Wenn das Bild verkleinert wird, spielt eine eventuelle Unzulänglichkeit der Optik eine zunehmend kleine Rolle. Bei einer Vergrößerung tritt eine zusätzliche Unschärfe durch Interpolation auf. Beides erschwert eine Einschätzung und einen Vergleich der Objektive.
Dir ist aber schon klar, dass auch die von den Pixelpeepern ständig vorgebetete "100% Ansicht" bereits eine Interpolation darstellt? Denn die dann am Monitor dargestellten RGB-Pixel sind im Mittel dreimal so zahlreich, wie die tatsächlich auf dem Sensor vorhandenen. Mit weiteren Details wie Anti-Aliasing-Filtern, Beugungseffekten, üblicherweise viel zu langen Belichtungszeiten (man denke nur an diese alberne "Faustformel") und ähnlichem will ich die Pixelpeeper erst gar nicht weiter behelligen.
Nein, eine "100% Ansicht" ist erstmal prinzipiell nicht besser oder schlechter als eine in 50% oder 150%, sie ist vielmehr als absoluter Anspruch genauso sinnfrei. Das Maß der Dinge zur Beurteilung muss immer das sein, was am Ende dabei herauskommen soll - nämlich ein
Foto! Und ein solches ist für die Betrachtung am Monitor in der "100% Ansicht" bei einer K20D immerhin so ausgedehnt, dass man zur Betrachtung _sechs_ FullHD-Displays in zwei Reihen vor sich stehen haben muss. Solche Arbeitsplätze sind im Bereich von Brokern an Warenterminbörsen nicht unüblich - bei Fotografen sehe ich sowas selten.
Dass der 100%-Wahn kein brauchbares Kriterium sein kann, sieht man auch daran, dass "100%" an einer K100D eine ganz andere Bildgröße ergibt als an einer K-5. Soll der K100D Besitzer sein Foto jetzt erstmal um den Faktor 1,6 hochskalieren, damit er ein vergleichbar großes Bild wie mit der K-5 bekommt? Nein, dass verlangt niemand - und zwar mit dem Argument, das sei ja eine "erfundene" Auflösung, diese sei interpoliert und tauge damit nicht zur Beurteilung von irgend etwas. Bei diesem zunächst einleuchtenden Argument wird leider vergessen, dass zum einen auch die "100% Ansicht" der K-5 bereits interpoliert ist und dass zum anderen schon bei f/11 die Beugungsscheibchen, die auf den Sensor einer K-5 treffen, bereits größer sind als die Pixel einer K100D, mithin die "100% Ansicht" auch keine größere Nettoauflösung liefern kann wie die 6 MP einer K100D.
Was sollten wir daraus lernen? Nun,
wir dürfen nicht mehr auf die Pixelpeeper mit ihrem 100% Wahn hören - und zwar umso weniger, je höher die Sensorauflösungen werden!
Und die Alternative?
Wir müssen uns bei der Beurteilung von Fotos - gerade auch wenn es um Dinge wie Schärfeeindruck, Rauschen, etc. geht -
am gewünschten Ergebnis orientieren! Also an dem, was wir üblicherweise am Ende als fertiges Foto präsentieren wollen. Und das ist schwierig zu pauschalisieren! Der eine schaut eben seine Fotos nur auf dem FullHD-Monitor an, der nächste macht Papierbilder in 10x15 und wieder ein anderer lässt regelmäßig Poster in 30x45 belichten, die er sich dann mit der Kornlupe anschaut.

So unterschiedlich wie die beabsichtigten Ergebnisse, so unterschiedlich sind dann auch die Bedingungen, unter denen man eine Vorabbewertung am Monitor vornimmt. Letztlich kommt es also auf die gewünschte Ausgabegröße, die verwendete Ausgabeauflösung und den beabsichtigten Betrachtungsabstand an.
Einfaches Beispiel: Ich mache üblicherweise 13x18 Papierbilder (die sind mein persönlicher Kompromiss aus idealer Bildgröße und akzeptablem Preis), ab und an auch mal eine Serie in 20x30. Wenn ich jetzt mal von 13x18 cm² ausgehe und berücksichtige, dass mein Belichter diese in 300 ppi ausgibt (viel mehr wäre auch sinnlos, weil ich eine höhere Ausgabeauflösung aus 30 cm Abstand mit meinem Auge ohnehin nicht auflösen könnte), dann brauche ich 1540x2130 Pixel, es reichen also knappe 3,3 MPixel. Selbst wenn ich die selten genutzten 20x30 cm² bei ebenfalls 300 ppi hernehme, komme ich mit 2360x3540 Pixel, also ca. 8 MP, völlig aus. Und zwar ohne vom fertigen Foto auch nur einen cm weiter weg zu müssen.
Die 8 Megapixel sind übrigens mein persönlicher Maßstab. Nicht nur, weil sie für meine üblichen Ausgabeformate mehr als reichlich sind, sie reichen auch für die handvoll Poster, die ich bisher belichtet habe, weil ich die eben nicht mehr aus 30 cm Abstand sondern von weiter entfernt anschaue. Und genau diese Auflösung ist das, was ich am Ende meines Workflows als JPG aus Lightroom standardmäßig exportiere. Diese 8 MP in "100% Ansicht" sind dann auch die Größe, in der ich mir am Monitor anschaue, ob meine Objektive meinen Ansprüchen genügen, etc.
Übrigens ist dieser Wert von 8 MP zwar nicht der allein seligmachende, aber er wird z.B. nicht ohne Grund auch von DxOMark für die Vergleiche verschiedener Kameras verwendet.
Dem zuvor geschriebenen steht gar nicht entgegen, dass es auch bestimmte Situationen geben mag, wo eine Betrachtung auf "100%" der Sensorauflösung sinnvoll sein mag. Aber die Forderung, _generell_ seine Fotos in dieser Darstellung zu beurteilen, ist keinen Deut besser als die vom OP vorgenommene 400% Darstellung!
cv