Die langliche, offene Blitzröhre wie der Briese sie hat ist einer der riesen Vorteile des Systems. [...] Perfekt mittig, strahlt seitlich in den Schirm und es hängt kein Blitzkopf oder ähnliches im Schirm...
Also zunächst mal: Deine Testbilder sind ziemlich cool!
Aber ich würde gern nochmal die Frage aufwerfen, inwiefern die längliche Blitzröhre tatsächlich so viel ausmacht. Mir leuchtet (haha) noch nicht ein, warum diese Bauform so einen riesigen Unterschied machen soll. Ich lasse mich natürlich gern überzeugen, aber mir scheint es, als ob die Bauform der Blitzröhre keine so große Rolle spielt.
Nochmal zu den Argumenten:
Perfekt mittig
Ok, einverstanden. Nun ist es zwar so, dass auch eine aus der Achse zur Seite hin verschobene Lichtquelle innerhalb eines parabolischen Reflektors eine ziemlich ähnliche Charakteristik hat, nur mit etwas verschobener Richtung. Aber wir sind uns einig, dass es keinen triftigen Grund gibt, so einen Kompromiss zu machen, wenn man die Lichtquelle genausogut auf die Achse setzen kann, daher ist "perfekt mittig" ein valides Argument.
Aber: das hat ja nichts mit der Form der Röhre zu tun. Auch eine kreisförmige Röhre wie diese hier kann man schließlich problemlos mittig platzieren.
Strahlt seitlich in den Schirm
Genau das tut eine kleine kreisförmige Röhre doch auch, oder? Ich denke, entscheidend ist hier bloß, ob die Röhre frei liegt. Bei einem Speedlite mit eingebautem Reflektor ist es klar, dass das Licht NICHT (nur) seitlich in den Schirm strahlt, sondern vor allem geradeaus. Damit ist das Speedlite klar unterlegen. Aber in dem Moment, wo ich eine freiliegende Blitzröhre habe, ist das doch nur ein Glaskörper der mit Gas gefüllt ist, welches leuchtet. Ich gehe stark davon aus, dass dieses Licht kugelförmig in alle Richtungen gleich abstrahlt, solange nichts dazwischen ist. Und darin dürfte sich eine längliche Blitzröhre von einer kreisförmigen überhaupt nicht unterscheiden (es sei denn sie ist wirklich sehr lang).
es hängt kein Blitzkopf oder ähnliches im Schirm
Prinzipiell auch richtig. Aber dieses Argument ist umso wichtiger, je größer der Blitzkopf ist. Um direktes Licht von der Blitzröhre zum Subjekt zu vermeiden, muss ja auch bei der länglichen Röhre eine Art Deckel drauf, der mindestens den gleichen Durchmesser hat (eigentlich ein bisschen größer, weil sonst seitlich der Achse doch direktes Licht hinfällt). Wenn man nun alternativ einen Blitzkopf mit kreisförmiger Röhre benutzt, dann muss der natürlich rückwärts (Richtung Scheitelpunkt) gerichtet sein und damit schattet er mehr ab, als nötig wäre. Das ist das Argument. Meine Frage ist hier: macht das irgendwas aus?
Bei meiner Konstruktion verwende ich einen Quadra-A Blitzkopf. Der hat einen Durchmesser von gerade mal 8cm (wirklich der Kopf, nicht die Röhre). Das entspricht 50 cm² abgeschatteter Fläche. Bei 90 cm Schirmdurchmesser (6362 cm² Fläche) bedeutet das eine Abschattung von 0,7% der Fläche. Ich halte das für so wenig, dass es keine Rolle spielt. Auch bei einer länglichen Röhre muss man von der Gesamtfläche ja die mindestens die Fläche des Rohres (bzw. des o.g. Deckels) abziehen. Bei größeren Schirmen wie Deinem ist es sogar noch weniger relevant.
In meiner Vermutung, dass das egal ist, bestärkt mich auch mein Experiment aus dem Blog-Artikel, bei dem ich ja Testbilder mit einer abschirmenden Scheibe und ohne diese Scheibe gemacht haben, die sich praktisch nicht voneinander unterschieden haben. Die Scheibe hat einen Durchmesser von 14,5cm und keine sichtbare Auswirkung auf das resultierende Licht.
Ein weiterer potentieller Nachteil des Blitzes im Schirm könnte das Gewicht des Kopfes sein. Je schwerer der Kopf, desto dicker muss das Rohr sein um nicht durchzuhängen. Der Quadra-Kopf wiegt mit 250g weniger als ein Speedlite und deutlich weniger als das Fokus-Rohr allein, daher bei diesem Kopf auch irrelevant. Und dann muss man natürlich noch ein Kabel führen. Das ist zwar weniger elegant, wirkt sich aber auch nicht auf das Licht aus.
Fazit: ja, Speedlites sind wenig geeignet, und wenn Du sowieso einen Blitzkopf anschaffen willst, da Du keinen leichten kleinen zur Hand hast, dann ist der Weg mit der länglichen Röhre ein sinnvolles Vorgehen. Ich möchte aber die Hypothese aufstellen, dass bei kleinen Blitzröhren (die keine große Ausdehnung in irgendeine Richtung haben) die Bauform im Bezug auf das resultierende Licht unerheblich ist, und dass sich insofern das Ergebnis mit einem Quadra-Kopf o.ä. von dem Ergebnis mit einer länglichen Röhre nicht unterscheiden dürfte.