So, nochmal hallo Zusammen,
ich habe inzwischen den oben genannten Wechsel vollzogen und wollte jetzt hier nochmal einen kleinen Wechselerfahrungsbericht schreiben. Möge das Anderen mit Wechselgedanken oder bei der Kaufentscheidung helfen.
Zunächst also ein paar Worte über die Ergonomie der 60D im Vergleich und anschließend ein paar Worte zu Magic Lantern, der Firmware, die man mit der 60D nutzen kann (nicht jedoch mit der 7D):
Ich vermisse doch sehr den sehr griffigen Multicontroller (ähnlich eines Joysticks), der das Bewegen im Bild (Bildwiedergabe) oder im Menü sehr einfach macht. Bei der 7D habe ich den häufig zur Wahl der AF-Messfelder eingesetzt, aber das ist bei der 60D nicht notwendig, da es ja nur ein Kreuzpunk-AF-Feld gibt. (Ich will hier nicht auf den AF der 7D eingehen, der ist sicher besser als der der 60D, aber eben der totale Overkill für meine Bedürfnisse.) Der Ersatz für den Multicontroller ist bei der 60D ein 8-Wege Controller um die Set-Taste (inmitten des rückseitigen Wahlrads) geworden. Vom Prinzip her ist das nicht zwangsläufig viel schlechter, jedoch entspricht der Druckpunkt des Controllers dem einer Nacktschnecke im Sonnenschein, der Tastenhub ist sehr gering. Vermutlich ist das baulich bedingt. Man hat leider keinerlei Gefühl dafür ob man tatsächlich schon gedrückt hat. Erstaunlicherweise kann man sich da sehr gut dran gewöhnen, aber erwähnt sei es!
Die 60D hat leider nicht mehr den expliziten Schalter (rechts neben dem Sucher) zum Wählen des Videomodus, stattdessen muss man das Programmwahlrad (bis zum Anschlag!!) auf die Video Position drehen. Das ist nicht besonders spontan und leider kann man auch nicht die vermeintliche Abkürzung in die andere Richtung nehmen, man kann nicht direkt zwischen der Position C und Video drehen. Eine Lösung hierzu bietet Magic Lantern, näheres dazu unten.
Das Programmwahlrad hat einen Knopf, der es gegen unbeabsichtigte Verstellung schützt: Praktisch! Inzwischen kann man das bei der 7D/5D2 nachrüsten, aber das Kostet 100euro. Mir ist es tatsächlich bei meiner 7D ein paarmal passiert, dass sich da was verstellt hat, allerdings in knapp zwei Jahren vielleicht ein halbes duzend mal. Ist also kein wirklich wesentliches
Das verstellbare Display bei der 60D hat sich in den vergangenen Shootings als sehr praktisch herausgestellt und ist (für mich) alles andere als ein "nice to have". Fotos aus der Hüfte oder über Kopf sind damit problemlos möglich. Die Praktikabilität möge jeder für sich entscheiden, aber in meinen Augen öffnet es die Möglichkeiten für ungewöhnliche perspektiven. Immer willkommen! des Weiteren lässt es sich mit dem Display nach innen einklappen, was für Taschenminimalisten sicherlich ein Kauf Kriterium ist. Ein Nebeneffekt des Scharniermechanismus ist jedoch, dass das Display etwas weiter nach hinten raussteht, und somit der Nase des Fotographen etwas näher kommt. Ein frappierender Effekt war, dass ich deutlich häufiger meine Nase auf das Display gestempelt habe und mir das sehr aufgefallen ist. Insgesamt ist das Display nicht ganz so klar wie an der 7D (wie auch schon von Stefan Gross festgestellt), aber die Klapp-Dreh-Vorteile überwiegen!
Worüber ich sehr dankbar bin, ist dass die Knöpfe (AF, DRIVE, ISO, Messmethode) "oberhalb" des oberen Displays nicht mehr doppelt belegt sind. Für mich war die Steuerung der unterschiedlichen Belegungen über die beiden Wahlräder wenig intuitiv und leider auch nach 2 Jahren nicht in meinen grauen Zellen abgespeichert. Es gibt wichtigeres. Insofern find ich es toll, dass es bei der "knopfminimalistischen" 60D auch ohne Doppelbelegungen geht! (mich würde interessieren wie vielen anderen Anwendern das auch aufgefallen ist.)
Das Gehäuse ist ähnlich groß wie das der 7D, aber etwas weniger markig, aber dennoch sehr solide.
Soviel zur Ergonomie.
