch meiner ME Super. Außerdem zwingt es einen mehr dazu VORHER nachzudenken.
Was aber viel wichtiger ist; und das hört sich hier vielleicht etwas philosophisch an:
Durch die analoge Fotografie habe ich das Gefühl die Welt langsamer wahrzunehmen. Was bedeutet, dass die oft gewollte Entschleunigung dabei bei mir stattfindet. Das tut mir sehr gut. Nach einer Fototour nehme ich vielleicht deswegen vieles wesentlich entspannter wahr!
Größtenteils schreibe ich mir meine Einstellungen nachher bei schwierigen Aufnahmen auf. Auf diese Weise kann ich dann beim Betrachten der Abzüge die Ergebnisse nachvollziehen. Oft kommt es auch vor, dass ich mir in diesem Notizbuch Motive aufzeichne und deren Belichtungsspielraum vornherein festlege. Manchmal habe ich so ein Motiv im Kopf, zeichne es darein und während ich dann durch die Welt laufe, sehe ich vielleicht dieses Motiv und mache das Foto.
Ich kann dieses Projekt deswegen sehr gut nachvollziehen.
Was für einen persönlich dabei herauskommt, kann man nie wissen.
BTW: Habe mich nie mit Street beschäftigt, aber ich werde mich morgen einfach mal ein paar Stunden durch die Gassen bewegen, mich inspirieren lassen und dabei meine ME Super dabei haben.
PS: War zwar viel, hatte aber auch einiges los zu werden und Posts nachzuholen.
Edit:
Habe erst in einer der letzten Ausgabe der Photographie davon gelesen, dass Stephan Schütze, seineszeichen Fotograf der Ruhr Nachrichten, imens von der analogen Zeit profitiert. Er entscheidet vorher was für ein Bild sinnvoll ist und muss deswegen nicht zig Aufnahmen machen.