Generell ist meine Meinung auch, daß ein Objektiv auf "Null-Lage" justiert sein muß. Ich hab allerdings bisher das EF-S 17-85 und mein Tamron 28-75 F2.8 erfolgreich angepaßt. Das Canon hatte einen Backfokus, das Tamron einen erheblichen Frontfokus. Funktionierte sehr zuverlässig über alle Brennweitenbereiche bei meinen Exemplaren (wichtig: bei anderen Exemplaren kann das auch fehlschlagen)
Jetzt habe ich mir als Zweitkamera noch eine 40D geholt, die diese AF-Feinjustage nicht hat. Deshalb mußten die Objektive nun doch zum Service, um auf Garantie justiert zu werden.
Bei Zooms kann es sein, daß die AF-Justage unbrauchbar ist (in meinen 2 Fällen hat das allerdings trotzdem erfolgreich funktioniert). Ein dejustiertes Objektiv kann bei unterschiedlichen Brennweiten unterschiedliche Werte eines Fehlfokus' haben, so daß die In-Camera-Justage nur für einen Brennweitenbereich erfolgreich ist. Festbrennweiten sind vom Prinzip her besser zu beherrschen, da hier eben nur eine Brennweite zu stemmen ist.
Wenn ich ein gebrauchtes Objektiv kaufe (z. B. jetzt erst ein altes Sigma 50mm Makro), fühle ich mich wohler, zu wissen, daß die EOS 50D diese Justagemöglichkeit hat und kann so evtl. eine kostenpflichtige Justage (weil Garantie abgelaufen) umgehen.
Nun zu Deinen Fragen bzgl. Umsetzung:
Du brauchst hierfür nichts Spezielles, auch keine Software. Von Fokustests rate ich ab. Die spiegeln nicht das reelle Verhalten wider. Beispielsweise hatte ich mal in meiner Pentax-Ausrüstung ein 17-70, das die Fokustest-Vorlagen mit Bravour meisterte - in der Praxis aber einen Backfokus hatte.
Meine Erfahrung war, daß bei Zooms die kleinste Brennweite bei Offenblende die größten Schwierigkeiten macht - und zwar bisher bei Objekten, die deutlich weiter entfernt waren als das Fokustest-Chart (einige Meter).
Mein Tipp: Fotografiere einfach Gegenstände draußen bei Tageslicht bei Offenblende mit vorgewähltem Fokuspunkt (am besten den mittleren) und beurteile die Schärfe. Hierzu unbedingt mehrere (ca. 5) Bilder vom gleichen Objekt machen und immer neu anfokussieren. Es kann auch mal eine einzelne Fehlfokussierung vorliegen, deshalb mehrere Bilder.
Liegt die Schärfeebene reproduzierbar hinter dem Objekt, gibst Du bei AF-Justage einen negativen Wert ein (mein 17-85 hatte z. B. "-7"). Liegt die Schärfeebene reproduzierbar vor dem fokussierten Objekt (Frontfokus): einen positiven Wert eingeben (z. B. bei meinem Tamron "+11")
Ich hoffe, das hilft Dir ein wenig. Viel Erfolg!