Nachdem ich gestern ohnehin im Fotogeschäft meines Vertrauens war, habe ich meine Kamera geschnappt, um mir mal das brandneue 24/2.8 STM anzuschauen. Die Reviews versprechen schließlich einiges.
Der erste Eindruck war sehr gut. Das Objektiv kommt klein und handlich, ja fast winzig daher. Die Linse ist solide gebaut. Die Haptik ist gut, alles sitzt fest, nichts klappert. Der Fokusring ist sehr leichtgängig, aber er muss auch nur ein paar Kontakte ansteuern und keine Linseneinheit bewegen. Das Bajonett ist aus Metall und auch hier passt an der Kamera alles. Die Linse erweckt an einer 600D mehr den Eindruck einer überdimensionierten Kompaktkamera als den einer DSLR.
So gerüstet ging es zu einer ausgedehnteren Runde. Die anfängliche Freunde wich bald einer nüchterneren Betrachtung.
Bildqualität
Die Bildqualität ist ab Offenblende als gut bis sehr gut, aber in keiner Weise als überragend, zu bezeichnen. Sie führt auch nicht zu einem Aha- oder Strahlende-Augen-Effekt und bietet für meinen Geschmack auch nichts, was sie zum Gewinner gegenüber meinen anderen Linsen mit ähnlicher Brennweite macht. Mir kam es so vor, als neigt die Kamera regelmäßig zu einer leichten Unterbelichtung. Das müsste man aber mal genauer betrachten.
Bei starken Kontrastkanten fallen CAs auf.
Lichtstärke
Die Lichtstärke ist mit f/2,8 hoch, aber auch nicht überragend. f/2,8 bieten auch schon Zoomlinsen in sehr guter Bildqualität. Aufgrund des fehlenden Bildstabilisators ist die Verwendbarkeit bei wenig Licht trotz f/2,8 eingeschränkt. Das wird ich durch die sehr kompakte Bauweise mit bedingt, so dass mir an der Kamera-Linsen-Kombination einfach ein Griffpunkt und damit die Stabilität der Kamera fehlt. Das mag auch nur ein unberechtigtes Gefühl sein, stört aber.
Autofokus
Der Autofokus verrichtet leise sein Werk und sitzt auf den Punkt. Kritische Ausreißer sind mir keine aufgefallen. Die Geschwindigkeit ist höher als bei den alten Kitlinsen mit Servomotor, wie dem 18-55 IS. Meine USM (und HSM)-Linsen sind aber gefühlt alle einen Tick schneller.
Ein manueller Eingriff in den AF ist möglich, ebenso wie eine manuelle Fokusierung. Beides klappt nur, wenn die Linse unter Strom steht, d.h., der Auslöser halb oder die AF-Taste gedrückt ist. Aufgrund der kleinen Bauweise und des sehr schmalen Fokusring fühlt sich eine manuelle Fokusierung allerdings etwas eigenartig an. Man kann die Hand einfach nicht regelmäßig in der Nähe des Fokusrings haben.
Aufgefallen ist mir noch der ausfahrende Tubus der Linseneinheit, der sich auch nicht automatisch in eine Parkposition bewegt, sondern nur durch manuelle Fokusierung (Auslöser halb drücken, fokusieren). Auch dieses Gefühl mag unberechtigt sein, aber ich hätte ein ungutes Gefühl, wenn die winzige Linse mit ausgefahrenem Tubus in der Fototasche verstaut würde.
Fazit
Für mich ist die Linse eine klare Kompromisslinse. Eine, die ihren Dienst tut und die sicher auch nach Punkten in bestimmten Situationen gewinnen kann. Aber auch eine, die bei mir weder ein Unbedingt-Haben-Will Gefühl auslöst noch eine, die ich freudig in die Fototasche packen würde. Dass sie regelmäßig ihren Platz darin finden könnte, liegt daran, dass sie aufgrund ihrer Größe in fast jeder Ecke Platz findet. Einerseits bietet sie einiges, andererseits bietet sie nicht so, dass man sie gleich mitnehmen will.
Wo würde ich sie einsetzen?
Wenn ich eine neue Linse kaufen will, stellt sich für mich die Frage, wo ich sie einsetzen würde und welche Linse stattdessen ggf. weichen soll.
Fest steht, dass ich für das 24/2,8 STM keine andere Linse verkaufen würde.
Wo würde ich dieses Objektiv also zuätzlich einsetzen? Auch die Frage ist schwierig. Wie bereits geschrieben, hätte es sicher regelmäßig die
Chance, in die Fototasche zu kommen, immer mit der Gefahr, dort auch genauso dauerhaft zu bleiben. Also Immerdrauf möchte ich sie nicht
verwenden, ebenso wenig als AL-Linse. Vorstellen kann ich mir einen Einsatz nur dort, wo dichtes Gedränge herrscht und die Kamera-Linsen-Kombination aufgrund der Kompaktheit geschützt wäre. Vorstellen kann ich mir einen Einsatz auch noch in anderen Situationen, in denen man eine teure Linse lieber vorsichtshalber daheim lässt. Dafür habe ich aber noch das 18-55er Kitobjektiv.
Der Preis hat sicher seine Berechtigung. Für meine vorstellbaren Anwendungen sind mir die aufgerufenen 179,00€ allerdings zu teuer. Dass die
Bildqualität des STMs bei f/2,8 lt. Digital Picture besser ist als die vom 24/1.4 L II bei f/2,8 ist eher als Malus für die teure L-Linse zu sehen. Wenn man für APS-C Kameras eine 24er Festbrennweite als Immerdrauf sucht, würde ich mir zumindest einmal der 24/2,8 USM IS anschauen.