Moskau ist sicherer als Frankfurt. Gefährlich ist nur die Zeit zwischen 17.00 Uhr rund 19.00 Uhr. Die Männer, die so in das allgemeine Täterprofil passen, sind in aller Regel dann ab 19.00 Uhr völlig besoffen und können sich nur noch knapp auf den Beinen halten.
Die Metro ist bis 2.00 Uhr morgens auf und macht dann schlagartig zu.
Dazu werden die Wodkaleichen von Drei-Mann-Trupps eingesammelt und in einem der Endbahnhöfe an einen der Pfeiler gelehnt.
Los gehts dann wieder ab 04.00 Uhr.
Gerade die Touristenziele in Moskau sind von der Polizei (oder wem auch immer) perfekt gesichert. Man kann davon ausgehen, dass jeder Moskowite der deinem direkten Blick nicht ausweicht, für einen der Sicherheitsdienste arbeitet und eigentlich damit beschäftigt ist, sich Gedanken zu machen, ob du ein Sicherheitsrisiko darstellst.
Und das ist kein Witz.
Ich bin öfter mal in Moskau. Es empfiehlt sich gewisse Grundregeln einzuhalten.
1. Lasst euer Stativ zu Hause. Ihr werdet es entweder nicht lange haben oder es nicht benutzen. Die Sicherheit ist euch sofort auf den Fersen.
2. Lange Tüten heisst in Russland immer sofort --> Journalist --> Akkreditierung ? --> Hääh? --> Hmmmm. Dawei Towaritsch.
3. In den Kreml darf nichts über 85mm. wobei auf der Fotoliste welche die Sicherheitsleute haben auch Optiken drauf sind, wie das 17-55 von Nikon oder das 18-200. Gott sei Dank sind die so minderbemittelt, dass es nicht auffällt.
Mit einem 70-200 kann man sich das Anstellen sparen. Das klappt nicht. Egal bei welchem Eingang.
4. Soldaten (auch die vor dem Mahnmal an der Kremlmauer) dürfen nicht fotografiert werden. (Manchmal ja, aber manchmal auch nicht.)
5. Generell brauchen Leute die eine journalistische Komponente ausstrahlen eine Akkreditierung. Wo gibt es die? Weiss man nicht.
6. Auf dem Roten Platz darf man nur dann fotografieren, wenn man eine Akkreditierung im Kreml erhalten hat. Wie bekommt man die? Weiss man auch nicht.
Ich habe schon die tollsten Dinge erlebt. Im Frühjahr bin ich an einem Tag zwischen 09.00 Uhr morgens und 01.00 Uhr nachts auf dem Roten Platz insgesamt 4 mal von verschiedenen Diensten "verhaftet" worden. Nach der Kontrolle der Papiere (das Problem ist, man hat keinen Pass, der bleibt im Hotel, daher die Einreise Karte und die Hotelkarte sauber ausfüllen und getrennt einstecken!!) auf Russisch (wer spricht das schon) wird man dann wieder "freigelassen".
Allerdings hatte ich es auch übertrieben, weil ich einfach einmal wissen wollte, wo die Grenzen liegen. Ich war in einem Team unterwegs das politische Rückendeckung hatte und habe mich stark gefühlt.
Bei Fotos in der U-Bahn sollte man auf jeden Fall einen russisch sprechenden Mann (!) dabei haben. Die U-Bahn wird im Millimeterraster von den Behörden per Video überwacht und ist nationaler Sicherheitsbereich. Die Station sind zwar heute schon arg heruntergekommen, aber fotografieren ist dort offiziell immer noch verboten.
Ich habe Anfang des Jahres eine Serie über alle U-Bahnhöfe in Moskau gemacht und hatte die Wahl das offiziell zu machen (dauert 1 Jahr für die Genehmigung und ob man die überhaupt erhält ist auch die Frage) oder inoffiziell.
Ich habe mich für den zweiten Weg entschieden und mir 3 Nächte in diesen lauten und wackeligen Höllenmaschinen um die Ohren gehauen.
Aber wie gesagt. Ohne Dolmetscher bekommt man nicht nur mit den Behörden, sondern auch mit den Einheimischen echten Ärger.
Es fängt bei der Art der Kleidung an und hört bei dem Maschinenpark den man mit sich trägt auf.
Man fällt sofort auf und die Moskowiter werden höchst ungern öffentlich fotografiert.
Insgesamt ist die Fotosituation in Russland immer noch von totalitären Ängsten geprägt.
Klare Regeln gibt es nicht und ich habe immer einen grösseren Rubelschein in meine Papiere eingelegt.
Meine Papiere habe ich bisher immer ohne Probleme zurückbekommen.