Ich versuche einmal, mir dieses Bild, unter Zuhilfenahme des "Semiotischen Modells der Bildanalyse" zu erschließen.
Los gehts.
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Semantik - Sammeln der Einzelzeichen:
- Reale Figur/Statue, ein geistl. Würdenträger, erhobenen Hauptes mit weisender Armgeste
- Lichtfigur, ebenfalls mit richtungsweisender Ausprägung in ihrer Figürlichkeit
- 3 Stühle, der zentrale größer, alle in edler Anmutung, alt, teils im Licht, teils im Schatten
- Innenraum
- Treppe
- alter gefließter Boden
- zwei dominante Farben
- Helligkeitsverläufe
Semantik - Deuten der Einzelzeichen
- der Würdenträger:
Er begrent durch vertikale Präsenz den linken Bildraum, kantennah und führt über den ausgestreckten Arm meinen Blick zurück ins Bild. Seine stolze, über Zweifel erhabene, ja eventuell sogar richtende Präsenz (Kopf, durchgestreckter Rücken) weist mich hin zu den Stühlen. Auf der Machtgeste liegt Extra-Licht. Auch ist er der Einzigste, den ich als mir, dem Betrachter zugewandt empfinde.
- Lichtfigur:
Hier sehe ich ebenfalls eine auf die Mitte weisende Haltung. Ein imaginärer Arm, allerdings ein dynamischerer Rücken (sehr energisch, Druck und Bewegung implizierend), auch die Beinhaltung an der Wand ist ganz Zuweisung. Schwierig wird es mit dem Verlauf ihrer Spur auf den Boden. Die nimmt mich als Betrachter raus, bringt mich in Erwartungshaltung (durch ihren an mir vorbeilaufenden Wegcharakter).
Sie wirkt auf mich frei, allein schon, weil sie immaterieller Natur ist. Aber auch durch das Vereinen der Farben und der tänzelnden Atmosphäre selbiger.
- Innenraum/Fußboden
Er gibt mir Vorstellung vom Ort. Eine Halle, groß und hoch. Vielleicht eine Kirche, oder auch ein Schloß (große alte Fliesen) Die Wand mag ich. Sie verbindet mir auf warme emotionale Weise die drei Hauptdarsteller über ihre fließend wirkende, wellige, Licht und Schatten durchdringende, ja vereinende Textur.
- 3 Stühle
Sie treten ehrwürdig und als einzigste Zeichen deutlich andersfarbig auf. Bei diesem tiefen Rot denke ich an Könige, oder Päpste. Verstärkt wird dies durch den einen zentralen, dem prächtigsten Stuhl (in Begleitung zweier Sateliten). Emotional bedeutet es mir Abwehr, denn das Recht, auf diesen Stühlen zu sitzen, habe ich mir nicht erworben.
Nun, damit möchte ich zum Licht kommen, denn das scheint mir doch auch nicht bedeutungslos.
- Helligkeitsverläufe
Einer der Stühle, der rechte wird von der Lichtgestalt erfasst. Der linke liegt im Dunkel. Der wichtigste der drei Stühle in beiderlei Licht. Und genau über ihm teilt ein allgemeiner Lichtverlauf den Raum - in einen helleren und einen dunkleren Bereich. Beide Bereiche werden mir über die jeweiligen Figuren dominiert.
- zwei Farben
Gold (alles Gelb und Braun rechne ich dieser Wirkung zu) und Rot, tiefes wichtiges erfahrenes Rot. Das nur einmal noch rezitiert wird, als Echo in der Lichtgestalt. Allerdings nicht leicht und verspielt sondern bodennah, dunkel und schwer von mir wahrgenommen (eine Art Fessel für das Licht).
Die Farben empfinde ich als warm, vertrauensfördernd und zusammen mit der Wandtextur binden sie mich emotional positiv an das Bild.
- Treppe
Sie ist Teil der Tiefenwirkung des Bildes und betont das Hinauf-oder Herabsteigen. Zu wem? Zu den Stühlen.
Damit wirkt sie inhaltlich verdichtend. Die Höhe der Stufen karikiert mir allerdings ein wenig die als bedeutsam eingestufte Wirkung der Stühle. Ich wünschte sie mir kleiner. Da sie nunmal so groß sind und der ausgelegte Weg der Lichtgestalt genau auf sie zuweist - liegt hier Bildbedeutung.
Pragmatik - Interpretation
Über das Deuten der Einzelzeichen habe ich mich schon ein Stück weit einer formulierbaren Bildwirkung auf mich genähert. Jetzt heißt es zusammenfassen.
Alles läuft auf die Stühle zu.
Wo stehe ich? Bin ich Teil des Bildes oder eher Betrachter bzw. wie komme ich in das Bild? Werde ich auf den Stühlen sitzen?
