Naja, ich find's ein bissl anmaßend, wenn die einen den anderen vorschreiben wollen, wie sie ihre Fotos machen sollen (denn die Motivsuche gehört ganz klar dazu!).
Ein gutes Bild entsteht zu einem großen Teil durch gutes, also zur Absicht passendes, Licht. Wenn ich an einem sonnigen Spätnachmittag in einer Kirche nebenan ein Bild gemacht habe, kann ich das nicht einfach so wiederholen: Das Wetter (Licht) muss stimmen, die Tageszeit muss stimmen und es kann sogar sein, dass der Monat stimmen muss. Schließlich steht die Sonne im Januar anders als im Juli.
Und nebenbei müßte ich auch noch arbeiten und habe andere Freizeitbeschäftigungen.
Hätte ich jetzt also extra bis Mai gewartet, damit Winkel und Intensität des Sonnenlichts genau stimmen, hätte alles sauber geplant und vorbereitet, sogar mein eigenes Licht mitgebracht, um die dunklen Ecken in der Kirche aufzuhellen, am Ende gar einen Kumpel in einer Mönchskutte in der Szene drapiert, dessen dunkle Silhouette die Struktur eines der bunten Fenster dupliziert, und gesetzt, ich hätte mit all dem Aufwand ein handwerklich einwandfreies und vielleicht sogar künstlerisch hochwertiges Bild geschaffen, dann dürfte es trotzdem im Juli-Wettbewerb (oder zu einem beliebigen anderen Zeitpunkt) nicht teilnehmen.
Das finde ich schon irgendwie komisch, denn dieses Bild wäre im Monat danach nicht schlechter und dass man nochmal den Kostümverleih bemüht, den Pfarrer bequatscht und der Kumpel sich einen Nachmittag frei nimmt, der Wettergott mitspielt und der Winkel des Sonnenlichts ein viertal Jahr später immer noch passt ... naja, das ist schon viel verlangt. Insbesondere, wenn jemand für ein Bild großen Aufwand getrieben hat, wird er das nicht nochmal nachstellen; egal, ob das prinzipiell möglich ist oder nicht.
Was ist an Masse denn eigentlich schlimm? Klar, Klasse wollen alle. Wollen aber auch alle, dass sich immer weniger Leute teilnehmen trauen, weil sie befürchten, ihre Bilder seien nicht hochwertig genug? Man braucht ein gutes Mittelfeld und auch einen Bereich der weniger erfolgreichen, damit die Sieger Sieger sein können. Beim Wettbewerb "Grün" haben sehr viele irgendwelche Pflanzenmakros eingestellt bzw Fotos, bei denen die dominierende Farbe grün war. Mein Lieblingsfoto zeigte eine grüne Ampel vor einer roten Hauswand, das war schlichtweg perfekt! Obwohl nur ein kleiner Punkt grün war, die sofortige Assoziation! Durch die ganzen für mein Empfinden (sorry ;-) ) langweiligen Pflanzenbilder wurde das Ampal-Bild für mich noch weiter aufgewertet.
Also, ein gutes Foto wird nicht schlechter, nur weil eine größere Anzahl, sagen wir mal, belangloserer Fotos im Wettbewerb sind.
Ich verstehe auch, dass keine NMZ-Fotos erwünscht sind, aber auch hier ist, denke ich, außer Frage, dass für den versierten Fotografen mit geübtem, (foto)grafischen Blick, das eine oder andere Ergebnis ziemlich profan erscheint, das ein anderer mit viel Mühe erstellt und wahrscheinlich auch mit etwas Zittern hochgeladen hat.
Beim Eierwettbewerb hätte, mein Foto (so ich die Zeit gefunden hätte, mich ein paar Stunden mit Fotografieren zu befassen) ganz anders ausgesehen als die, die ich gesehen habe. Und wahrscheinlich hätte ich Null Punkte bekommen. Trotzdem hätte ich mein Bild für das beste gehalten - nicht aus einer Arroganz heraus, sondern weil ich Flächen uns Strukturen mag und weil ich so lange belichtet hätte, bis das Ergebnis meinen Vorstellungen entspricht. Die meisten hätten bei meinem Foto wahrscheinlich gedacht "Oh mein Gott, er hat einfach ein Ei fotografiert, mehr Kreativität war wohl nicht drin". Keiner wüßte, warum mein Foto so aussähe, wie ich mir Gedanken um Licht und Schatten gemacht hätte und wie viele Fehlversuche ich vielleicht gehabt hätte, bis ich zu dem Ergebnis gekommen wäre, das andere dann mit Null Stimmen ächten.
Nun bin ich ja eher ein Leser der Wettbewerbe denn ein aktiver Teilnehmer und das wird vermutlich auch so bleiben. Trotzdem hab ich als Leser kein Problem damit, ein paar Fotos gedanklich zu überspringen, die ich nicht so spannend finde. Eigentlich freue ich mich sogar ein bisschen, wenn ich mal wieder ein Foto sehe, wo jemand vor lauter Konzentration auf ein Detail das Bild gekippt hat oder ein Bild, das den Eindruck erweckt, dass jemand sich noch nie mit Bildaufbau befasst hat: Es zeigt auf jeden Fall den Mut, sich mit seinen Erzeugnissen der Kritik der Öffentlichkeit zu stellen; dazu gehört, finde ich, schon was!
Eigentlich hatte ich nicht vor, so viel zu schreiben.

Letztlich wollte ich als Mitleser nur sagen: Ich fänds schön, wenn auch Archivfotos erlaubt wären. Die mir gefallen, finde ich aus 10 genauso heraus wie aus 70.
