Ich muss mal vermuten, was dem TO so an Motiven vorschwebt, aber viele, die die Linse kaufen, wollen damit eben auch kleinere Tiere ablichten.
Das Problem sehe ich dabei zur Zeit eher in einem Dilemma von Olympus für Tierfotografen:
Bei Singvogelaufnahmen (ein für deutsche Fotografen noch am ehesten zu erreichenden Motiv größerer Wildtiere, großes oder scheues Wild braucht meist einen "Ansitz") sieht man jedes Problem sofort (daher ist ein Geldscheintest hier auch ein guter Indikator), diese Motive verzeien nichts !
Hier noch mal dazu das Fazit von Manifredo aus dem von Wolfgang verlinkten Thread:
"... Mein persönliches Fazit zum Vergleich zwischen 70-300 und 150 f2 + EC-20:
Das 70-300er hat seine schärfste Einstellung mit Blende 10 (darüber wird es wieder schlechter). Bei dieser Blende liegt es in etwa gleichauf mit dem 150er [mit Konverter] bei Offenblende (4) !! Mit gleichen Blendeneinstellungen verglichen bildet das 150er sichtbar schärfer und kontrastreicher ab ..."
Die Praxis bringt einen da leider auf den Boden der Tatsachen zurück !
Also:
- man kommt meist (ohne Ansitzzelt) nicht nah genug heran, braucht also mindestens (!) trotz FT-Crop-Faktor 300 mm (bei 400 mm macht eine "angefütterte" Meise im Abstand von rund 7 m nur 1/6 des Bildformates aus, was aber akzeptabel sein kann).
- Beispiel: bei 400 mm und leicht dämmrigem Licht (dann, wenn die Vögel hauptsächlich außerhalb der Brutperiode unterwegs sind, die sich oft auch im Schutz der Vegetation aufhalten) bekommt man z.B. mit ISO 1000 und Blende 6.4 nur Zeiten zwischen 1/80 und 1/200, obwohl man bei 400 mm eigentlich 1/500 bräuchte (um die Bewegung "einzufrieren", nicht wegen des Bildwinkels, da bräuchte man Freihand etwa 1/800, aber ich nutze solche Brennweiten nur auf dem Stativ) - Ergebnis: Futtersilo 100%ig scharf, sich bewegenden Vogel völlig ungenügend mit 90% Ausschuss
Im gleißenden Sonnenschein natürlich bessere Bedingungen, doch meiden Vögel das und das Gefieder ist dann meist auch eine Zumutung, hier gilt auch die Regel wie bei der Makrofotografie, möglichst nicht im direkten Sonnenlicht
- bessere Objektiv-Lichtstärke bedingt gerade bei "geringen" Arbeitsabständen aber auch eine sehr geringe Schärfentiefe [in cm]:
400 mm bei 7 (10) m Arbeitsabstand
F4=2 (!) F5.6=3 F8=4 F11=6
400 mm bei 10 m Arbeitsabstand
F4=5 F5.6=6 F8=9 F11=12
300 mm bei 7 m Arbeitsabstand
F4=4 F5.6=5 F8=8 F11=10
Fazit für mich:
- bei einem sehr gutem Objektiv wie dem 150er (mit EC20) nur F4, wenn es auf Schärfentiefe ankommt, dann gleich den Sprung je nach Lichtverhältnissen wagen zu F10
- bei adaptierten Objektiven gleich auf F8 und "schlechtes" Licht meiden
- man bedenke bei Singvögeln auch die Körpergröße und ihren Aktionsraum, wenn sie "am Platz sitzen", sie drehen sich meistens hin und her in einem Kreis, der der gesamten Körperlänge mit Schwanzfedern entspricht
- eine geringere Brennweite erlaubt, bei gleicher Schärfentiefe weniger für die Schärfentiefe abzublenden = etwas bessere Belichtungszeit bzw. niedrigere ISO nutzbar (= mehr Detailauflösung) und dann Bild in der EBV beschneiden (dazu muss man aber auf eine erstklassige Stabilisierung achten, damit man auch ein Optimum an Schärfe hat, denn besser wird es durch das Croppen nicht)
Weiter meine ich:
- unter den oben beschriebenen (suboptimalen) Lichtbedingungen ist das Scharfstellen via Sucher auch für Nicht-Brillenträgern ein weiterer Faktor, der zu sichtbaren Unschärfen führt; LiveView ist bei diesen agilen Fotomodellen bei keinem Hersteller eine Option (auch wenn der Monitor ablesbar wäre); bei Olympus eigentlich nur per Sucher mit E-3 bzw. E-30 zu realisieren:
und da finde ich: ein z.T. stark springender MF-Mechanismus, wie ich ihn beim 70-300 ausprobieren durfte, ist da für mich ein gewisses Problem, was das Ganze unnötig kompliziert
Ein Ausweg für den weniger Betuchten könnte lauten: Nicht (!) so nah ran, keine Superbrennweite oder gewagte Konverterkombinationen (besser die Tiere an sich gewöhnen und näher ran, also Zeit mitbringen), dafür bessere Stabilisation (gutes Stativ ohne Mittelsäule, Kugelkopf mit sehr gut dosierbarer Friktion wie den CB-5, evt. Hochformatwinkel statt Seitenlage oder Stativschelle drehen), evt. High-ISO-fähige Crop-Kamera (aber kein KB-Format, da dann Brennweitenvorteil entfällt), zumindest aber mutig mal die ISO 1000 nutzen, Bilder beschneiden.
