Fotografen sind ja eigentlich ein kommunikative Zeitgenossen.
Wenn ich unterwegs bin und ich treffe andere Fotografen dann kommt man meistens ins Gespräch. Und wenn nicht, dann grüsst man sich eigentlich freundlich. Ebenso finde ich es als selbsverständlich das man fragt ob man vielleicht im Weg steht.
Zur eigentlichen Story:
ich habe mich gestern mit zwei Freunden zum Fotografieren verabredet. Wir wollten Panos, Langezeitbelichtungen und Nacht-Aufnahmen machen. So weit ... so gut. An der Location angekommen haben wir angefangen zu fotografieren. Die blaue Stunde war vorbei. Es wurde dunkel und nun hiess es Langzeitbelichtungen anzugehen. Es kam ein Pärchen und platzierte sich ein paar Meter neben uns. Er mit einer Spiegelreflex und Sie mit einer Kompaktknipse. Mir ist die Dame schon vorher aufgefallen. Hat Sie doch andauernd mit der Kompaktkamera Fotos gemacht und ständig dabei geblitzt.
Hat uns ja nicht gestört ... sie waren ja weit genug weg. Aber sie hat allen Ernstes versucht eine Industriekulisse in ca. 1 km Entfernung zu blitzen. Ich habe nur Ihre Frage mitbekommen die Sie lautstark an ihren Mann gerichtet hat: "Wieso ist das denn so dunkel?"
Die Antwort konnte ich leider nicht hören. Da gab es den ersten komischen Blick von mir.
Im weiteren Verlauf kamen die Beiden immer näher.
Wir hielten uns an einer Skulptur auf. Und die wollte von den beiden natürlich auch fotografiert werden. Ohne Rücksicht auf uns zu nehmen haben die beiden sich aufgebaut. Und es wurde munter drauflosgeblitzt.
Zur Erinnerung ... wir machten Langzeitbelichtungen bis zu 30 Sekunden.
Meine Freunde und ich haben schon recht laut Anmerkungen gemacht wie z.B. "Das nächste Mal nehme ich meinen Blitz auch mit und blitze anderen direkt ins Objektiv" oder "Ich frage eigentlich immer ob das Blitzen stört"
Dann musste natürlich auch noch gezeigt werden das entfesselt geblitzt werden kann. Zwischendurch mussten natürlich immer wieder mal Einstellungen an der Kamera vorgenommen werden. Das ging nur unter Zuhilfenahme einer Taschenlampe. Und immer schön damit rumgefuchtelt. Mal direkt in die Augen, dann mal wieder in die Objektive. Ich hatte das Sigma 15-30 aufgeschnallt und das ist eh sehr Lensflare-anfällig.
Zwischenzeitlich habe ich dann mal das Objektiv gewechselt und aus "Versehen" öfter mal dem Fotografen auch in die Augen geleuchtet (und ich habe eine helle Lampe mit immerhin 250 Lumen), aber irgendwie hat ihn das überhaupt nicht beeindruckt. Die beiden haben mit ihrer Licht-und Blitzorgie weitergemacht.
Das war mir dann zu viel. Ich habe den Herrn direkt angesprochen ob er das Blitzen nichtmal für ein paar Minuten unterlassen könne, da wir Langzeitbelichtungen machen und die Blitze eher kontraproduktiv sind.
Und schon folgte der nächste Faux Pas. Der gute Mann kam zu uns rüber und lief mir direkt in die gerade laufende Aufnahme rein und blieb dann auch noch genau vor der Kamera stehen.
Ich meinte nur zu Ihm: "Herzlichen Dank, ich mache gerade eine Aufnahme und Sie stehen jetzt direkt im Weg."
Seine Antwort: "Gern geschehen ..." Dann hat er kurz gestutzt und gesagt "Ach ... Sie fotografieren ja in die andere Richtung"
Wahrscheinlich konnte er nicht verstehen das uns die Skulptur gar nicht interessiert hat, sondern die Industrielandschaft.
Freundlich wie ich bin habe ich ihm dann erklärt das wir Belichtungen bis zu 30 Sekunden machen. Hab ihm auch dann mal ein Bild von mir auf der Kamera gezeigt mit der Industrie. Sowas hatte er wohl noch nie gesehen. Es kam ein ehrliches "Boah ... das sieht ja stark aus." Kurz danach sind die Beiden dann abgezogen und wir hatten unsere Ruhe.
Mit hat das Pärchen gut 5 Bilder versaut. Nicht weiter tragisch. Es war ja schon Nacht und die Landschaft lief nicht weg. Die Bilder konnte ich dann nochmal versuchen. Bei einem meiner Kumpel ist eine Pano-Reihe und eine Bracketing - Aufnahme verhunzt worden durch die Blitze. Das hat er aber erst zu Hause gesehen.
Komische Blicke haben die Beiden von uns Dreien allemal bekommen.
