Nein, Geschmackssache war und ist es nicht. Aber dieser Irrtum ist in Foren weit verbreitet. Geschmackssache sind vielleicht die Fotos, die es nicht über Foren/social media hinaus schaffen (also vllt. auch die des TE, aber dir geht es ja um mehr, also um "Galerien und Kunstkenner"). Jemand mit einer philosophisch-ästhetischen Bildung, sei sie nun akademisch, praktisch oder im Selbstudium angeeignet, wird bei der Beurteilung von Kunst nie von "Geschmack" sprechen. Insofern diskreditiert der Gebrauch dieses Wortes im Zusammenhang mit dem "offiziellen künstlerischen Canon", der natürlich diskussionswürdig ist, sich selbst. Geschmack ist u.a. und zuvorderst die Benennung der "Befindlichkeit" des Betrachters ("guten" oder "schlechten Geschmack" haben) und nicht die Beurteilung des betrachteten Gegenstands (Kunstwerks), kann also auch nur sehr wenig zur Erkenntnis der Qualität des Kunstwerks beitragen. Die Kategorie "Geschmack" dient demnach lediglich zur Einteilung derjenigen, die sich mit Dingen umgeben, also wieder: Jemand hat guten oder schlechten Geschmack. Ist also ein Differenzierungsmerkmal gesellschaftlicher Gruppen und Einzelpersonen, nicht von (vermeintlichen) Kunstwerken.
Lesenswert dazu ist Adornos Kritik des Geschmacksbegriffs in den Vorlesungen zur Ästhetik von 1958/59.