Auf emotionaler Ebene kann ich das Bild nicht wertfrei betreten. Der einzige mit mir kommunizierende Bezugspunkt, die Würdenfigur (nun, die Wand gibt es auch noch. Sie wirkt mir aber mehr als Stimmung) bittet mich hinein. In meiner Abstraktion der beiden Pole steht sie eindeutig für Recht/Ordnung/Staatlichkeit/Struktur. Freiheit/Lebendigkeit/Lebenslust/Toleranz (mich freundlicher stimmende Attribute) besetze ich mit der Lichtfigur. Welche sich, wie Stuhl und Treppe - scheinbar auf einen anderen freuen. Mich hätte gefreut, einen Weg zur Mitte zu finden, zu den Stühlen, zu einem Stuhl. Ohne vorher von einem der beiden in Beschlag genommen zu werden.
Ich nehme mich zurück, betrachte, versuche zu deuten. Gedanken formen sich zu einer Geschichte. Ich spüre, das ich auf geistiger Ebene in das Bild trete. Was mich freut.
Licht und Schatten bemühen sich und warten geduldig - auf die Rückkehr derer, die einst das Land regierten. Und wenn sie denn zurückkommen, werden sie beraten werden - von beiden. Sie müssen sich nicht für einen oder den anderen entscheiden. Denn beide waren und werden da sein. Nur berühren lassen und vor allem, kommen müssen sie. Diejenigen, die Verantwortung tragen wollen.
Für mich eine schöne Metapher auf eine ausgewogene Regierungspolitik.
Abschließend noch etwas zum roten Echo an der Wand, an der Lichtfigur. Die Wirkung ist auf unbewußter Ebene, die Verdeutlichung erfreut mich. Mir ist es ein Umkehrschluß. All die Attribute, welche ich vorhin der Lichtfigur zuordnete, bedürfen einer Struktur, bedürfen eines Raumes. Sie leben nicht im Chaos sogenannter Freiheit. Sie brauchen ein gesellschaftlich funktionierendes Lebensmodell.
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Ich selbst beginne zumeist bei #4 des semiotischen Modells. Empfinde das als emotionalen Startpunkt/Einstiegspunkt zur Bildbetrachtung schöner. Um mich dann deduktiv voranzutasten.
#1 sollte nicht unerwähnt bleiben - die Superzeichen. Und hier im speziellen die Rahmung samt Signatur. Da du lieber Roland in letzter Zeit teilweise auf Rahmung verzichtest, hier aber doch rahmst - ahne ich, das dir dieses Bild wichtig, bedeutsam ist. In der Rezeption und der eigenen Meinungsbildung spielt das imho eine Rolle.
Nun aber, LG Uz
Los gehts.

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Semantik - Sammeln der Einzelzeichen:
- Reale Figur/Statue, ein geistl. Würdenträger, erhobenen Hauptes mit weisender Armgeste
- Lichtfigur, ebenfalls mit richtungsweisender Ausprägung in ihrer Figürlichkeit
- 3 Stühle, der zentrale größer, alle in edler Anmutung, alt, teils im Licht, teils im Schatten
- Innenraum
- Treppe
- alter gefließter Boden
- zwei dominante Farben
- Helligkeitsverläufe
Semantik - Deuten der Einzelzeichen
- der Würdenträger:
Er begrent durch vertikale Präsenz den linken Bildraum, kantennah und führt über den ausgestreckten Arm meinen Blick zurück ins Bild. Seine stolze, über Zweifel erhabene, ja eventuell sogar richtende Präsenz (Kopf, durchgestreckter Rücken) weist mich hin zu den Stühlen. Auf der Machtgeste liegt Extra-Licht. Auch ist er der Einzigste, den ich als mir, dem Betrachter zugewandt empfinde.
- Lichtfigur:
Hier sehe ich ebenfalls eine auf die Mitte weisende Haltung. Ein imaginärer Arm, allerdings ein dynamischerer Rücken (sehr energisch, Druck und Bewegung implizierend), auch die Beinhaltung an der Wand ist ganz Zuweisung. Schwierig wird es mit dem Verlauf ihrer Spur auf den Boden. Die nimmt mich als Betrachter raus, bringt mich in Erwartungshaltung (durch ihren an mir vorbeilaufenden Wegcharakter).
Sie wirkt auf mich frei, allein schon, weil sie immaterieller Natur ist. Aber auch durch das Vereinen der Farben und der tänzelnden Atmosphäre selbiger.
- Innenraum/Fußboden
Er gibt mir Vorstellung vom Ort. Eine Halle, groß und hoch. Vielleicht eine Kirche, oder auch ein Schloß (große alte Fliesen) Die Wand mag ich. Sie verbindet mir auf warme emotionale Weise die drei Hauptdarsteller über ihre fließend wirkende, wellige, Licht und Schatten durchdringende, ja vereinende Textur.
