AW: Digitalfotografie bald vor dem aus?
Wenn jemand die untergehende Sonne etwas "röter" macht, als sie es war, finde ich das nicht so toll, denn in diesem Fall kommt es auf den Moment an und nicht auf die Fähigkeit mit der Bildbeabeitung umzugehen.
Ich denke hier ist die Grenze z. B. zur Malerei zu sehen.
Hm, wenn ihm aber das bearbeitete Bild besser gefällt, vielleicht besser das wiedergibt, was er empfunden hat oder später erinnert?
Oft erinnert man sich doch an etwas, schaut sich dann ein entsprechendes Foto an und ist enttäuscht.
Warum nicht etwas nachhelfen, wenn man's kann?
Da alles und jedes mit dem Smartphone festgehalten wird, sehe ich die Digitalfotografie nicht vor dem Aus.
Und oft werden Bilder schamlos runtergeladen.
Kürzlich sah ich in der Drogerie ein beeindruckendes Bild einer fliegenden Schneeeule und fragte die Kundin, wo sie das denn aufgenommen hätte - sie hatte es im Internet gefunden

(wohl in Originalauflösung, was eher selten ist?).
Ich denke, wenn etwas vor dem Aus steht, dann ist es die Definition eines Fotos als ein glaubwürdiges Abbild der Realität.
Ein Foto reicht nicht mehr unbedingt als Beweis aus, besonders nicht, wenn der Fotograf die Bildbearbeitung beherrscht. Man betrachtet bestimmte Fotos mit anderen Augen, glaubt vielleicht nicht mehr unbedingt alles.
(Früher hätte man bei UFO-Fotos gerätselt, was da wohl zu sehen ist, heute rätselt man, wie er das wohl bearbeitet hat

).
Für Reportagen etc. mag sich daraus ein Problem ergeben und vielleicht gibt es auch Lösungen, die beweisen "dass es wirklich so war wie abgebildet".
Der Rest der Fotografen spielt viel zu gern mit der Bildbearbeitung, als dass die Digitalfotografie am Ende wäre, weil sie nicht zwingend die Realität zeigt.
Kürzlich war ich an einer Diskussion über das Buch "Dschungelkind" von Sabine Kuegler beteiligt.
Die Fotos in dem Buch stammen aus der Zeit der analogen Fotografie und sollen als Familienfotos durchgehen, sind dafür aber mMn viel zu professionell (Szenen wirken nicht natürlich und Bilder sind z.T. perfekt ausgeleuchtet).
Solche Gedanken kommen einem heute zwangsläufig (und damit ggf. Zweifel) - zu Analogzeiten wäre das vermutlich weniger Lesern passiert.
Wir nehmen also Bilder jetzt auch ganz anders wahr, bewerten sie anders, sind ggf. kritischer.
Für die Reporter mag das ein Problem sein, das ggf. auch technisch zu lösen ist, für den Rest der Fotografen ist aber Manipulation - Bildbearbeitung - öfter ein Teil des Spiels, den sie nicht vermissen wollen.
LG
Frederica