Ob man Magnetfilter braucht oder mit herkömmlichen Schraubfiltern auskommt, ist eine Frage der Arbeitsweise. Wer die Filter sehr viel benutzt und dauernd wechselt, profitiert wahrscheinlich von Magnetfiltern. Für durchschnittliche Nutzung, wo Filter nur gelegentlich zum Einsatz kommen, kann man mit Schraubfiltern sehr gut leben. Man muss sich nur ein paar Fertigkeiten für den Umgang mit Schraubfiltern zulegen (z. B. mit mehreren Fingern den Filter von allen Seiten umfassen, damit er sich beim Schrauben nicht verkantet).
Noch eine Stufe umständlicher als die Verwendung nackter Schraubfilter ist die Verwendung großer Schraubfilter in Verbindung mit Step-Up-Ringen. Das braucht nochmal etwas mehr Geduld und etwas mehr Geschicklichkeit (Filter und Ringe gehen nach Gebrauch nicht immer problemlos auseinander). Auch das kann man lösen, wenn man die nötige Fingerfertigkeit erwirbt (oder notfalls Hilfsmittel wie Gummihandschuhe oder Filterzangen benutzt). Zu erwähnen ist aber auch die Problematik, dass in Verbindung mit Step-Up-Ringen meist die mitgelieferten Gegenlichtblenden nicht mehr passen. In der Praxis wird man häufiger benötigte Filter dann doch auch im jeweils passenden Durchmesser besorgen und nicht dauerhaft adaptieren. Das macht die Strategie, nur Filter höchster Qualität zu kaufen, etwas schwieriger. Je mehr Exemplare man benötigt, desto wichtiger wird natürlich das Preis-Leistungs-Verhältnis.
ND-Filter sind qualitativ relativ unproblematisch. Da kann man als Gelegenheitsnutzer ruhig auch ganz billige Exemplare nehmen. Ich hatte schon ND-Filter unterschiedlicher Hersteller und Preisklassen. Auch die Billigsten haben das Bild nicht unschärfer gemacht. Lediglich mit Farbstichen (bläulich oder rötlich) muss man leben, wenn man relativ starke ND-Filter benutzt (zu sehen schon bei 64x und erst recht bei 1000x). In Sachen Farbstich gibt es Unterschiede, aber auch die teuersten Markenfilter sind nicht ganz frei davon (hängt wohl auch vom Sensor und dessen Empfindlichkeit für IR- und UV-Licht ab – also der Farbstich ist mit demselben Filter nicht an jeder Kamera exakt gleich). Aus meiner Sicht sind auch relativ starke Farbstiche nicht schlimm, denn bereits ein simpler manueller Weißabgleich merzt den Fehler zu 99 % aus.
Am Rande sei noch angemerkt, dass man sich auf die Filterfaktoren nicht immer blind verlassen kann. Ein 64x-Filter kann in Wahrheit auch Faktor 30 oder 120 haben, genau wie ein 1000x Filter tatsächlich den Faktor 700 oder auch 1500 aufweisen kann. Wer die Belichtung ohne Filter misst und dann einfach die Belichtungszeit mit dem Faktor multipliziert, kriegt also nicht immer korrekt belichtete Aufnahmen.
Aber auch die Mehrfeld-Belichtungsmessung der Kamera ist nicht zuverlässig (die meisten Kameras belichten mit starken ND-Filtern zu knapp, weil die Automatik wohl „denkt“, es sei eine Nachtsituation). Abhilfe schafft die Verwendung einer nicht-gewichteten Messmethode, z. B. mittenbetonte Integralmessung.
Die Qualität von Polfiltern ist kritischer. Da ist im unteren Preissegment eine Menge Müll auf dem Markt. Die Filter haben aber nicht etwa eine schlechte Filterwirkung (selbst die 10-Euro-Polfilter filtern sehr gut – oft besser als ältere Marken-Polfilter). Das große Problem billiger Polfilter ist die Beeinträchtigung der Bildschärfe. Das merkt man insbesondere mit langen Brennweiten und Offenblende. Die Polfilter >100 Euro sind hier allesamt einwandfrei, aber in der Preisklasse unter ca. 60 Euro trennt sich Gut und Böse.
Ein weiteres Kriterium für Polfilter ist die Frage der verbauten Filterfolie. Es gibt die „herkömmlichen“ Versionen, die gut funktionieren, aber aus heutiger Sicht unnötig viel Licht schlucken und außerdem in den ausgelöschten Bereichen etwas blaustichig sind (was durch Alterung immer schlimmer wird). Ich würde heute nur noch Filter mit modernen High-Transmission-Folien nehmen, die eine farbneutrale Auslöschung erlauben, mehr Licht durchlassen und weniger alterungsanfällig sind. Deshalb rate ich auch vom Kauf älterer Marken-Polfilter ab – obwohl die zumindest in Sachen Bildschärfe einwandfrei sind.
Ich habe immer den Haida Slim Pro II MC als Preis-Leistungs-Sieger empfohlen. Den kann man nach wie vor bedenkenlos nehmen. Inzwischen gibt es aber mit dem Rollei F:X Pro CPL ein noch günstigeres Exemplar mit beeindruckender Qualität (tadellose Schärfe und in Sachen Vergütung sogar besser als der Haida). Wer einen Markenfilter bevorzugt, aber nicht gleich in einen B+W Käsemann investieren will, sollte sich den Hoya HD CPL anschauen (ich meine die alte Version ohne Nano im Namen; die neue ist ja preislich schon auf B+W Niveau). Alle genannten Filter sind übrigens High-Transmission-Typen (auch wenn das nicht jeder Hersteller groß draufschreibt).