Max08
Themenersteller
Hallo!
Vor kurzem stieg ich in die analoge Fotografie ein und machte meine ersten Bilder auf einem Ilford XP2 Super Film. Nachdem dieser jedoch vom dm-Markt bzw. Cewe kastrophal entwickelt wurde (siehe hier: https://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=1383643 ), entschied ich mich, es mit der Selbstentwicklung von "echten" B&W-Filmen zu versuchen.
Ich las mich lange in das richtige Vorgehen ein und besorgte mir erst einmal für eine anstehende New York-Reise einige Kodak Tri-X 400 Filme. Nun bin ich vor wenigen Tagen zurückgekommen und habe gestern meinen ersten Schwarz-Weiß-Film entwickelt. Meine Erfahrungen damit und die ersten Ergebnisse möchte ich an dieser Stelle mit euch teilen.
Zunächst einmal zu den von mir verwendeten Materialien. Als Entwickler benutzte ich Kodak D-76, in Verbindung mit dem Tri-X soll das ja eine sehr klassische und gutmütige Kombination sein. Ich entschied mich außerdem für ein Stoppbad mit Adostop und den Ilford Rapid Fixer. Als Netzmittel verwendete ich Adoflo.
Als erstes stand nun jedoch das Einspulen des Films in die Spirale des Jobo Entwicklungstanks bevor. Ich hatte viele Tipps dazu gelesen, aber doch etwas Bedenken, ob mir dies auf Anhieb gelingen würde. Mit zwei Billig-Farbfilmen übte ich zuerst bei Licht, dann im Wechselsack die ganze Prozedur. Es gelang mir erstaunlich schnell, auch wenn das korrekte Abschneiden des Filmanfangs im Wechselsack doch etwas schwierig ist. Insgesamt würde ich aber sagen, dass das wesentlich unproblematischer war, als ich vermutet hatte.
Der erste Film war nun also lichtdicht in der Dose, das Vorbereiten der Chemie konnte beginnen.
Am vorherigen Tag setzte ich bereits mit 50 Grad warmem, destilliertem Wasser die D-76 Stammlösung an, da es ja ganz sinnvoll sein soll, wenn diese vor der ersten Benutzung etwas steht, um eine vollständige Auflösung des Pulvers zu garantieren.
Nun mischte ich 250ml Stammlösung mit 250ml destl. Wasser (wir haben ziemlich kalkhaltiges Wasser und ich wollte auf Nummer sicher gehen) und brachte es auf etwa 20 Grad. Das gestaltete sich als nicht besonders schwierig.
Ebenso stellte ich eine 1+19 Adostop-Lösung sowie eine 1+4 Fixierer Arbeitslösung her.
Endlich konnte der spannende Teil beginnen.
Ich füllte den Entwickler in die Dose, stieß diese einige Male auf einen Tisch auf und bewegte die ersten 30 Sekunden kontinuierlich. Von da an kippte ich die Dose alle 30 Sekunden für ca. 5 Sekunden. Die gesamte Entwicklungszeit lag bei 9:45 min. Ich hielt mich bei all dem an die Vorgaben von Kodak im D-76-Datenblatt.
Der Entwickler wurde ausgegossen, das Stoppbad kam für etwa eine Minute hinein und wurde dann ebenfalls ausgegossen. Es folgte der Fixierer für ca. 6 Minuten. Bei dieser Zeit war ich mir nicht ganz sicher, da man leider keine wirklich einheitlichen Empfehlungen zur Fixierzeit findet. Meist wird ja empfohlen, vorher die Klärzeit zu ermitteln, dies tat ich jedoch nicht. Ich dachte mir, dass ich bei einer Zeit von 6 Minuten nichts falsch machen kann und der Tri-X dann in jedem Fall (bei frischem Fixiereransatz) ausreichend fixiert sein sollte.
Zuletzt machte ich die Schlusswässerung nach der Ilford-Methode mit einigen Minuten Standzeit zwischen den Wasserwechseln und anschließend noch einige Minuten Wässerung unter fließendem Wasser, bevor der Film in der Spirale noch ein kurzes Netzmittelbad nahm.
Dann kam der spannendste Moment, ich war ziemlich aufgeregt und gespannt, ob ich alles richtig gemacht hatte und man etwas auf dem Film erkennen konnte. Und siehe da: Die Negative waren deutlich sichtbar! Ich war vollkommen begeistert und kann so langsam die "Sucht" nach der analogen Fotografie absolut nachvollziehen. Es ist einfach eine tolle Sache, mit Chemikalien herum zu panschen und plötzlich etwas auf dem Film zu erkennen.
Ich hängte den Film in die Duschkabine und ließ ihn für ca. 12 Stunden trocknen.
Heute früh nun konnte ich ihn endlich einscannen. Dafür hatte ich mir einen gebrauchten Refelcta Crystalscan 7200 besorgt.
Die Ergebnisse habe ich hier angehängt. Ich bin für meine erste Entwicklung sehr zufrieden. Was meint ihr? Habt ihr vielleicht Verbesserungsvorschläge?
Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich erstaunlich wenig Probleme hatte. Auf dem Film habe ich eigentlich nur wenige Staubkörner finden können (die, die man jetzt noch sieht sind oberflächlich beim Scannen draufgekommen), auch gravierende Wasserflecken sind auf den ersten Blick nicht zu sehen, und das obwohl ich den Film nach dem Netzmittelbad weder abgestreift noch sonst irgendwie getrocknet habe. Ich habe ihn direkt tropfnass in die Dusche gehängt.
Zu den Bildern: Aufgenommen wurden sie mit einer Nikon FA und dem Nikon 50mm 1.8 E-Serie Objektiv. Für mich war das absolutes Neuland, auf einer Reise nur mit einer Festbrenweite zu fotografieren. Dies hat mir aber sehr gut gefallen, nur manchmal hätte ich mir dann doch etwas mehr Weitwinkel gewünscht.
Fotografiert habe ich ausschließlich mit der Zeitautomatik, die Belichtungsmessung der Nikon FA scheint meist richtig gelegen zu haben. Einige wenige Bilder sind jedoch leider etwas überbelichtet worden.
Zum Scan: Benutzt habe ich dafür Vuescan. Dabei habe ich die Methode angewandt, ein Stück unbelichteten Film auszuwählen und dessen Belichtung zu halten. Ganz zufrieden bin ich mit dem Ergebnis jedoch nicht. Die Scans sind alle durchweg zu dunkel, in Lightroom habe ich dann jedes einzelne entsprechend korrigiert.
Habt ihr dazu vielleicht Tipps woran dies liegen könnte? Ist es normal, dass praktisch jedes Bild nach dem Scan deutlich bearbeitet werden muss?
Wie ich sehe, ist das ganz schön viel Text geworden. Schön, wenn ihr bis hierher durchgehalten habt.
Insgesamt kann ich nur sagen: Entwickeln ist viel leichter als gedacht, die Ergebnisse scheinen mir beim ersten Versuch schon deutlich besser als bei so manchem Dienstleister. Also ich kann jedem, der noch überlegt, einen eigenen Versuch empfehlen!
Ich bleibe auf jeden Fall an der analogen Fotografie dran!
Viele Grüße
Max
Scan-140302-0005 von maximilian.o. auf Flickr
Scan-140302-0020 von maximilian.o. auf Flickr
Scan-140302-0028 von maximilian.o. auf Flickr
Scan-140302-0033 von maximilian.o. auf Flickr
Scan-140302-0037 von maximilian.o. auf Flickr
Scan-140302-0022 von maximilian.o. auf Flickr
Vor kurzem stieg ich in die analoge Fotografie ein und machte meine ersten Bilder auf einem Ilford XP2 Super Film. Nachdem dieser jedoch vom dm-Markt bzw. Cewe kastrophal entwickelt wurde (siehe hier: https://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=1383643 ), entschied ich mich, es mit der Selbstentwicklung von "echten" B&W-Filmen zu versuchen.
Ich las mich lange in das richtige Vorgehen ein und besorgte mir erst einmal für eine anstehende New York-Reise einige Kodak Tri-X 400 Filme. Nun bin ich vor wenigen Tagen zurückgekommen und habe gestern meinen ersten Schwarz-Weiß-Film entwickelt. Meine Erfahrungen damit und die ersten Ergebnisse möchte ich an dieser Stelle mit euch teilen.
Zunächst einmal zu den von mir verwendeten Materialien. Als Entwickler benutzte ich Kodak D-76, in Verbindung mit dem Tri-X soll das ja eine sehr klassische und gutmütige Kombination sein. Ich entschied mich außerdem für ein Stoppbad mit Adostop und den Ilford Rapid Fixer. Als Netzmittel verwendete ich Adoflo.
Als erstes stand nun jedoch das Einspulen des Films in die Spirale des Jobo Entwicklungstanks bevor. Ich hatte viele Tipps dazu gelesen, aber doch etwas Bedenken, ob mir dies auf Anhieb gelingen würde. Mit zwei Billig-Farbfilmen übte ich zuerst bei Licht, dann im Wechselsack die ganze Prozedur. Es gelang mir erstaunlich schnell, auch wenn das korrekte Abschneiden des Filmanfangs im Wechselsack doch etwas schwierig ist. Insgesamt würde ich aber sagen, dass das wesentlich unproblematischer war, als ich vermutet hatte.
Der erste Film war nun also lichtdicht in der Dose, das Vorbereiten der Chemie konnte beginnen.
Am vorherigen Tag setzte ich bereits mit 50 Grad warmem, destilliertem Wasser die D-76 Stammlösung an, da es ja ganz sinnvoll sein soll, wenn diese vor der ersten Benutzung etwas steht, um eine vollständige Auflösung des Pulvers zu garantieren.
Nun mischte ich 250ml Stammlösung mit 250ml destl. Wasser (wir haben ziemlich kalkhaltiges Wasser und ich wollte auf Nummer sicher gehen) und brachte es auf etwa 20 Grad. Das gestaltete sich als nicht besonders schwierig.
