beiti
Themenersteller
Beim Beobachten von Leuten, die neuerdings (erstmals oder nach Jahren wieder) mit analogen Kameras fotografieren, ist mir etwas Kurioses aufgefallen: Fast alle benutzen dazu Negativfilm. Dagegen der Umkehrfilm (Diafilm) kommt kaum noch vor und gilt unter den Neu-Film-Fotografen als etwas völlig Exotisches. Das wundert mich, weil ich die Mitglieder der besagten Gruppe durchaus zu den fotografisch vorgebildeten und an Fototechnik interessierten Zeitgenossen zähle.
Vielleicht habe ich mir da ein falsches Bild der „alten Zeit“ eingeprägt, aber ich dachte immer: Negativfilm ist was für Profis mit eigenem Labor und ansonsten nur was für Foto-Laien, die auf Korrekturen im Großlabor angewiesen sind. Negativfilm ist ja nur die Grundlage für Vergrößerungen, bei deren Fertigung das Labor noch erheblich an Helligkeit und Farbgebung herumschraubt. Die Großlabor-Kette der Negativverarbeitung war von Anfang an stark auf die Bedürfnisse von unbedarften Fotografen (teils mit Kameras ohne richtige Belichtungssteuerung) ausgerichtet, doch für Profis und ernsthafte Amateure waren die ungefragten Laborkorrekturen ein ständiges Ärgernis. Wer eine praktikable Möglichkeit suchte, zuverlässige und reproduzierbare Ergebnisse zu bekommen, landete früher oder später entweder im eigenen Heimlabor oder beim Umkehrfilm. Letzteren verwendete man ja nicht nur für die berüchtigten privaten Diavorführungen, sondern auch als Grundlage aller hochwertigen Farbdrucke. In der Spätphase der Film-Fotografie kam noch als Bonus hinzu, dass man Dias leichter und hochwertiger scannen konnte als Negative.
Wer heute als bereits vorerfahrener Digitalfotograf neu auf Film fotografiert, müsste also naheliegenderweise Diafilm benutzen, der ihm reproduzierbare Ergebnisse garantiert und die bestmögliche Grundlage für digitale Weiterverarbeitung bildet. Das tut aber fast fast keiner. Ich fragte tatsächlich junge Fotografen nach ihren Gründen und bekam als Antwort den augenzwinkernden Hinweis, ich solle mir doch mal die aktuellen Preise für Diafilme anschauen. Das habe ich gemacht, und da habe ich gestaunt.
Kleiner Rückblick: Ich erinnere mich an eine Reise im Jahr 1998, also kurz vor dem großen Digitalfoto-Boom. Damals hatte ich eine 10er-Packung Agfa CT100 Diafilme dabei, für die ich inklusive Entwicklungsgutscheine knapp 90 DM bezahlt hatte. Das waren Mitte bis Ende der 1990er normale Preise für einfache Consumer-Diafilme. Inflationsbereinigt entspricht dieser Preis heute rund 7,30 € pro Film oder 20 Ct. pro Bild. (Es gab natürlich auch Profi-Diafilme wie Fuji Velvia oder Kodachrome, die ein Stück teurer waren.)
Wollte ich aus einem nostalgischen Gefühl heraus diese Vorgehensweise heute wiederholen, müsste ich pro Film inklusive Entwicklung rund 35 Euro hinblättern, also fast das Fünffache. Ein einzelnes Dia würde mich heute 95 Ct. kosten. Das würde ich mir schon sehr gut überlegen.
Wenn ich in der vor-digitalen Zeit fotografische Experimente machen wollte (z. B. um rauszufinden, ab welcher Belichtungszeit ich mit einer bestimmten Brennweite verwackle), habe ich dazu selbstverständlich Diafilme benutzt. Das war viel billiger als mit Negativfilm. Wenn man die Belichtungsgenauigkeit einer gebrauchten Kamera testen wollte, benutzte man erst recht Diafilm; auf den Abzügen vom Negativfilm hätte man die Unterschiede aufgrund der Labor-Korrekturen gar nicht gesehen. Das war alles problemlos möglich und kein großer Kostenfaktor.
Ich nehme an, dass die aktuelle Preisentwicklung auf mangelnde Nachfrage nach Diafilmen zurückzuführen ist. Der Umkehrfilm und die zugehörige Entwicklung sind offenbar zur Nische innerhalb der Nische geworden. Standard-Negativfilme sind heute zwar aufgrund gesunkener Nachfrage auch etwas teurer als früher, aber bei weitem nicht in diesem enormen Ausmaß. Jetzt frage ich mich, wie es dazu kam bzw. was hier die Henne ist und was das Ei.
Waren sich die Neu-Analogfotografen der Vorteile des Diafilms und der Nachteile des Negativfilms nicht gleich bewusst und sie haben daher erst mal nur zum gefühlten Standard gegriffen, also zum Negativfilm? Und dann ging der Preis der Umkehrfilme in die Höhe, und irgendwann waren sie schon allein aus Kostengründen keine Option mehr?
Oder überschätze ich den Anteil und Einfluss der technisch interessierten Neu-Analogfotografen am Gesamtmarkt? Kann ja auch sein, dass der Großteil der heute noch verkauften Filme auf das Konto von technikfernen Senioren geht, die einfach nur stur ihre alten Kameras weiterbenutzen wollen und damit die Preise für Negativfilme noch einigermaßen unten halten.
