Wenn die Branche der Handwerksfotografen solche Zustände zulässt und die zuständigen Kammern nicht einschreiten, die nach dem Berufsbildungsgesetz in der Sozialpartnerschaft für die Qualität der Ausbildung verantwortlich sind, dann haben die Handwerksfotografen doch genau das bekommen was sie verdienen.
Eine HWK ist nicht dafür da, die Qualität einer Ausbildung aktiv zu überwachen. Wenn ein Auszubildender einen Ansprechpartner braucht, um eine mangelhafte Qualität anzumahnen, kann er sich an die Kammer richten und die wird versuchen zu vermitteln. Man nennt das aktuell "niederschwelliges Beschwerdemanagement". Es gibt ein großes Interesse, ausbildende Betriebe bei Laune zu halten, weil man darauf angewiesen ist, dass sie sich weiterhin engagieren. Außerdem müsste jedem klar sein, dass Millennials nicht immer willig sind, sich für einen Betrieb einzusetzen, sondern die eigenen Vorteile suchen, die nun mal unrealistisch sein können.
Wir haben nicht umsonst ein duales System, in dem Schulunterricht ergänzt und erweitert. Ein Azubi ist gefordet, sich in seiner Freizeit mit der Theorie und Praxis auseinanderzusetzen. Der Betrieb sollte dabei unterstützen und z.B. die Studioausrüstung für eigene Projekte des Azubis zur Verfügung zu stellen (falls vorhanden).
Dass viele Betriebe den Azubi als günstige Arbeitskraft ausnützen, ist gang und gäbe. Das war vor 30 Jahren auch schon so, als man als Fotografenlehrling im Akkord Filme entwickelt und Prints angefertigt hat. Selbst in einem Fotostudio in einer Werbeagentur, in der ich angestellt war, beklagte die Azubine sich bei mir, dass sie im Prinzip nichts darf und mehr für die niedrigen Aufräum- und Helferdienste zuständig war. Das müsste 1994 gewesen sein.
Heutzutage kann es vorkommen, dass ein Lehrling stundenlang Produktbilder freistellen muss, habe ich auch schon erlebt. Die Fotografin im Studio macht die Produktaufnahmen, die Azubine durfte vielleicht mal zuschauen oder abdrücken und dann musste sie jedes Haar mit Pfad freistellen. Normalerweise gibt man solche Arbeiten nach Fernost über geeignete Portale in Auftrag, aber bei solchen Anforderungen, würden selbst die sich weigern.