Obendrein fehlt einem am Cropsensor die Freistellung, die einem das 70-200er am FX-Sensor bietet.

Hm, das mit der "Freistellung" wird immer wieder erwähnt, aber das gehört zu den DX/FX Mythen, die durch Wiederholung auch nicht wahrer werden.
Nehmen wir das 70-200VR und legen uns auf eine Brennweite, sagen wir 100mm fest. A verwendet eine D3, B eine D300. Beide wollen ein Portrait schießen von der selben Person. Es sollte das selbe Bild hinterher ausbelichtet werden.
A stellt also mit seiner D3 fest, dass er NÄHER an die Person herangegehen muß bei fester Brennweite, während B im größeren Abstand benötigt wg des unterschiedlichen Blickwinkels der Kameras. Wenn jetzt beide mit gleicher Blende fotografieren, sagen wir Blende 4, ist die Tiefenschärfe nur noch vom Abstand und dem Unschärfekreis abhängig (oder dem Abbildungsmasstab), da Ausgabe (A4), Brennweite und Blende fest ist. Da A näher dran ist, ist seine Tiefenschärfe in der Tat bei gleichem Unschärfekreis geringer.
Jetzt fällt aber A auf, dass seine D3 viel größere Pixel hat, als die D300 (beide habe bekanntlich 12MP), also sein theoretische kleinester Unschärfekreis, gegeben durch den Pixelabstand bei gleicher Auflösung viel größer ist als der der D300. Da aber der Unschärfekreis in die Berechnung der Schärfentiefe eingeht, je größer der Unschärfekreis, desto größer die Schärfentiefe, stelle B fest, das die Schärfentiefe der D300 doch nahezu identisch zur D3 ist, weil die D300 von B einen viel kleineren Unschärfekreis besitzt.
Die Veränderung des Blickwinkels wird also teilweise durch den größeren Unschärfekreis bei gleicher Pixelzahl des Sensors wieder korrierert!
Genau das hat
Bjørn Rørslett in seiner FX vs DX Phänomenologie schön praktisch demonstiert!
Der Freistellungsmythos gilt nur für ANALOGE FILMKAMERAS, weil dort im wesentlichen der Unschärfekreis theoretisch durch das Filmkorn begrenzt ist, und das ist formatunabhängig. In der Digitalwelt geht noch zusätzlich die Pixelgröße des Sensors ein.
Man muß also ganz genau hinsehen: Es kommt ganz auf den verwendeten Sensor, das Ausgabemedium -- auf 9x12cm ist die Schärfentiefe viel größer als bei 40x60cm, ganz unabhängig von der Kamera-- die Brennweite der Linse, etc an. Da gelten sowiso andere Gesetze. Bei 9x12cm ist das Auge wichtiger als die Kamera!
Man kann natürlich die Brennweite an der D3 verändern und den Abstand gleich lassen, so dass man von der gleichen Position das selbe Motiv aber mit UNTERSCHIEDLICHEN Brennweite fotografiert. Bei unserem 100mm Beispiel wäre vielleicht ein 150mm an der D3 adäquater. Das dann die Tiefenschärfe sich ändert, braucht einem nicht zu wundern. Das ist auch bei der D300 so, wenn ich von einer 100mm zu einer 150mm Linse wechsele!
Die Aussagen, FX stellt besser frei als DX ist, ist bei genauer Betrachtung nicht haltbar. Man muß schon genau sagen, was man damit meint! Bei dem selben Motiv, selber Brennweite und selbem Ausgabemedium stimmt diese pauschale Aussage so einfach nicht
Die ist ebenso falsch, wie die Daumenregel 1/3 vor 2/3 hinter oder 1/2 vor oder 1/2 hinter dem Fokuspunkt, oder die Schärfentiefe hängt nicht von der Brennweite ab (gilt z.B nur bei Makroaufnahmen, wo alleine der Abbildungsmasstab eingeht, sonst eben nicht). Die stimmen manchmal, aber meist sind sie leider falsch. Ist ja eine Daumenregel und keine Faktum.
Daher sind Aussagen, wie
Obendrein fehlt einem am Cropsensor die Freistellung, die einem das 70-200er am FX-Sensor bietet.
eher Bauernregeln, die machmal stimmen, aber meistens leider nicht.