Hi allesamt,
wer nach dieser etwas theoretischen Diskussion jetzt völlig verwirrt ist, kann sich nur noch selbst aus dem Sumpf zu ziehen, z.B. mit einem kleinen Versuch. Alles was Du dazu brauchst, ist eine Deckenlampe, ein Tisch darunter, ein Blatt Papier drauf und ein Objektiv (z.B. eine Lesebrille oder besser noch eine große Lupe). Halte die Lupe zwischen Lampe und Papier und verstelle sie in der Höhe (= fokussiere sie) bis sich auf dem Papier ein scharfes Abbild der Deckenlampe zeigt. Wenn man die Brenweite der Lupe nicht kennt (bei mir steht nix drauf), könnte man diese aus den Abständen Lampe-Lupe und Lupe-Papier jetzt berechnen, Details hier irrelevant. Nehmen wir mal an, da kommt BW=20 cm raus. Diese Brennweite schreiben wir mit 'nem Edding auf die Lupe (nein, nicht auf's Glas, Mensch !!!). Bei Nikon nehmen sie keinen Edding, sondern machen das eleganter, aber das soll hier nicht weiter stören. Eigentlich sind wir schon fertig. Wir haben die Brennweite des Obkjektivs ermittelt und dauerhaft draufgeschrieben. Wieso dauerhaft ? Zu Recht, wie sich gleich zeigen wird - dauerhaft !
Und nun kommt die Gretchenfrage: ja, was ist jetzt mit Crop und Umrechnen und 1,5 rauf/runter und Pipapo ? Antwort: Gar nix. Die Lupe ist 'ne Glasscherbe und als solche dumm wie Brot. Die kann zwar Licht brechen, aber kopfrechnen kann sie nicht. Sie hat eine Brennweite (die die wir gemessen und draufgeschrieben haben) und fertig. Auf welchen Sensor sie ihr Bild fallen läßt, weiß sie nicht. Sie hat ja noch nicht einmal bemerkt, daß bis jetzt noch überhaupt kein Sensor in der Nähe ist. Der kommt ja erst noch.
Jetzt zeichnest Du auf das weiße Blatt Papier ein Rechteck der Größe 36 x 24 mm. Richtig, das ist ein FX-Sensor oder das Bildformat eines KB-Films. Jetzt denkst Du Dir alles weg, was außerhalb dieses Rechtecks liegt. (Ganz begabte Heimwerker könnten auch ein Passepartout aus matte-schwarzem Karton basteln, welches alles Drumherum verschluckt). Jetzt hast Du Dein Bild auf dem FX-Sensor. Die Deckenlampe liegt satt im FX-Bildfenster. Ob ganz oder nur auschnittsweise, ist egal - präge Dir einfach nur diese Bild genau ein.
Und nun der DX-Sensor. In Dein 36 x 24 FX-Fenster malst Du nun ein kleineres Fenster 24 x 16 (bin gerade zu faul das exakte DX-Format nachzuschlagen - nenn' es "Wühlmaus-Crop", wenn's nicht stimmt). Besser, Du bastelst ein zweites Passepartout mit entsprechend kleinerem Fenster. Lupe drüber, fokussieren - was passiert ? Das Bild, das die Lupe auf Tisch/Papier/Passepartout wirft, ist haargenau dasselbe wie vorher. Wie sollte es auch anders sein ? Würdest Du eine anderes Bild erwarten, hättest Du die Brennweite der Lupe verändern müssen, hättest also das Glas ungleichmäßig abschleifen müssen. Hast Du nicht, oder ? Also. Die Brennweite ist die gleiche geblieben.
Das einzige was sich verändert hat, ist Dein Sensor, der ist kleiner geworden, DX statt FX halt. Und das führt dazu, daß sich bei gleichem Bild Dein Bildausschnitt verändert hat - dieser ist deutlich enger geworden (klar, Du hast es ja enger abgedeckt). Würdest Du bei Deinem FX-Passepartout bleiben wollen, dann könntest Du denselben engen Bildausschnitt nur dadurch hinbekommen, daß du eine andere Lupe nimmst. Du ahnst es schon - Du brauchst dazu eine "Tele-Lupe" mit größerer Brennweite, sagen wir 30 cm. Die wirft dann ein um den Faktor 1,5 größeres Bild auf den Tisch. Und da Dein FX-Sensor gerade um diesen Faktor 1,5 größer ist als DX, hast Du jetzt mit 30 cm BW an FX denselben Bildausschnitt erzielt wie vorher mit 20cm BW an DX.
Stör' Dich nicht daran, daß die Bilder auf den beiden Sensoren - absolut gesehen - ungleich große Abmessungen haben. In diesem Originalformat wirst Du Deine Bilder vom letzten Urlaub wohl kaum stundenlang anschauen wollen. Bevor Du sie Dir auf einem Bildschirm der Größe z.B. 36 x 24 cm anschaust, wirst Du sie vorher eh' noch vergrößern. Das FX-Bild um den Faktor 10 und das DX Bild halt um den Faktor 15 (warum solltest Du Dich da mit weniger zufrieden geben sollen ?). Schon sehen beide Bilder gleich aus - gleiche Größe, gleicher Bildausschnitt. Und oh' Wunder - der Crop-Sensor hat Deine Breitweite um 1,5x "verlängert". Obwohl Dein "Objektiv" nur 20 cm BW hatte, erzeugt es ein Bild, wie wenn Du es in KB mit 30 cm BW aufgenommen hättest.
Alle Klarheiten beseitigt ?
P.S.: Liebe Kinder ... macht diesen Versuch bitte nicht bei Sonnenschein im Freien im trockenen Gras. Da würdet Ihr zwar auch gleich noch begreifen, warum die Brennweite "Brennweite" heißt, aber das ist eine andere Geschichte...