Da es sich bei einer Kamera um ein Werkzeug handelt, darf sehr wohl die Frage erlaubt sein, ob die Funktionen, die beim Kauf desselben versprochen werden, erfüllt werden.
Bei diesem Werkzeug kommt hinzu, daß die technische Entwicklung am Anfang steht (A7MKI) und nicht nur die Anwender, sondern auch Sony es verstanden haben, daß dieses Model nicht ausgereift ist.
Hauptentwicklungsschritte:
#Sucher
DSLR liefert ein ruhiges und klares Bild; Farben und Kontrastumfang werden korrekt dargestellt. Der Versuch, dieses über einen EVF anzeigen zu lassen, ist bis heute nicht vollumfänglich ausentwickelt. Die Vorteile (Lichtverstärkung, Lupenfunktion, Bildbetrachtung, einblendbare Zusatzinformationen) sind als Features benannt, allerdings ohne Erwähnung, daß es sich dabei um ein grobes Schätzeisen handelt und weit entfernt ist, eine exakte Beurteilung zu ermöglichen. Der EVF der A7MKI rauscht, immer, selbst bei Tageslicht und besonders bei Verwendung der Fokuslupe. Die Fokusebene ist damit nicht erkennbar, sondern nur abschätzbar. Da ich nun 30K Bilder manuell fokussiert (und genügend daneben gesetzt) habe, erlaube ich mir das Urteil: das Teil taugt nichts.
Schaut man sich ein Motiv bei kontrastreichem Licht an, stellt man fest, daß die Bildanzeige die wahren Verhältnisse nicht korrekt darstellt. Bildbereiche werden ohne Zeichnung dargestellt, obwohl sie später im RAW/JPG am Monitor Zeichnung haben. Ich erlaube mir das Urteil: das Teil taugt nichts.
Wer einmal in der Nacht unterwegs war und einen Sternenhimmel fotografiert hat, weiß, daß die (notwendige) Lichtverstärkung das Rauschen und Flimmern so stark erhöht, daß überhaupt keine Bildschärfe mehr erkennbar ist; auch nicht abschätzbar. Potentielle Zeichnung in den Tiefen ist nicht mehr darstellbar und führt zu falschem Feedback.
EVF mit Teleobjektiv: setze ich mein 200mm Tele auf, macht die manuelle Fokussierung "sehr viel Freude", wenn die Fokussierung am springen ist. Leider völlig unbrauchbar. (Liegt auch am fehlenden IBIS).
Da ich nicht faul bin, habe ich mich mit diesem Thema beschäftigt und andere EVFs probiert (Fuji, Leica, Sony A7RMKIII/A9). Deutlich besser. Sony liefert in 2019 jedoch die nächste Entwicklungsstufe; ich erwarte hier einen technischen Stand, der Ruhe ins System bringt.
AF:
Ja, die Kamera verfügt über einen AF; es ist hinreichend bekannt, daß er die Erwartungshaltung von niemanden erfüllt und SONY deshalb schleunigst nachgezogen hat. Er ist auch nicht konkurrenzfähig gegen die Bodies der DSLR Anbieter.
LCD:
Branchenüblich mies. keine Tageslichttauglichkeit, viel zu geringe Auflösung, keine Farbbeurteilung möglich.
Sensor:
Mit 24Mpx hat er eine übliche Auflösung. Ich habe nur wenige Bilder, bei denen ich mich über Sensorreflektionen beschweren kann. Ich stelle aber fest, daß selbst gegen eine A7MKIII die Auflösung/Detailwiedergabe keine Chance hat. Mein Altglas hat einen Schub an der A7III bekommen. Ketzerisch gesprochen: ein Objektiv der 50€ Preisklasse wird am Body der A7MKI nicht ausgereizt. Das liegt wahrscheinlich auch am Tiefpassfilter. Ich halte es aber für albern, sich über die Leistungsfähigkeit von High End Optiken (und den damit verbundenen Preisen) zu unterhalten, wenn ein solcher Sensor als Bremse die Qualität gar nicht umsetzen kann.
FAZIT:
Weder ist eine manuelle noch AF Fotografie zufriedenstellend möglich. Die mir zur Verfügung gestellten Hilfsmittel dieses Werkzeuges reichen nur für eine ungefähre Bildkontrolle aus. Die erzielbare Bildqualität ist klar schlechter, als die mittels einer A7MKIII fotografierte (Details und Rauschen bei hohen ISOs).
Wer also die preiswerteste Kleinbildkamera kauft, erhält auch nur die einfachste Qualität und braucht sich nicht einzubilden, die Standards des Kleinbild-Sensorformats zu haben. Das meine ich auch unter Einbeziehung der DSLR Modelle. Also deutlich gesagt: die A7MKI ist die preiswerteste, aber eben auch die schlechteste Kleinbildkamera, die man sich kaufen kann. Diese Kamera ist trotzdem ihren Preis wert und die erzielbare Bildqualität preisangemessen. Wir haben also hier keine andere Kauferfahrung, als bei anderen Werkzeugen.
Der Kauf eines neuen Werkzeuges ist selbstverständlich an eine bessere (Bild)qualität gekoppelt. Und zwar solange, bis die Digitalisierung die offensichtlichen Probleme überwunden hat (EVF, Rauschen, DR, Auflösung). Wer sich auf Fotografietechnologie alter Zeiten beruft, unterschlägt bewußt, daß es einen Teilbereich darstellt. Es ist völlig richtig, daß auch damals ausdrucksstarke Aufnahmen gemacht wurden, die technisch nicht perfekt waren; dies sogar heute in den Bildlooks simuliert wird. Ich vertrete ebenfalls die Auffassung, daß nicht jedes Bild technisch perfekt sein muß (nicht umsonst fotografiere ich 90% meiner Bilder mit "Altglas". Ich gehöre aber zu denen, die mit einer universell einsetzbaren Kamera rumlaufen wollen. Da erwarte ich auch die Umsetzungsmöglichkeit von technischer Perfektion. Wenn ich Auflösung benötige, sollen die Details da sein, wenn ich Rauschfreiheit benötige, möchte ich kein Rauschen sehen (A7MKI nervt ab ISO800), wenn ich einen AF benötige, brauche ich Treffsicherheit. Ziemlich einfach, aber technisch wohl doch nicht. Die erste Ausgewogenheit bei diesen Kriterien liefert eine A7MKIII. Das sage ich als analog Fotograf und mit Ansprüchen, die sich aus meiner Kleinbild Fotografieerfahrung ableiten lassen. Diese Standards werden sich verschieben, wenn jüngere Fotografen eine A7MKIII als Einstieg kennenlernen. Zwanzig Jahre später wird man über diese Technologie nur noch milde Lächeln können.