Ebenso stellte ich eine 1+19 Adostop-Lösung sowie eine 1+4 Fixierer Arbeitslösung her.
Endlich konnte der spannende Teil beginnen.
Ich füllte den Entwickler in die Dose, stieß diese einige Male auf einen Tisch auf und bewegte die ersten 30 Sekunden kontinuierlich. Von da an kippte ich die Dose alle 30 Sekunden für ca. 5 Sekunden. Die gesamte Entwicklungszeit lag bei 9:45 min. Ich hielt mich bei all dem an die Vorgaben von Kodak im D-76-Datenblatt.
Der Entwickler wurde ausgegossen, das Stoppbad kam für etwa eine Minute hinein und wurde dann ebenfalls ausgegossen. Es folgte der Fixierer für ca. 6 Minuten. Bei dieser Zeit war ich mir nicht ganz sicher, da man leider keine wirklich einheitlichen Empfehlungen zur Fixierzeit findet. Meist wird ja empfohlen, vorher die Klärzeit zu ermitteln, dies tat ich jedoch nicht. Ich dachte mir, dass ich bei einer Zeit von 6 Minuten nichts falsch machen kann und der Tri-X dann in jedem Fall (bei frischem Fixiereransatz) ausreichend fixiert sein sollte.
Zuletzt machte ich die Schlusswässerung nach der Ilford-Methode mit einigen Minuten Standzeit zwischen den Wasserwechseln und anschließend noch einige Minuten Wässerung unter fließendem Wasser, bevor der Film in der Spirale noch ein kurzes Netzmittelbad nahm.
Dann kam der spannendste Moment, ich war ziemlich aufgeregt und gespannt, ob ich alles richtig gemacht hatte und man etwas auf dem Film erkennen konnte. Und siehe da: Die Negative waren deutlich sichtbar! Ich war vollkommen begeistert und kann so langsam die "Sucht" nach der analogen Fotografie absolut nachvollziehen. Es ist einfach eine tolle Sache, mit Chemikalien herum zu panschen und plötzlich etwas auf dem Film zu erkennen.
Ich hängte den Film in die Duschkabine und ließ ihn für ca. 12 Stunden trocknen.
Heute früh nun konnte ich ihn endlich einscannen. Dafür hatte ich mir einen gebrauchten Refelcta Crystalscan 7200 besorgt.
Die Ergebnisse habe ich hier angehängt. Ich bin für meine erste Entwicklung sehr zufrieden. Was meint ihr? Habt ihr vielleicht Verbesserungsvorschläge?
Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich erstaunlich wenig Probleme hatte. Auf dem Film habe ich eigentlich nur wenige Staubkörner finden können (die, die man jetzt noch sieht sind oberflächlich beim Scannen draufgekommen), auch gravierende Wasserflecken sind auf den ersten Blick nicht zu sehen, und das obwohl ich den Film nach dem Netzmittelbad weder abgestreift noch sonst irgendwie getrocknet habe. Ich habe ihn direkt tropfnass in die Dusche gehängt.
Zu den Bildern: Aufgenommen wurden sie mit einer Nikon FA und dem Nikon 50mm 1.8 E-Serie Objektiv. Für mich war das absolutes Neuland, auf einer Reise nur mit einer Festbrenweite zu fotografieren. Dies hat mir aber sehr gut gefallen, nur manchmal hätte ich mir dann doch etwas mehr Weitwinkel gewünscht.
Fotografiert habe ich ausschließlich mit der Zeitautomatik, die Belichtungsmessung der Nikon FA scheint meist richtig gelegen zu haben. Einige wenige Bilder sind jedoch leider etwas überbelichtet worden.
Zum Scan: Benutzt habe ich dafür Vuescan. Dabei habe ich die Methode angewandt, ein Stück unbelichteten Film auszuwählen und dessen Belichtung zu halten. Ganz zufrieden bin ich mit dem Ergebnis jedoch nicht. Die Scans sind alle durchweg zu dunkel, in Lightroom habe ich dann jedes einzelne entsprechend korrigiert.
Habt ihr dazu vielleicht Tipps woran dies liegen könnte? Ist es normal, dass praktisch jedes Bild nach dem Scan deutlich bearbeitet werden muss?
Wie ich sehe, ist das ganz schön viel Text geworden. Schön, wenn ihr bis hierher durchgehalten habt.
Insgesamt kann ich nur sagen: Entwickeln ist viel leichter als gedacht, die Ergebnisse scheinen mir beim ersten Versuch schon deutlich besser als bei so manchem Dienstleister. Also ich kann jedem, der noch überlegt, einen eigenen Versuch empfehlen!
Ich bleibe auf jeden Fall an der analogen Fotografie dran!
Viele Grüße
Max
Scan-140302-0005 von maximilian.o. auf Flickr
Scan-140302-0020 von maximilian.o. auf Flickr
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Scan-140302-0022 von maximilian.o. auf Flickr