Welche Effekte treten im Röntgenbereich auf,
die in der Lichtoptik keine Rolle spielen?
Keine, denn beides sind elektromagnetische Strahlungen. Nur die Wellenlänge ist anders.
Die "Gewichte" bestimmter Effekte sind aber anders, d.h. bestimmte Effekte sind bei Licht und andere bei Röntgenstrahlen ausgeprägter.
Beispiel: Bei Licht ist der Effekt der unterschiedlichen Lichtgeschwindigkeit sehr groß. Der Brechungsindex ist der Quotient aus der Lichtgeschwindigkeit an Luft und in der Linse und gleichzeitig ist auch die Lichtgeschwindigkeit des sichtbaren Lichtes bei jeder Lichtfarbe unterschiedlich. Die Beugung/Brechung von sichtbarem Licht in amorphen Materialien wie Glas ist sehr intensiv.
Röntgenbeugung erfolgt auch nicht nur in Kristallen, sondern auch in amorphen Substanzen, nur ist diese in amorphen Substanzen nicht so intensiv. Dafür ist die Röntgenbeugung in Kristallen (richtiger: an Kristallen) viel intensiver. Durch die regelmäßige Atomanordnung in Kristallen können sich kugelförmige Raumwellen zu stehenden Wellen ausbilden, die dann die besagten Beugungserscheinungen an den Phasengrenzen auslösen.
Diese Erkenntnis ist bei sichtbarem Licht dann von großer Bedeutung, wenn als Linsenmaterial nicht Glas, sondern Einkristalle verwendet werden, z.B. aus Kalziumfluorit. In solchen einkristallinen optischen Materialien ist die Abhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit von der Lichtfarbe anders oder fast Null, so dass solche Linsen für sehr hochwertige Objektive oder für Korrekturlinsen Anwendung finden. Das ist ein Beispiel, wo Effekte, die bei Röntgenstrahlung ausgeprägter sind, auch bei sichtbarem Licht recht bedeutsam sind.
Hier sollte ich mal abbrechen, weil sich sonst manche langweilen.