@Consul 74: Dem widerspreche ich, denn man muss nicht retuschieren um eine Bildaussage zu verändern.
Mein Beispiel aus dem Beitrag #40 taugt sehr wohl, denn durch den Beschnitt sieht man nur die zwei Männer welche sich steinewerfend mit einem Panzer "anlegen". Dies wirkt sehr damatisch und wenn man diese Bild so für sich alleine sieht ist es eine ganz andere Aussage in diesen Zusammenhang.
Beim unbeschnittenen Bild sieht man, dass es eigentlich um zwei allein aggierende Personen handelt. Die anderen Demonstranten sind weit enfernt und gar nicht in die Handlung eingebunden. Eine ganz andere Aussage. Denn so sieht man, dass dies eine Akion zweier einzelner Personen war und man sieht daraus auch, dass die anderen Personen sich einer solchen Reaktion nicht angeschlossen haben. Entgegen dem beschnittenen Foto kann man micht erkennen das andere involviert sind, aber wenn man so ein Bild mit passender Schlagzeile verwendet wirkt es anders, dass eben bei dem Aufstand viel mehr Menschen in dieser Weise reagiert hätten, was aber gar nicht der Fall war. Allein die Suggesion duch den Beschnitt und im Zusammenspiel in welchen Kontext dieses Bild einsetzt wird die Aussage verändert.
Was ich damit zeigen möchte, Bilder wurden schon immer zum Transport von Emotionen verwendet und die Mittel, sie zu seinem Gunsten zu verstärken ebenso. Nur die Mittel haben sich verändert. Es ist also kein neues Phänomen welches es erst seit kurzen gibt. Die Möglichkeiten sind zwar in der digitalen Welt weit aus unfangreicher geworden, das ist unbestreitbar, aber die Absicht dahinter ist eben nicht neu.
Bei dem Bild kennen wir heute die Hintergründe. Aber wenn wir uns in die damlige Zeit zurückversetzen und in den Tagsnachrichten das Erste, beschnittene Bild sehen mit der Überschrift "Volksauftsand in Ost-Berlin" so ist die Wirkung des Bildes ganz anders als wenn man das unbeschnittene sieht, weil dem Betrachter dort sofort ins Auge fällt, dass die Masse der Personen im Hintergrund des Bildes befinden und mit der "Aktion" der beiden Personen im Vordergrund gar nichts zu tun haben. Das Bild hat immer noch eine Aussagekraft aber bei weitem nicht so dramatisch als in der beschnittenen, komprimierten Version.
Bildgestaltung lernt jeder welcher mit Kunst und Fotografie zu tun hat. Und hier ist es nichts anderes und das sind die einfachsten Mittel, ohne das man digital ins Bild selbst eingreift. Das wollte ich damit aufzeigen, dass man nicht großartig retuschieren oder etwas einfügen muss um eine Bildaussage zu beeinflussen. Und das dies schon immer von dem Künstler / Fotografen gemacht wurde. Nur das es nun mit digitalen Mitteln scheinbar "kinderleicht" geworden ist, sorgt nun dafür, dass jeder scheinbar sich darüber aufregt. Dabei ist das wie schon erwähnt, nichts das neu ist sondern eben nur eine neue Form angenommen hat.
Deswegen sehe ich sehr wohl eine Zukunft für die Fotografie, um auf das Thema zurückzukommen. Nur weil es möglich ist, etwas am Bild selbst zu verändern, heißt doch nicht, dass die Leute keine Bilder mehr machen? Im Gegenteil, gerade durch die Digitalisierung gibt es mehr Fotos und Bilder als zur analogen Zeit. Denn damals war es verhältnismäßig teuer, denn man brauchte Filme die schon eine Menge Geld gekostet haben und dann auch die Entwicklung der Fotos ebenfalls. Damals hat man sich zweimal überlegt ob man den Auslöser drückt oder nicht. Dagegen wird heute alles geknipst was einem vor die Linse kommt, weil es Erstens viel billiger ist und man Zweitens auch nicht ewig auf das Entwickeln warten muss. Jeder hat sofort das Ergebnis und kann es mit andern teilen. Und was nicht gefällt kann auch gleich wieder gelöscht werden. Das hat zu einer wahren Explosion an Fotos geführt und wird sicher nicht eingeschränkt oder unterbunden, "nur" weil es möglich ist sie zu bearbeiten oder zu manipulieren.
Deshalb ist es vielmehr wichtiger, das man als Betrachter eines Bildes die Möglickeiten kennt und die Bildaussage hinterfrägt, ob es ein "echtes" Bild ist oder ob daran etwas verändert worden ist. Denn die Flut an Bildern wird sicher nicht abnehmen.