Diesmal wieder ein Thema mit mehr Spielraum und Interpretationsmöglichkeiten. Und damit leider auch ein Thema, bei dem viele die Festplatte durchwühlen, krampfhaft auf der Suche nach einem vermeintlichen Gegensatz. Dabei verliert man dann gerne mal das Ziel aus den Augen und stellt ein Bild ein, das sehr viel Wohlwollen vom Betrachter verlangt, wenn der einen Gegensatz erkennen will. Ist auch verständlich. Ging mir selbst ja auch schon so. Mir wurde dann aber meist von einer Teilnahme abgeraten, woran ich mich auch gehalten habe.
Wegen der mehr als sonst gegebenen Interpretationsmöglichkeit bin ich diesmal bei der Bewertung etwas anders vorgegangen.
Ich habe mir zu jedem Bild überlegt, welche Assoziationen ich dazu habe. Fällt dabei der Begriff „Gegensatz“ ist das Thema schon mal erfüllt. Fällt der Begriff nicht überlege ich, wo könnte der Fotograf den Gegensatz sehen, wie kann ich das Bild interpretieren, um den Gegensatz zu erkennen. Gelingt mir das, ist das Thema erfüllt. Im Idealfall aber ist der Gegensatz Hauptteil der Bildaussage.
Auf diese Weise habe ich 40 Beiträge gefunden, die das Thema erfüllen. Ziehe ich die ab, die nur mit gutem Willen meine für manchen vielleicht zu strengen Kriterien erfüllen, bleiben noch 35. Das sind gerade mal erschreckende 40%.
OK, es geht hier lediglich um Ruhm und Ehre. Aber trotzdem wäre es schön, wenn der ein oder andere mal etwas überlegt, was er da einstellt und ob das den Vorgaben entspricht. Einfach nur ein starker hell/dunkel Kontrast ist eben noch kein Gegensatz. Vielleicht würde es auch schon reichen, die Vorgaben mal zu lesen (Einer hat es ja sogar geschafft, (zumindest kurzfristig) ein teilweise farbiges Bild einzustellen. Und eines der Bilder ist in duplex und nicht schwarz-weiß).
Zu allem Übel scheint es auch noch so zu sein, dass sich viele beim Bewerten auch nicht im Klaren sind, was denn das Thema ist und Punkte für Bilder verteilen, die zwar gut sind, dafür aber voll am Thema vorbei.
Ein kleiner Tipp: bevor ich Bilder beim Wettbewerb einstelle frage ich Freunde und/oder Kollegen, ob sie mit meinem ausgewählten Bild das vorgegebene Thema verbinden. Wenn das zwei nicht können, werde ich nachdenklich. Spätestens ab dem dritten Zweifler wird das Bild nicht eingestellt.
Der aktuelle Wettbewerb „Schattenspiel“ zeigt aber bereit jetzt schon wieder eine hohe „Thema verfehlt“ Quote. Schade.
Hier nun meine Wertung:
Bild #12 - 1 Punkt
Gut dargestellter Gegensatz. Sehr schön auch der passend zum Gebäude zweigeteilte Himmel. Die ausgefressene Lichter sind für einen ausgewogene Belichtung zu viel, für einen bewussten Effekt zu wenig.
Bild # 30 - 1 Punkt
Toller Gegensatz zwischen weich, flüchtig, fließend und hart, statisch, fest. Gute Bildaufteilung, guter Quantitätskontrast. Ich hab zwar keine Ahnung was das ist, finde es aber trotzdem toll.
Bild # 33 - 1 Punkt
Hier ist der Gegensatz nicht so deutlich, weil nicht Hauptteil des Bildes. Ich sehe Ihn hier in hell/dunkel oder eben/unterbrochen. Sehr gut platziert der knapp NICHT mittige Baum, der die Unterbrechung der hellen Fläche deutlich verstärkt.
Bild # 34 - 1 Punkt
Tolle Perspektive, sehr gut gesehen.
Bild # 51 - 1 Punkt
Schöner Gegensatz zwischen voll/leer, aufgerollt/abgerollt oder einfach hell/dunkel. Gut, dass nicht exakt mittig geteilt und dass die Linien nicht genau senkrecht verlaufen und nicht „entzerrt“ sind.
Bild # 69 - 1 Punkt
frei/gefangen trifft es vielleicht ganz gut. Oder auch in Eile/verweilend.
Bild # 71 - 1 Punkt
Gefällt mir am besten unter den Architektur alt/neu Bildern. Das Spiel mit dem streng begrenzten „alt“ innerhalb des „neu“, wie sich quasi alt und neu gegenseitig neugierig bis misstrauisch betrachten ist es, was mir so gefällt.
Bild # 74 - 1 Punkt
Manche Bilder benötigen einfach keinen Kommentar.
Bild # 81 - 1 Punkt
Schön festgehaltener Gegensatz zwischen statisch und bewegt. Die Bewegungsunschärfe ist gerade richtig, um das Motiv noch zu erkennen und dynamisch genug, um den Gegensatz hervorzuheben. Anschnitt am unteren Bildrand etwas unglücklich. Hintergrund etwas dunkel.
Bild # 84 - 1 Punkt
Keine Umsetzung im „klassischen“ Sinn. Der Gegensatz wird durch die gegengesetzte Fahrtrichtung dargestellt und nicht durch ein gegenüberstellen gegensätzlicher Dinge. Auto und Motorrad könnten diese Aufgabe zwar übernehmen. Doch durch die gut gewählte Bewegungsunschärfe dominiert die Fahrtrichtung und nicht das Gefährt. Die Pfeile unterstützen dabei die Aussage.
Jochen