Die Verwendung von Magic Lantern (ML) hat sich als praktischer als gedacht herausgestellt. Im Folgenden möchte ich nur über die mir wichtigsten Features berichten (und auch ein bisschen Werbung für ML machen):
Wenn ML dann mal auf der Karte ist, dann wird es automatisch beim Einschalten der Kamera geladen und fällt im Betrieb nicht weiter auf. Bemerkenswert ist hierbei, dass man die Features im Prinzip nutzen kann, ohne sich viel mit dem ML Menü zu beschäftigen, d.h. es passiert ganz angenehm im Hintergrund. Das werde ich bei den entsprechenden Features dann jeweils noch beschreiben.
Als absolutes superklasse Gimmick finde ich die Möglichkeit, die Kamera durch ein Audiosignal auszulösen (audioremoteshot). Endlich mal kein Kabel oder Fernauslöser mehr nötig. In Kombination mit dem 2-Sekunden-Timer ist man dann auch nicht immer beim in die Hände klatschen auf dem Bild.
Für manuelle linsen gibt es das Focuspeaking, das die scharfen stellen im Bild automatisch markiert. Scharfstellen ist damit ein Kinderspiel und vor allem viel zügiger als mit der kamerainternen Ausschnittsvergrößerung im Liveview.
Ich fotografiere gerne und viel in der Dämmerung und auch in der Nacht, da hat sich sowohl die Intervallfunktion(Intervallometer) also auch der eingebaute Bulb-modus als praktisch herausgestellt. Ich verstehe ohnehin nicht, warum die Hersteller eine künstliche Begrenzung bei 30 Sekunden eingerichtet haben...
Das neu hinzugekommene Display Gain ermöglicht auch bei Nachtaufnahmen noch etwas auf dem Display zu sehen. das ist durchaushilfreich, um den manuellen Fokus zu prüfen, wenn es wirklich mal dunkel ist. des Weiteren kann man es auch gut als Zielhilfe nutzen, wenn auch das Licht durch den Sucher nicht mehr ausreichend ist um Konturen oder ähnliches zu sehen.
Mit ML lässt sich die oben kritisierte Position der Videofunktion auf dem Wahlrad auf verschiedene Weise umgehen (Movie Mode Remap). Zum einen lässt sich die Videofunktion auf die Position C oder CA legen, zum anderen kann man bei eingeschaltetem Liveview durch drücken von ISO und anschließend der life-view-taste in den moviemodus wechseln. Da hat mal jemand mitgedacht!
für meinen Bedarf haben sich mit der Standard Firmware ein paar Sachen als unpraktisch herausgestellt. Ich nehme häufiger vom Stativ aus mehrere Stunden Konzert auf. Da stört es wenn die Video Aufnahme abbricht wenn das 4 gb Limit erreicht ist. ML ermöglicht ein wiederstarten der Aufnahme (Movierestart), sobald das 4 gb (oder 30 min)-limit erreicht ist. Das 30 Minuten limit kann man jetzt durch reduzieren der standardbitrate (Movie bitrate) erreichen. Für den Fall, dass es mal eher dokumentarischen Charakter hat, oder der Speicher wirklich knapp wird.
Finally: mit ML lässt sich der Knopf mit dem die Filmaufnahme gestartet wird, auf den Auslöser legen. Das ist wirklich praktisch, da man dann mit einem Kabelauslöser die Aufnahme starten und stoppen kann (Movie rec-key).
Die Rückschau der just aufgenommenen Aufnahmen kann man über die Hold-Play Option so einstellen, dass man in das dann angezeigte Bild direkt reinzoomen kann, ohne vorher aus dem Rückschau Modus heraus und in den Wiedergabemodus herein zu müssen. Zusätzlich lässt sich über eine Option in ML der Zoom im Wiedergabe Modus beschleunigen (Zoom Fast). Das sind beispielsweise zwei Kleinigkeiten die man standardmäßig eingestellt lassen kann und sich nie wieder mit dem ML Menü beschäftigen muss.
Alles in Allem: ML ist wirklich ne Wucht. Der Funktionsumfang der Kamera wird um ein vielfaches erweitert und der Minimalist(TM) schleppt nicht so viel Extrageraffel (Intervall Auslöser, Kabelauslöser, ...) durch die Gegend. Nicht alles funktioniert auf Anhieb ganz glatt, da wird so da ein oder andere Menü mal nicht vollgezeichnet oder flackert etwas weil das Canon-menü etwas drüber legen will, aber das ist im Vergleich zum Funktonszuwachs verschmerzbar. Oben genannte Features habe ich in der ML-version 0.2.1 vom 22. August auf der 60D genutzt. Inzwischen sind schon wieder neue Versionen da, es lohnt sich regelmäßig auf der ML-Unified-Website mal nach Updates zu schauen, vor allem wenn etwas nicht funktioniert oder Bug vorliegt kann man dort Feedback geben und gleichgesinnte finden.
Ich hoffe dieser Mixbericht war für den ein oder anderen von Hilfe,
Grüße Wurzil