Die Faustregel taugt, wenn man ruhig hält, das Motiv ruhig hält, und man Bilder in 10x15cm entwickeln lässt und sie sich dann im Fotoalbum ansieht. Sie ist also nicht unbrauchbar, aber keinesfalls ist sie tauglich, wenn man die Bilder in starker Vergrößerung betrachtet oder am Bildschirm reinzoomt, jedenfalls nicht, wenn man zuverlässig keine Verwacklungsunschärfe sehen möchte. Per se ist Verwacklungsunschärfe ja nicht immer schlimm, aber wenn man die auch in starker Vergrößerung oder beim reinzoomen nicht sehen will, dann würde ich eher so rechnen: 1/(Brennweite mal 2,5 mal Cropfaktor) = maximale Verschlusszeit. D.h. mit einem 100er wäre das am Kleinbild dann 1/250s, am Crop dann 1/400s. Und das ist dann auch wirklich das Maximum für ruhige Motive und ruhige Hand. In Bewegung, sei es das Motiv oder der Fotograf, braucht es noch deutlich kürzere Verschlusszeiten, wenn man zuverlässig Bewegungsunschärfe ausschließen möchte. Ein Bildstabi kann die Zeit natürlich etwas verlängern.
Bei ruhenden Motiven kann man mit Bildsalven allerdings auch gut die Verschlusszeiten deutlich verlängern, indem man pro Blendenstufe Belichtungszeit die Anzahl der gemachten Aufnahmen verdoppelt.
In kurz: Wenn bei einem 50er eine 1/250s z.B. zuverlässig ein scharfes Bild bringt, kann man aber mit einer 1/60s eine Salve von vier Fotos machen, davon ist dann im Schnitt eines scharf. Entsprechend bei acht Fotos bei 1/30s, oder sechszehn Fotos bei 1/15s.
Das sind ja nur Daumenregeln. Digital kann man ja rumprobieren und schauen, was für einen komfortabel machbar ist. Aber ja, es ist auf jeden Fall immer abhängig vom Bildwinkel. Je spitzer der Bildwinkel (also je länger die Brennweite), desto mehr wird jede Handbewegung vergrößert.