Es gibt glaube ich für jeden Geschmack, auch den "Form-Follows-Funktion"-Geschmack im mft-Bereich irgend ein Gehäuse... zur Not muss man halt zu anderen Herstellern gehen...
Wie stellst Du Dir denn eine Bedienung einer Kamera OHNE Räder, Tasten und Wippen vor?
Ich habe nichts gegen Räder und Tasten geschrieben. Die Frage lautet: Wo die sich befinden. Idealerweise dort, wo man seine Finger hat, mit der man den Body festhält. Z.B. hinten ein Rädchen für den Daumen, vorne eins für den Zeigefinger. Das Konzept gibt es, wenn ich mich richtig erinnere, seit den 90erjahren.
Nur mal so am Rande und Deine ganzen Posts auf diesen einen Satz heruntergebrochen - wie hätte DIESE Kamera (vom Namen einmal abgesehen) Deiner Meinung nach aussehen sollen?
Ich bin kein Produktdesigner, ich kann bestenfalls beurteilen, ob einer, der das kann, einen guten Wurf geschafft hat, oder eben nicht. Eine Kopie einer Kleinbildmesssucherkamera aus den 60erjahren ist es vermutlich nicht.
Wie sollte eine sinnvolle kompakte Systemkamera aussehen? Als erstes wäre sie aus einem modernen Kunststoff - ohne einen vollkommen sinnfreien Blechmantel. 1960 waren Kameras aus Metall, weil es kein besseres Material gegeben hat. Plastik wäre zu zerbrechlich gewesen. Aber das ist heute vollkommen anders. Eine Bohrmaschine von Bosch ist aus Kunststoff, und die muss den rauen Alltag einer Baustelle überstehen. Die Pen hier bringt aber noch nicht einmal ein
solides Metallgehäuse mit, sie imitiert es lediglich. Ein Imitat!
Meine Kamera würde vermutlich so aussehen wie viele Messgeräte aus der Messtechnik. Lichtgraues Kunststoffgehäuse mit Einkerbungen für die Hand. Ähnlich der aktuellen Gossen Belichtungsmesser. Bedienelemente dort, wo man sie blind ohne Verrenkungen mit den Fingern erreichen kann. Daumen für die Zeit, Zeigfinger für die Blende oder Iso. Die linke Hand bleibt frei für Brennweite und Fokus. Blendenringe am Objektiv sind eine Lösung, als das technisch notwendig war oder heute noch ist. Leica M z.B. Geht da halt nicht anders. Form follows function.
Mir ist klar, dass eine solche Kamera unverkäuflich wäre. Olympus hat es ja ausprobiert: Das FT-System. Ladenhüter.
Warum wird eine Kamera, die vom allgemeinen Konzept abweicht ("zu retro"), als Kitsch für Neo-Hipster oder Social-Media-Crowd degradiert? Keiner von Euch hat sie live erlebt, gesehen, gehalten und damit fotografiert, äääh, geknipst eigentlich weil die Social-Media-Crowd vermutlich nicht mal fotografiert? Mal davon abgesehen dass dies abwertend ggü den anderen und auch der Kamera ist, muss jedem der sich die Kamera kauft das fotografische Wissen oder Können gleich vorab abgesprochen werden? Aber hallo, ein bisshen mehr Akzeptanz, Toleranz etc. ggü dem "anderen" ...
Weil sie nicht von einem allgemeinen Konzept abweicht, sondern auf eines von vor 50 Jahre zurückgreift. Natürlich habe ich sie nicht in der Hand gehabt, aber sie steht in der Tradition der mFT-Modellpolitik von Olympus. Und die halte ich, was den gestalterischen Aspekt betrifft, desaströs. Zumindest dann, wenn man einen Fotoapparat als Werkzeug begreift. Mit dem FT-System ist man gescheitert, ein gutes Werkzeug anzubieten - am Markt. Er wollte das nicht. Mit mFT hat man den 180°-Schwenk gemacht und Kamera-Look über alles gestellt. Über Usability und auch bis zur E-M5 für die Technik. Und war erfolgreich. Vom Kamerahersteller zum Spielzeughersteller geworden.
Als ich die E-M5 zum ersten mal in der Hand hatte, wollte ich es nicht glauben. Eine Kopie von meiner geliebten OM-2. Die OM-1/2 waren Designmaßstäbe in den 70erjahren. Aber schon in den 90ern war das Konzept überholt. Olympus hat das nicht eingesehen, darum ist das OM-System am Markt gestorben. Als Digitalkamera ist der Formfaktor endgültig eine Katastrophe, weil die dort, wo man bei einer Filmkamera seinen Handballen hat, jetzt Bedienelemente unterbringen musste, damit das Ding von oben und vorne hübsch aussieht.
So, und nun bringt man eine Messsucher-Imitation heraus.
Und Form follows Function ist nichts als eine von viele Herangehensweisen. Nicht ein einziger Lamborghini vor der Übernahme dur VW hatte diesen Punkt auch nur auf der letzten Seite in seinem Lastenheft - ...
Doch. Für die Gestaltung eines Werkzeugs ist es die einzige Herangehensweise, wenn das Werkzeug die Bestimmung hat, ein Werk damit zu erzeugen. Ein alter Pferdepflug an der Wand ist funktionslos geworden, Deko, Kitsch. Wenn ein Gärtner-Azubi mit einem Manufactum-Spaten aufkreuzt, handgedengelt, original Englische Zeder, wird man ausgelacht. Nicht ernst genommen.
Der Lamborghini-Vergleich ist gut. Das ist kein gutes Auto um von A nach B zu kommen. Eine Poserkarre, eine Spaßkarre, die vor allem eines zeigen soll: Hey, ich kann's mir leisten!
In der Ecke sehe ich diese neue Pen F, genaugenommen das ganze Produktportfolio von Olympus seit mFT. Mir wäre es peinlich im Lamborghini gesehen zu werden und auch mit der Pen.