Ja, weil man das vorher macht und laufend an die aktuelle
Lichtsituation anpasst. Wenn sich dann ein Motiv auftut muss
man nicht mehr messen, nicht mehr über Korrekturen nachdenken,
sondern einfach nur abdrücken.
Das ist das Wesen der Vorratsmessung.
Ich gestehe einmal, dass ich die Vorratsmessung nicht beherrsche und mich nie ernsthaft mit dem Zonensystem beschäftigt habe.
Ich tu hier dennoch mal ein Beispiel meiner Arbeitsweise kund, für diejenigen die meinen manuell, oder Halbautomatik seinen ein und dasselbe. Das habe ich nämlich auch immer gedacht und bin öfter mal damit reingefallen.
Das stört mich allerdings nicht besonders, knipse ich doch nur aus privatem Vergnügen.
Ein typisches Streetfoto. Ich suche mir in der City bei feinem Licht eine hübsche Stelle, an der ich ein paar Wesen knipsen möchte. Sommerliches Abendlicht, viel Schatten durch Häuser, ein Streifen Licht im Bereich einer Hausecke, in das bitte eine möglichst interessante Person hineintreten solle. Gern eine hübsche, bleiche, alte Dame mit Hut und rotem Schirm, oder ein alter, nobler Herr mit Stock.
Ich stelle meine Knipse auf die Lichtsituation ein, mache einen Probeschuss und und beginne zu warten.
Plötzlich kommt John Coltrane um die Ecke, im schwarzen Ledermantel.
Nun muss ich korrigieren, und zwar möglichst schnell. Sowas passiert häufiger, als man denkt, obschon Coltrane natürlich schon tot ist.
In solchen Fällen wäre ich froh, würde ich nicht ständig nur mit Zeitautomatik, Matrix-, oder Spotmessung und ISO-Auto fotografieren. Denn ich habe dann keine Ahnung, was meine Belichtungsmessung mir für ein Schnäppchen schlagen wird. Liegt das Messfeld auf dem schwarzen Mantel und/oder wird zu stark gewichtet? Oder liegt es vielleicht im Licht?
Ich knipse mit der Leica M, bin also nicht auf einen Treffer mit einem Messfeld angewiesen, kann mich voll auf die Motivgestaltung konzentrieren. Jedwede Korrektur ist bei einer Halbautomatik von den Parametern abhängig, die die jeweilige Messmethode in sich birgt. Habe ich feste Einstellungen gewählt, bedeutet eine Korrektur jedoch eindeutig auch eine andere Belichtung.