Hmm, da kann ich nicht länger zögern:
Diese wie angeblich vor 2000 Jahren verkleideten Menschen laufen seit einiger Zeit durch Rom. Gerne lassen sie sich gegen Entgelt mit Touristen ablichten.
Manche dieser Menschen entsprechen bestimmt nicht dem Klischee, welches ich von den "alten" Römern habe. Die alternde, rauchende Dame in jedem Fall nicht. Sie sieht einfach nur geschmacklos aus. Mir ist bewusst, dass mein Klischee kein Massstab ist.
Wenn die Stadt Rom aber schon so etwas anbietet, sollte sie meiner Ansicht anch doch etwas auf die Details achten.
Zum Foto:
Nein, es ist keine Montage. Es ist
ein Foto. Und es ist schlecht geworden.
Ich habe es herausgesucht, weil ich die lebhafte Diskussion um andere -- meines Erachtens ebenfalls schlechte -- Fotos ziemlich absurd fand. Mit dem
noch viel schlechteren Foto hätte doch irgend jemand etwas anfangen müssen, so dachte ich. Und es mir um die Ohren hauen, so dachte ich. Weit gefehlt.
So hätte meine Argumentation/Beschreibung aussehen können:
"Der Untergang Roms wird hier durch die deprimiert und hoffnungslos dreinschauende ältere Frau -- einer Kleindarstellerin im öffentlichen Raum -- vermittelt. Rom ist bereits vor hunderten von Jahren untergegangen -- heute tut es das wieder: Die politische und soziale Situation unter der Berlusconi-Regierung wird treffend von ihr dargestellt.
Die Situation der italienischen Medien als bunte Fassade für einen Einheitsbrei wird durch das Ausbleichen der Hauptdarsteller wirkungsvoll unterstrichen, wobei die stark geschminkte Maske der Frau bewusst verstärkt wurde.
Im Hintergrund wartet das Volk, eingefärbt in einem Einheitston. Es bleibt zwar im Hintergrund, aber das Bild vermittelt uns auch das kräftige Potenzial, das in ihm steckt durch geschickten Farb- und Kontrasteinsatz."
Ouch -- welch ein Bullshit!
Pseudo, Pseudo, Pseudo!
Nein, das ist nicht mein Stil, es ist einfach zu billig, ein schlechtes Werk etwas zu kaschieren -- und dann als gewollt und hintergründig zu verkaufen.
"Aber es transportiert doch eine Message!"
Nein, ein gutes Foto sollte anders ausehen.
Alle hier sind auf dem Weg mit ihren Bildern. Manche sind erst am Anfang, manche schon bedeutend weiter. Es ist eine Menge nötig, um auch nur
ein wirklich gutes Bild zu produzieren. Da reicht es nicht, sich einen phantasievollen Namen zu geben und ein wenig an den Reglern im Photoshop zu drehen.
Ein schlechtes Bild bleibt ein schlechtes Bild. Ein gutes Foto zu schiessen, "passiert" jedem mal -- auch einem Anfänger. Aber eine gewisse Konstanz zu erreichen, gezielt etwas zu erkennen, umzusetzen, das erfordert mehr.
Nach meiner festen Überzeugung lerne ich aus Flops mehr als aus Tops. Deshalb wäre es gut gewesen, mir das Bild um die Ohren zu hauen.
Ich hoffe allerdings auch, dass ich meine guten Bilder selbständig erkenne, einschätzen kann. Ich hoffe auch, dass ich ab und zu abseits der "üblichen" Fotos provokative oder einfach nur andere Blicke schaffe. Ich hoffe weiter, dass möglichst viele Menschen meine Fotos mögen -- und ich aus all den widersprüchlichen Anforderungen an mich selber einen guten Weg finde.
Und ich weiss, dass es manches Foto geben wird, das nur eine Minderheit ansprechend findet -- ich es aber für eines meiner besten halte. Dieses hier gehört nicht dazu.
Aber irgendein zusammengeschustertes Foto sollte hier im Forum von den Teilnehmern auch als ein solches erkannt werden -- und zerrissen.
Das ist ein guter Weg zu lernen.
-rAt