Was ich mich auch frage: Besteht vielleicht in Anbetracht des Analogfoto-Hypes der letzten Jahre eine Chance, dass der Trend sich nochmal umkehrt und es mal wieder günstige Consumer-Diafilme gibt, mit denen man ohne Kontoschmerzen Kameras testen und Experimente machen kann?
Vielleicht habe ich mir da ein falsches Bild der „alten Zeit“ eingeprägt, aber ich dachte immer: Negativfilm ist was für Profis mit eigenem Labor und ansonsten nur was für Foto-Laien, die auf Korrekturen im Großlabor angewiesen sind. Negativfilm ist ja nur die Grundlage für Vergrößerungen, bei deren Fertigung das Labor noch erheblich an Helligkeit und Farbgebung herumschraubt. Die Großlabor-Kette der Negativverarbeitung war von Anfang an stark auf die Bedürfnisse von unbedarften Fotografen (teils mit Kameras ohne richtige Belichtungssteuerung) ausgerichtet, doch für Profis und ernsthafte Amateure waren die ungefragten Laborkorrekturen ein ständiges Ärgernis. Wer eine praktikable Möglichkeit suchte, zuverlässige und reproduzierbare Ergebnisse zu bekommen, landete früher oder später entweder im eigenen Heimlabor oder beim Umkehrfilm. Letzteren verwendete man ja nicht nur für die berüchtigten privaten Diavorführungen, sondern auch als Grundlage aller hochwertigen Farbdrucke. In der Spätphase der Film-Fotografie kam noch als Bonus hinzu, dass man Dias leichter und hochwertiger scannen konnte als Negative.
Wer heute als bereits vorerfahrener Digitalfotograf neu auf Film fotografiert, müsste also naheliegenderweise Diafilm benutzen, der ihm reproduzierbare Ergebnisse garantiert und die bestmögliche Grundlage für digitale Weiterverarbeitung bildet. Das tut aber fast fast keiner. Ich fragte tatsächlich junge Fotografen nach ihren Gründen und bekam als Antwort den augenzwinkernden Hinweis, ich solle mir doch mal die aktuellen Preise für Diafilme anschauen. Das habe ich gemacht, und da habe ich gestaunt.
Kleiner Rückblick: Ich erinnere mich an eine Reise im Jahr 1998, also kurz vor dem großen Digitalfoto-Boom. Damals hatte ich eine 10er-Packung Agfa CT100 Diafilme dabei, für die ich inklusive Entwicklungsgutscheine knapp 90 DM bezahlt hatte. Das waren Mitte bis Ende der 1990er normale Preise für einfache Consumer-Diafilme. Inflationsbereinigt entspricht dieser Preis heute rund 7,30 € pro Film oder 20 Ct. pro Bild. (Es gab natürlich auch Profi-Diafilme wie Fuji Velvia oder Kodachrome, die ein Stück teurer waren.)
Wollte ich aus einem nostalgischen Gefühl heraus diese Vorgehensweise heute wiederholen, müsste ich pro Film inklusive Entwicklung rund 35 Euro hinblättern, also fast das Fünffache. Ein einzelnes Dia würde mich heute 95 Ct. kosten. Das würde ich mir schon sehr gut überlegen.
Wenn ich in der vor-digitalen Zeit fotografische Experimente machen wollte (z. B. um rauszufinden, ab welcher Belichtungszeit ich mit einer bestimmten Brennweite verwackle), habe ich dazu selbstverständlich Diafilme benutzt. Das war viel billiger als mit Negativfilm. Wenn man die Belichtungsgenauigkeit einer gebrauchten Kamera testen wollte, benutzte man erst recht Diafilm; auf den Abzügen vom Negativfilm hätte man die Unterschiede aufgrund der Labor-Korrekturen gar nicht gesehen. Das war alles problemlos möglich und kein großer Kostenfaktor.
Ich nehme an, dass die aktuelle Preisentwicklung auf mangelnde Nachfrage nach Diafilmen zurückzuführen ist. Der Umkehrfilm und die zugehörige Entwicklung sind offenbar zur Nische innerhalb der Nische geworden. Standard-Negativfilme sind heute zwar aufgrund gesunkener Nachfrage auch etwas teurer als früher, aber bei weitem nicht in diesem enormen Ausmaß. Jetzt frage ich mich, wie es dazu kam bzw. was hier die Henne ist und was das Ei.
Waren sich die Neu-Analogfotografen der Vorteile des Diafilms und der Nachteile des Negativfilms nicht gleich bewusst und sie haben daher erst mal nur zum gefühlten Standard gegriffen, also zum Negativfilm? Und dann ging der Preis der Umkehrfilme in die Höhe, und irgendwann waren sie schon allein aus Kostengründen keine Option mehr?
Oder überschätze ich den Anteil und Einfluss der technisch interessierten Neu-Analogfotografen am Gesamtmarkt? Kann ja auch sein, dass der Großteil der heute noch verkauften Filme auf das Konto von technikfernen Senioren geht, die einfach nur stur ihre alten Kameras weiterbenutzen wollen und damit die Preise für Negativfilme noch einigermaßen unten halten.
Was ich mich auch frage: Besteht vielleicht in Anbetracht des Analogfoto-Hypes der letzten Jahre eine Chance, dass der Trend sich nochmal umkehrt und es mal wieder günstige Consumer-Diafilme gibt, mit denen man ohne Kontoschmerzen Kameras testen und Experimente machen kann?