Ja, es stimmt, zeitweise kommt der Ausbau der Infrastruktur der sonstigen Entwicklung nicht so recht hinterher. Ist ja auch kein Wunder. Aber sei beruhigt, mittlerweile gibt es mehrere Kläranlagen und das Thema ist größtenteils Schnee von gestern.
"Gelsenkirchener Barock" gibt es in jeder Stadt der Welt und oftmals ist Geschmack auch einfach Geschmacksache, ne? Aus meiner Sicht sage ich mal, 95% der hier entstehenden Gebäude sind eher ultramodern und könnten auch in Städten wie New York, Tokio oder Hong Kong bereits existierenden Hochhäusern durchaus die Schau stehlen - aber nein warte stimmt ja, Du weißt ja bereits aus fünfter Hand, dass alle Leute fliehen, oder es zumindest kaum erwarten können, endlich hier weg zu kommen und alle Baustellen still stehen. Eine Stadt voller Betonruinen, richtig? Plus Stau Richtung Flughafen.
Ich wohne nun seit vier Jahren hier und kann doch tatsächlich aus erster (!) Hand berichten: Die meisten dieser Berichte - und damit mein ich wirklich nahezu alle - verzerren die Realität so, dass jedem Kenner die Haare zu Berge stehen. Geisterstadt Dubai? Wo denn! Pro Jahr wächst die Bevölkerung Dubais immer noch um 5%, was bedeutet, dass hier jeden Monat
effektiv ca 8.000 (!) Menschen mehr bleiben als gehen. Klar, vor der Krise waren es monatlich 20.000, aber die europäische Stadt möchte ich mal sehen, die monatlich auch nur um 8.000 Einwohner wächst.
Weißt Du, ich bin diese Diskussion einfach leid. Alle paar Tage muss ich mir diese von allen Medien durchgenudelten und mit leicht abgewandelter Wortwahl präsentierten Stories anhören. Deine Kommentare reihen sich da leider nahtlos ein, bspw.:
sicher ist Arbeitslosigkeit dort kein "Verbrechen", aber wessen Aufenthaltsgenehmigung nach Jobverlust erlischt landet dort schnell im Knast.
Ja was denn nun? Richtig ist, dass man nach Jobverlust 4 Wochen Zeit hat, einen neuen Job zu finden, ansonsten erlischt die Aufenthaltsgenehmigung. So what! Entweder man findet einen neuen Job, was nicht sonderlich schwierig ist, wenn man einigermaßen was in der Birne hat, oder man geht, oder man bleibt und macht regelmäßig (Tourist) Visa Runs nach Oman, oder man bleibt und macht gar nix, arbeitet womöglich noch irgendwo schwarz in irgend einer Kaschemme, wird erwischt, landet im Knast und wird bei Gelegenheit deportiert. So läuft das nun mal! Das weiß man alles vorher und ist auch halb so wild (natürlich nicht für den Betroffenen) wie in den Medien dargestellt, bringt sich doch der Einzelne selber in diese besch** Situation.
So ist das auch mit den abgestellten Autos am Flughafen. Erstens: Die auf den vielen tollen Fotos gezeigten Autos, die durch die Medien kursier(t)en, zeigen immer (!!!!) einen Parkplatz der Polizei, auf dem wegen zu vieler "Punkte" konfiszierte Autos abgestellt werden. Was für eine Sensation.
Klar gibt es tatsächlich einige Fälle, wo Autos einfach irgendwo abgestellt werden und einstauben. Hab ich selber schon ein paar Mal gesehen. Das liegt aber an einem nachvollziehbaren Grund:
Der eine oder andere übermütige "Glücksritter" hat etwas zu forsch kalkuliert, sich mit seinen Krediten verhoben und dann evtl. doch im Zuge der Krise (die es ja auch hier gibt keine Frage! Ich will nur mal etwas Verhältnismäßigkeit anmahnen) seinen Job verloren. Tja Mist, die Zahlungsverpflichtungen bleiben. Was mach ich denn da... Na klar! Ich bin ja Staatsbürger eines ganz anderen Landes (wie 90% der hier lebenden Bevölkerung) und kauf mir mal schnell ein Flugticket nach Hause....
Ja, so was ist vorgekommen und kommt weiterhin vor. Aber ganz genau so würden es in Deutschland oder wo auch immer ganz bestimmt auch so einige Kapeiken machen, wenn sie denn die Gelegenheit hätten. Im Übrigen werden auch hier die Banken versuchen, ihre Ansprüche zu vollstrecken und der eine oder andere wird hinterher im Heimatland festgestellt haben, dass man sich nicht ganz so einfach aus dem Staub machen konnte, wie gedacht.