- 3 Stühle
Sie treten ehrwürdig und als einzigste Zeichen deutlich andersfarbig auf. Bei diesem tiefen Rot denke ich an Könige, oder Päpste. Verstärkt wird dies durch den einen zentralen, dem prächtigsten Stuhl (in Begleitung zweier Sateliten). Emotional bedeutet es mir Abwehr, denn das Recht, auf diesen Stühlen zu sitzen, habe ich mir nicht erworben.
Nun, damit möchte ich zum Licht kommen, denn das scheint mir doch auch nicht bedeutungslos.
- Helligkeitsverläufe
Einer der Stühle, der rechte wird von der Lichtgestalt erfasst. Der linke liegt im Dunkel. Der wichtigste der drei Stühle in beiderlei Licht. Und genau über ihm teilt ein allgemeiner Lichtverlauf den Raum - in einen helleren und einen dunkleren Bereich. Beide Bereiche werden mir über die jeweiligen Figuren dominiert.
- zwei Farben
Gold (alles Gelb und Braun rechne ich dieser Wirkung zu) und Rot, tiefes wichtiges erfahrenes Rot. Das nur einmal noch rezitiert wird, als Echo in der Lichtgestalt. Allerdings nicht leicht und verspielt sondern bodennah, dunkel und schwer von mir wahrgenommen (eine Art Fessel für das Licht).
Die Farben empfinde ich als warm, vertrauensfördernd und zusammen mit der Wandtextur binden sie mich emotional positiv an das Bild.
- Treppe
Sie ist Teil der Tiefenwirkung des Bildes und betont das Hinauf-oder Herabsteigen. Zu wem? Zu den Stühlen.
Damit wirkt sie inhaltlich verdichtend. Die Höhe der Stufen karikiert mir allerdings ein wenig die als bedeutsam eingestufte Wirkung der Stühle. Ich wünschte sie mir kleiner. Da sie nunmal so groß sind und der ausgelegte Weg der Lichtgestalt genau auf sie zuweist - liegt hier Bildbedeutung.
Pragmatik - Interpretation
Über das Deuten der Einzelzeichen habe ich mich schon ein Stück weit einer formulierbaren Bildwirkung auf mich genähert. Jetzt heißt es zusammenfassen.
Alles läuft auf die Stühle zu.
Wo stehe ich? Bin ich Teil des Bildes oder eher Betrachter bzw. wie komme ich in das Bild? Werde ich auf den Stühlen sitzen?
Auf emotionaler Ebene kann ich das Bild nicht wertfrei betreten. Der einzige mit mir kommunizierende Bezugspunkt, die Würdenfigur (nun, die Wand gibt es auch noch. Sie wirkt mir aber mehr als Stimmung) bittet mich hinein. In meiner Abstraktion der beiden Pole steht sie eindeutig für Recht/Ordnung/Staatlichkeit/Struktur. Freiheit/Lebendigkeit/Lebenslust/Toleranz (mich freundlicher stimmende Attribute) besetze ich mit der Lichtfigur. Welche sich, wie Stuhl und Treppe - scheinbar auf einen anderen freuen. Mich hätte gefreut, einen Weg zur Mitte zu finden, zu den Stühlen, zu einem Stuhl. Ohne vorher von einem der beiden in Beschlag genommen zu werden.
Ich nehme mich zurück, betrachte, versuche zu deuten. Gedanken formen sich zu einer Geschichte. Ich spüre, das ich auf geistiger Ebene in das Bild trete. Was mich freut.
Licht und Schatten bemühen sich und warten geduldig - auf die Rückkehr derer, die einst das Land regierten. Und wenn sie denn zurückkommen, werden sie beraten werden - von beiden. Sie müssen sich nicht für einen oder den anderen entscheiden. Denn beide waren und werden da sein. Nur berühren lassen und vor allem, kommen müssen sie. Diejenigen, die Verantwortung tragen wollen.
Für mich eine schöne Metapher auf eine ausgewogene Regierungspolitik.
Abschließend noch etwas zum roten Echo an der Wand, an der Lichtfigur. Die Wirkung ist auf unbewußter Ebene, die Verdeutlichung erfreut mich. Mir ist es ein Umkehrschluß. All die Attribute, welche ich vorhin der Lichtfigur zuordnete, bedürfen einer Struktur, bedürfen eines Raumes. Sie leben nicht im Chaos sogenannter Freiheit. Sie brauchen ein gesellschaftlich funktionierendes Lebensmodell.
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Ich selbst beginne zumeist bei #4 des semiotischen Modells. Empfinde das als emotionalen Startpunkt/Einstiegspunkt zur Bildbetrachtung schöner. Um mich dann deduktiv voranzutasten.
#1 sollte nicht unerwähnt bleiben - die Superzeichen. Und hier im speziellen die Rahmung samt Signatur. Da du lieber Roland in letzter Zeit teilweise auf Rahmung verzichtest, hier aber doch rahmst - ahne ich, das dir dieses Bild wichtig, bedeutsam ist. In der Rezeption und der eigenen Meinungsbildung spielt das imho eine Rolle.
Nun aber, LG Uz