Und dann landet man im Endeffekt zur Zeit dann doch wieder beim nicht gerade günstigen 50-200 mit EC14 oder mit EC20 (dann für Vögel die 400 mm aber nicht nutzen; ich meine ja, das der EC20 da sogar die bessere Option sein könnte, wenn man sich auf ca. 300 mm beschränkt, da das Objektiv mit dem EC14 ganz bis ans etwas weichere lange Ende ausgezogen werden muss und dann auch nur 283 mm erreicht, bei der Kombination mit dem EC20 reicht aber schon ein "Auszug" von 150 mm - aber darüber kann man natürlich streiten).
Das Hauptproblem ist aber, dass sich viele ein 150er mit EC20 (was für diesen Anwendungszweck ein guter Kompromiss wäre) nicht werden leisten können/wollen (neu 2800 Euro?). Ein großer Nachteil bleibt aber Verzicht auf ein Zoom, da muss man sich umgewöhnen, aber ich nutze ja jetzt auch ein adaptiertes 400er.
Olympus hat mit seiner Tradition der Tier- und Makrofotografie (s. OM-4)
hier leider deutlichen Nachholbedarf, wenn man auch meint, gebetsmühlenartig wiederholen zu müssen, "man hätte doch jetzt alles abgedeckt" (beim 7-14er hatte man ja auch erkannt, das sich ein 9-18er lohnen könnte, ich möchte mal wissen, welches dieser beiden Objektive nun mehr zum Konzerngewinn der Fotosparte beigetragen hat).
Das 70-300er sehe ich aus zwei Gründen nicht als die Patentlösung (wohlgemerkt für Singvögel):
- keine werksseitige Stativschelle
- manueller Fokus bei dem Objektiv wegen der Mechanik am langen Ende relativ unsicher
- AF nicht mit allen E-Kameras praktikabel bei Vögeln
- der nutzbare Blendenbereich ist mir zu schmal (F10 für optimale Schärfe und danach kommt dann gleich die Blendenbeugung)
Das auch nicht gerade günstige Sigma-Bigma wäre ein guter Kompromiss, wenn man sich bei Singvögeln auf max. 400 mm beschränkt (bis 300 mm meiner Meinung ohne Probleme jeder Konverterlösung in dem Preissegment ebenbürtig, natürlich nicht mit einem 90-250er ZD oder 2.8/300er ZD vergleichbar, die kosten aber auch das 3-fache).
Man muss mit dem Bigma nur akzeptieren, dass man dann immer mit der großen Lösung unterwegs ist (schweres Dreibein, großer Kugelkopf, großer Fotorucksack). Man braucht 1A-Bandscheiben, das ist nur was für das gezielte Fotografieren von Tieren. Die das Objektiv schnell wieder verkauft haben, haben das wahrscheinlich nicht bedacht.
Aber was soll's: Da habe ich selber allerdings zu lange gezögert, wird ja nicht mehr mit FT-Anschluss hergestellt.
Meine Meinung zur Zeit: Das 70-300 ist für den Zoo u.a. ein wunderbares Objektiv (Einbein sollte man aber mitnehmen und zumindest unter das Objektiv klemmen), leicht, günstig (ähnlich der Alternative 7-14 zu 9-18); für Singvögel in guter Qualität ist es aber ungeeignet - leider. Man sollte da genau wissen, was man will - aber man muss ja auch nicht alles machen
Das 70-300er kann kein Flop sein, wenn die Leute akzeptieren, dass man sich wie früher auch bei der Fotografie mit Wechselobjektiven einen "Objektivpark" anschaffen sollte; es ist deutlich besser als das Superzoom 18-180, es wird nur dann zum (persönlichen) Flop, wenn man es als allein seligmachende Universallösung ansieht, das kann nur zu Enttäuschungen führen.
Ein Flop für Olympus war es ganz sicher nicht, weil man dem Amateur einfach keine bessere Lösung (z.B. ein 5.6/200-400er) im Preissegment eines 50-200er zur Verfügung stellen kann/will. So haben es sicher viele notgedrungen gekauft (und können in Teilen damit sicher auch glücklich werden).
Mit der vermutlichen Neuorientierung von Olympus sehe ich die Chancen für so ein Tiertele leider zur Zeit nicht so rosig.
So jedenfalls meine Meinung zu dem Thema.
viele Grüße
Michael Lindner