Nochmal: Es gibt stillstehende Baustellen. Dafür werden hier aber ganze Stadtteile gebaut und wenn die eine oder andere Baustelle mal "lahmt", fällt es im Kontext nicht sonderlich auf. Zudem ist es immer wieder wichtig zu betonen, dass vor allem die Baustellen der ausländischen Investoren kranken. Der gute Donald Trump wollte großspurig einen riesigen Turm auf Palm Jumeirah setzen und musste dann kleinlaut die Hand heben. Nun wird das Areal erstmal begrünt.
Dazu kommen auch einige Projekte, die Sheikh Mohammed in seiner wohl etwas überschwenglichen visionären Art alle auf einmal angehen wollte und sich dann selber etwas verhoben hat. Palm Jebel Ali liegt auf Eis, so wie Palm Deira. Außerdem Dubailand, um mal die größten dieser derzeit stillstehenden Projekte zu nennen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass der Rest der Stadt weiterhin wächst und gedeiht.
Natürlich stehen hier auch Hochhäuser leer... vor allem wenn sie gerade fertig geworden sind und der Innenausbau noch im Gange ist. Ist aber erstmal alles an seinem Platz - ich sage Dir, Familien und Unternehmen kommen, um sie zu füllen.
Klar gibt es auch Verlierer bei dem ganze Poker und Geschacher um Immobilien und zwar vor allem diejenigen, die doof genug sind zu vergessen, dass die (Welt)wirtschaft ständigen Zyklen unterlegen ist. Wer dann seine Altersvorsorge komplett in einem Appartment versenkt in dem festen Glauben, monatlich Mietbetrag X einzufahren, der bekommt natürlich echt Frust, wenn man noch eine Resttilgung für einen Kredit an der Backe hat (weil die Altersvorsorge womöglich nur für eine Anzahlung gereicht hat) und die monatliche Tilgungsrate die derzeitigen Mieteinnahmen übersteigt. Das ist natürlich echt Mist, aber irgendwo auch Selbstverschulden. Ich will aber nicht die Tatsache kleinreden, dass dabei ganze Existenzen gefährdet sind! Was die Profis angeht: So was nennt man finanzielles Risiko, gehört zum Geschäft und wird unternehmerisch im Voraus als Möglichkeit kalkuliert, wenn man sein Unternehmen denn ordentlich betreibt.
Dann noch kurz: Dass die Palme sinkt, ist so einfach nicht richtig. Und bisher habe ich dort noch nirgends gammelndes Wasser feststellen können. Aber offenbar weiß eine DPA-Meldung, hundertfach von BILD, SPON und Co. kopiert es sicher besser. Klar gammelt da irgendwo mal irgendwie das Wasser und riecht. Aber ganz bestimmt nicht im großen Stil! Und wie Du ja selber schreibst - Abhilfe wird geleistet und das Problem gelöst. Eine künstliche Insel zu bauen, ist nun mal nicht Kochen nach Rezept.
Wer nur auf das Negative schaut, wird auch nur Negatives sehen und muss sich daran offenbar ergötzen. Nicht umsonst ist der Begriff Schadenfreude kaum in andere Sprachen zu übersetzen, das hab ich mittlerweile lernen müssen.
Ich sehe natürlich ein, dass so manchem das gesamte "Konzept Dubai" nicht passt. Für diejenigen sind meine Worte natürlich ein Kampf gegen Windmühlen und ich gestehe wirklich jedem zu, es nicht gut zu finden, dass hier das Trinkwasser vor allem mit Meerwasserentsalzungsanlagen beschafft wird. Am schönsten sind aber immer die mahnenden Kommentare frei nach dem Motto: "Die werden schon sehen, was sie da fürn Ei gelegt haben, wenn ihnen erstmal das Öl ausgeht".
Das alles wird hier in den Sand gesetzt, WEIL irgendwann das Öl ausgeht (wovon Dubai im Übrigen kaum etwas hat, fast alle Ölfelder liegen in Abu Dhabi). Man investiert jetzt in die Zukunft des Emirats, um später gut aufgestellt zu sein. Dabei genießt Dubai einen ganz wesentlichen Vorteil: Mal von Nord- und Südamerika abgesehen, liegt die Stadt geographisch quasi am Nabel der Welt und wird immer Umschlagplatz zwischen Asien und Europa sein. Dass also Emirates trotz Krise unglaublich viele Flugzeuge kauft, ist eher antizyklisches wirtschaftliches Handeln, als irgendein Hirngespinst von "in Lumpen gehüllten Ex-Zeltbewohnern". Das macht man hier so seit den 60ern und hat sich stets bewährt. In den Ölkrisen der 70er hat man die "Lumpenträger" schon mal für dieses Verhalten belächelt - die haben aber in der Hinsicht wohl mittlerweile ein dickes Fell.
Cheers,
Basti
P.S.: Daniel hat Recht, bitte mach für etwaige Rückmeldungen ein gesondertes Thema in der Plauderecke auf und setze hier nen Link. Danke.